28.6.20

Maeve Binchy: Das Herz von Dublin

Das Buch besteht aus mehreren Kurzgeschichten. Ich habe nur die erste gelesen und das Buch dann abgebrochen.

Carmel, 50 Jahre alt, verschickt an die engsten Freunde eine Einladung zum Dinner. In vier Wochen soll das stattfinden. Ihr Mann Dermot erfährt davon allerdings von einem Freund. Was ihn unheimlich aufregt, hat doch auch seine Geliebte, mit der er seit zwei Jahren zusammen ist, eine Einladung bekommen. Als er Carmel zur Rede stellt, lässt sie ihn höflich, aber bestimmt abblitzen. Aufregung herrscht auch bei den Eingeladenen, die natürlich von dem Verhältnis wissen und nun grübeln, ob Carmel selbst es auch weiß oder nicht.
Derweil trifft sich Carmel mit einem Joe in seinem Hotel.

Ich gehe mal davon aus, dass Carmel Bescheid weiß über das Verhältnis, dann spielt sie ihre Rolle verdammt gut. Die Töchter treffen sich, um zu besprechen, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Die Freunde grübeln darüber, ob sie Bescheid weiß. Derweil scheint sie irgend etwas auszuhecken.

Gerade, als die Geschichte begann, mir zu gefallen und ich gespannt war, wie sie zu Ende geht, ist sie auch schon zu Ende. Sehr abrupt und ohne Auflösung. Und lässt mich unzufrieden zurück.
Ich mag hin und wieder eine Geschichte, bei der das Ende offen ist; bei der ich mir nach dem Zuklappen des Buches ausmalen kann, auf welche Art und Weise sie weitergehen könnte.
Aber hier ist das nicht so. Ich weiß, was Carmel vor hat, und ich finde es nicht gut. Weil ich mir vorstellen kann, dass sie auf Dauer damit nicht glücklich wird. Aber wer bin ich, dass ich ihr Vorhaltungen machen würde. Wir sind alle Menschen und machen unsere Fehler.

25.6.20

Romanfiguren auf Briefmarken

Arsène Lupin ist eine Romanfigur des französischen Autors Maurice Leblanc. Der fiktive Meisterdieb ist äußerst populär in Frankreich und im französischsprachigen Teil von Kanada.
Arsène Raoul Lupin ist ein Gentleman. Geboren 1874 als Sohn von Henriette d’Andrésy und Théophraste Lupin, genoss er eine hervorragende Ausbildung in Jura und Medizin, wobei er sich auf die Dermatologie spezialisierte. Neben Latein und Griechisch beherrscht er mehrere moderne Sprachen fließend. Er ist Meister der Verkleidungskunst sowie verschiedener Kampfsportarten und ein ausgesprochener Kunstkenner – in der hohlen Nadel in Étretat hortet er auserlesene Kunstschätze, darunter die Mona Lisa von Leonardo da Vinci.
Lupin ist formvollendet im Umgang mit dem schönen Geschlecht. Er verabscheut Gewalt und tötet dementsprechend nur in Notwehr. Er genießt in den Romanen – wie auch in der realen Welt – die Sympathien der breiten Allgemeinheit, da seine Opfer stets auf fragwürdige Weise zu ihrem Reichtum gekommen sind. Im Laufe der Zeit steigt Lupin vom Gegner der Behörden zu ihrem Helfer auf – was sicherlich auch durch die Karriere seines Schöpfers bedingt ist.


Fantomas  ist der Titel eines französischen Kriminalromans von Pierre Souvestre und Marcel Allain. Es ist gleichzeitig der Name der Hauptfigur dieses Romans und 31 weiterer, welche im Monatstakt zwischen Februar 1911 und September 1913 bei Arthème Fayard erschienen. Nach Souvestres Tod schrieb Marcel Allain zwischen 1926 und 1963 vierzehn weitere Fantômas-Abenteuer.
Fantômas ist ein skrupelloser und zugleich genialer Schurke. Seine Verbrechen zeichnen sich aus durch Brutalität und Einfallsreichtum. So füllt er Parfümflaschen in einem Kaufhaus in Paris mit Schwefelsäure, setzt pestverseuchte Ratten auf einem Passagierschiff aus oder zwingt ein Opfer, seine eigene Hinrichtung zu erleben, indem er es mit dem Gesicht nach oben in eine Guillotine zwingt.
Die gemeinsam erstellten Romane wurden gleichzeitig, kapitelweise, in getrennten Zimmern auf Wachswalzen gesprochen, die später von zwei Gruppen von Stenografinnen ausgewertet wurden. Nur so war es möglich, das Pensum von einem Buch pro Monat zu bewältigen. In Vorgesprächen losten Souvestre und Allain die zu erstellenden Kapitel aus. Aufgrund des Zeitdrucks, unter dem die nach Zeilen bezahlten Autoren standen, haben sie die Kapitel des jeweils anderen oftmals gar nicht gelesen und selbst ihre eigenen Werke nicht korrekturgelesen.


Jules Maigret ist eine literarische Figur des belgischen Schriftstellers Georges Simenon, die Hauptfigur in 103 Kriminalromanen (auch Maigret-Romane genannt, in Abgrenzung zu Simenons Non-Maigret-Romanen) und einigen Kurzgeschichten.
Er ist ein Beamter der Pariser Kriminalpolizei, mit Ausnahme weniger Geschichten bekleidet er den Dienstrang eines Kommissars und ist Leiter der Mordkommission. Maigret ist der Sohn eines Gutsverwalters aus der Provinz (Schloss Paray-le-Frésil, nahe der Stadt Moulins im Département Allier). Dort wurde er 1887 geboren, manchen Quellen zufolge auch 1885 oder 1884. Letzteres erscheint als das wahrscheinlichste Geburtsjahr, da im selben Jahr Simenons Vater geboren wurde. Darüber hinaus wird Maigrets Alter im Roman Maigret und der verstorbene Monsieur Gallet mit 45 angegeben (der Roman spielt im Sommer 1930). Als alternativen Geburtsort Maigrets findet man oft auch Saint-Fiacre. Maigret trägt fast immer Hut und Mantel, trinkt am liebsten Bier, raucht Pfeife, die z. T. auch für psychologische Kriegführung in Verhören eingesetzt wird.
Immer wiederkehrende Orte sind sein Büro am Quai des Orfèvres und seine Wohnung am Boulevard Richard Lenoir, die er zusammen mit seiner Frau Henriette (in den Geschichten fast nur „Madame Maigret“ genannt) bewohnt. Das Ehepaar hat keine Kinder, wobei erwähnt wird, dass beide gerne welche gehabt hätten. Maigret wird als berühmter Kommissar immer wieder in die Provinz gerufen. Auch nach seiner Pensionierung ermittelt er noch weiter.
Als beste Verkörperungen des Kommissars galten Simenon die Schauspieler Jean Gabin und Rupert Davies.



Nestor Burma 1 - Die lange Nacht von St. Germain des Prés  ist ein vom französischen Schriftsteller Léo Malet erfundener Privatdetektiv, wohnhaft in der Rue de Mogador, Paris.
Der Romanheld Nestor Burma kam 1927 aus Montpellier in die Hauptstadt und verkehrte zunächst in anarchistischen Kreisen. Später eröffnete er die Detektei Fiat Lux, die zur Zeit der Romane drei Angestellte hat: die in Nestor Burma hoffnungslos verliebte Sekretärin Hélène Chatelain sowie zwei Außendienstmitarbeiter, Roger Zavatter und Louis Reboul.
Nestor Burma befindet sich, wie viele Romandetektive, in ständiger Konkurrenz zur Polizei, speziell zu Kommissar Florimond Faroux. Der Ruf von Nestor Burma bei der Polizei ist jedoch gut und gelegentlich führt er auch verdeckte Aufträge für den Staat durch. Im Zweifelsfall agiert Nestor Burma allerdings allein und seine Fälle löst er vor allem durch Gespür und seine Kontakte, die sich über ganz Paris erstrecken. Er steht in der Tradition amerikanischer Detektive wie Sam Spade und Philip Marlowe, hat aber deutlich mehr Humor und sein Erscheinungsbild, Maßanzüge und exzentrische Pfeife, weist eine eigene Note aus.
Die ersten Romane entstanden Anfang der 1940er Jahre – noch ortsungebunden – vor dem Hintergrund des Krieges und der deutschen Besatzung. Erst zwischen 1954 und 1959 entstanden die meisten Romane der berühmten Serie Die neuen Geheimnisse von Paris mit der Idee, jede Folge in einem anderen Pariser Arrondissement spielen zu lassen. Die zuletzt vom rororo-Verlag herausgegebenen Taschenbücher enthalten einen so genannten „Nachgang“. Diese, von Peter Stephan geschriebenen, ausführlichen Anhänge, führen den Leser durch das im Roman behandelte Arrondissement. Allerdings 30 Jahre später – im modernen Paris von heute.


Rocambole wurde geschaffen vom französischen Schriftsteller Pierre Alexis Ponson du Terrail im 19. Jahrhundert . Die Figur des Rocambole bedeutet für das Genre des Abenteuer- und Kriminalromans den Übergang des alten gotischen Romans zur modernen heroischen Fiktion. Als rocambolesque wird im Französischen und in anderen Sprachen jede Art von fantastischem Abenteuer bezeichnet.
Man lernt Rocambole (rok-äh-Bohl) als Waise und sehr findigen Jugendlichen kennen. Er unterstützt zuerst den bösen Andrea de Felipone, auch bekannt als Sir Williams, in seinem Kampf gegen Andrea’s Halbbruder, dem Comte de Kergaz. Eine wichtige Partnerin im Kampf ist eine Kurtisane mit einem Herz aus Gold und einem furchtlosen Temperament, Louise Charmet, alias Baccarat.
Letztere Romane schildern Rocambole als furchtlosen Held, als Bekämpfer einer Vielzahl von Bösewichten wie die Thuggee, etc. Er hat um sich herum eine Clique von ebenso talentierten Mitarbeitern gescharrt.


Joseph Joséphin, Rouletabille genannt, ist ein fiktiver Reporter, erstellt von Gaston Leroux in seinem Kriminalroman Das Geheimnis des gelben Zimmers  im Jahr 1907.
Im Alter von sechzehn Jahren arbeitet Joseph Joséphin als kleiner Reporter der Zeitung Die Zeit. Seine Kollegen nannten ihn Rouletabille, da sein Kopf rund wie ein Mühlstein und rot gefärbt wie eine Tomate ist. Klein und immer in guter Stimmung zieht er leicht die Sympathien aller auf seine Idee. Er ist ausgestattet mit einem seltenen Talent, das hier nicht verraten werden soll.

19.6.20

Carlos Ruiz Zafón

Friedhof der vergessenen Bücher

Ich habe nicht viele Lieblingsschriftsteller*innen. Es gibt nur einige wenige, deren Bücher ich gerne lese. Und nur zwei Schriftsteller sind es, denen ich das Prädikat "Meine liebsten Geschichtenerzähler" gegeben habe. Das sind Carlos Ruiz Zafón und Arturo Pérez-Reverte.

Carlos Ruiz Zafón ist heute im Alter von 55 Jahren in Los Angeles an einer Krebskrankheit gestorben. In meinen vielen Lexika über Schriftsteller*innen taucht sein Name leider nicht auf und auch Wikipedia bietet nicht viel zu seinem Leben.

Er wurde in Barcelona geboren und besuchte dort die Jesuitenschule Sarrià (Col·legi de Sant Ignasi). Diese Schule hat, wie er sagte, seine Fantasie angeregt, da sie sich in einem gotischen Schloss aus rotem Backstein, mit Türmen und geheimen Gängen befand.

Zunächst hat er in Barcelona in einer Werbeagentur gearbeitet. Seit 1994 konzentrierte er sich dann in Los Angeles auf das Schreiben von Romanen und Drehbüchern und war für die spanischen Zeitungen El País und La Vanguardia als Journalist tätig.

Sein erstes Romanwerk war die Nebel-Trilogie, bestehend aus den Büchern Der Fürst des Nebels, Der Mitternachtspalast und Der dunkle Wächter.

Nach dem vierten Jugendbuch Marina folgten dann die Romane, die ihn so richtig berühmt gemacht haben: Die Geschichten um den Friedhof der vergessenen Bücher, bestehend aus Der Schatten des Windes, Das Spiel des Engels, Der Gefangene des Himmels, Das Labyrinth der Lichter und als Geschenk Zafóns an seine Leser*innen Der Fürst des Parnass, in dem er erzählt, wie alles begann. Zafón verzichtete auf sein Honorar, das, vom Verlag aufgerundet, dem Sozialwerk des Deutschen Buchhandels zugutekommt.

Als Der Schatten des Windes erschien, bekam es zwar keine große Aufmerksamkeit, entwickelte sich dann aber in kurzer Zeit zu einem Bestseller und war wochenlang auf den spanischen Bestsellerlisten. Zafón wurde in seinem Heimatland zur Sensation des Jahres 2002. Und auch bei uns in Deutschland wurde es zum Bestseller. An zwanzig Länder wurden die Publikationsrechte verkauft, zum Beispiel nach Skandinavien, Australien, Israel, Griechenland und und und.

Ich bin sehr traurig, dass dieser tolle Geschichtenerzähler von uns gegangen ist. Ich werde seine Bücher in Ehren halten.

Beatrix Jones Farrand


Beatrix Jones Farrand wurde am 19. Juni 1872 in New York City geboren. Sie war eine US-amerikanische Landschaftsgärtnerin und Landschaftsarchitektin. Ihre Aufträge bestanden aus der Gestaltung von botanischen Gärten, Gärten von großen Anwesen und Landsitzen, Parkanlagen und Universitäten.
Ihre bekanntesten Arbeiten sind die Gestaltung des Jacqueline Kennedy Garden und des White House Rose Garden des Weißen Hauses. Mit ihrem Stil hat sie das US-amerikanische Bild von Landschaftsarchitektur wesentlich geprägt.

Farrand war die einzige Frau der American Society of Landscape Architects und 1899 eines der Gründungsmitglieder. Sie hat während ihrer 50-jährigen Karriere circa 200 Gärten gestaltet und betreut. Einer ihrer wichtigsten Mentoren war Charles Sprague Sargent. Ihre Aufzeichnungen werden in den Environmental Design Archives der University of California, Berkeley und der Harvard University Library (Arnold Arboretum Archives) bewahrt.

18.6.20

Dem Vergessen entrissen - Hans Moral

Bevor ich 2001 nach Ostfriesland zog, habe ich mich gut drei Jahre zuvor mit der Rostocker Geschichte beschäftigt. Besonders interessiert hatte mich auch da schon, wie Rostock mit seinen jüdischen Mitbürgern umgegangen ist.
Nun ist das ja schon ein paar Jährchen her und mir ist nur noch im Gedächtnis geblieben, dass die Uni Rostock die erste Institution war, die ihre jüdischen Professoren entlassen hat, als es brenzlig wurde.

Herausgegeben wurde das Heft 1986 vom Rat der Stadt Rostock.


Hans Moral wurde am 8. September 1885 in Berlin geboren. Sein Vater war ein wohlhabender Kaufmann. Nach dem Schulbesuch erwarb er 1905 sein Reifezeugnis. Er studierte Zahnheilkunde und bestand bis 1911 das zahnärztliche und ärztliche Staatsexamen. Bis 1912 promovierte er zum Dr. der Medizin und der Philosophie.
Im Oktober 1913 kam Hans Moral nach Rostock; er erhielt eine Assistentenstelle am zahnärztlichen Institut der Universität und durfte ein Jahr später schon Vorlesungen an der Uni halten. Er entwickelte sich zu einem hervorragenden Forscher und Arzt auf seinem Gebiet.
Bis 1923 war er dann schon ordentlicher Professor der medizinischen Fakultät. Als ordentlicher Professor konnte er sicher sein; er war in dieser Position unkündbar. Nur die Disziplinarkammer konnte ihn entlassen.
Moral wurde auch im Ausland bekannt, war Mitglied ausländischer Zahnarztverbände und unternahm zahlreiche Vortragsreisen. Dass er seine Forschungsergebnisse auch im Ausland verbreitete, wurde ihm später als "Vaterlandsverrat" vorgeworfen. Man machte ihm auch den Vorwurf, im Ersten Weltkrieg nicht gedient zu haben. Und den Antisemitismus bekam er vor allem von den freipraktizierenden Zahnärzten zu spüren.
1932/33 steigerte sich das. Moral, der ohnehin nicht der Gesündeste war, litt nun auch unter Depressionen.
Der faschistische Reichskommissar Hildebrandt forderte Hans Moral Anfang April 1933 auf, freiwillig von seinem Lehrstuhl zurückzutreten. Ansonsten würde er abberufen. Fürsprecher hatte er nur im engsten Kreis seiner Mitarbeiter und durch seinen Freund Max Reinmöller.

Wie verzweifelt, aber gleichzeitig auch hoffnungsvoll er war, zeigt dieser Brief vom 14. April 1933 an den Rektor der Uni:

Magnifizens!
Das neue Beamtengesetz stösst mich in eine zweite Klasse von Menschen, darin liegt eine Ehrabschneidung, die ich nicht ertragen kann. Ich habe durch 20 Jahre meine Pflicht an der Universität getan und habe mir nichts zu schulden kommen lassen. Einen Dank für diese Tätigkeit verlange ich nicht, aber ich habe es auch nicht verdient, dass ich entehrt werde. Zugleich mit meinem Amt verliere ich aber auch meine Existenzmöglichkeit, sodass mir in der Tat nichts anderes bleibt, wie aus diesem Leben zu gehen. Mein letzter Gedanke gehört der Universität, möge sie sich weiter gut entwickeln und über sie nicht dasselbe Unglück hereinbrechen, das heute über mich hereingebrochen ist...

Schon am 8. März 1933 schrieb er einen Abschiedsbrief an die Medizinische Fakultät der Uni Rostock:

Die Entwicklung in Deutschland geht einen Weg, der wahrscheinlich zur Folge haben wird, daß man mich aus meinem Lehramt entfernt. Ich habe zwar meine Pflicht getan und habe nichts getan oder unterlassen, was als schlecht oder straffällig anzusehen wäre ... Ich bin Jude und habe nie ein Hehl daraus gemacht, ich bin aber meiner ganzen Einstellung nach Deutscher und bin immer stolz darauf gewesen, ein Deutscher zu sein, ein Deutscher, dessen Konfession die jüdische ist. Ich lehne es auch ab, aus äußeren Gründen, meine Konfession zu wechseln.

Hans Moral hätte Deutschland verlassen können. Ein Rechtsbeistand von ihm erledigte die bürokratischen Erfordernisse. Doch er hatte wohl nicht mehr die Kraft, durchzuhalten.

Am 6. August 1933 starb Hans Moral an einer Überdosis Veronal.

Er erhielt in Rostock auch einen Stolperstein.

17.6.20

Ossip Schubin



Ossip Schubin, Pseudonym für Aloisia (Lola) Kirschner, wurde am 17. Juni 1854 im Prager Stadtteil Smíchov als zweites von drei Kindern in eine jüdischstämmige Familie geboren. Groß geworden ist sie auf dem abgeschiedenen Gut ihrer Eltern in Lochkov. Nach dem frühen Tod des Vaters unternahm die Mutter mit Ossip und ihrer Schwester Marie weite Reisen, zum Beispiel nach München, Paris, Brüssel, Sankt Petersburg und Rom. Hierbei wurde sie in Künstler- und Gelehrtenkreise eingeführt. So lernte sie George Sand, Alfred Meissnerl und Iwan Sergejewitsch Turgenew kennen. Aus Turgenjews Roman "Helena" entlieh sie sich ihr Pseudonym Ossip Schubin.

Als deutschsprachige böhmische Schriftstellerin schilderte sie vor allem das Salon- und Gesellschaftsleben ihrer Zeit. Die Prager Bohemia veröffentlichte ihre erste Novelle "Verkannt und verfehlt". Es folgten weitere Veröffentlichungen in den Zeitschriften Schorers Familienblatt, Deutsche Rundschau und Über Land und Meer. In ihren Werken propagierte sie das friedliche Zusammenleben der Völker Europas.

Sie war zu ihren Lebzeiten eine bekannte Schriftstellerin, doch nach ihrem Tod wurde ihr Werk mit dem aufkommenden Nationalsozialismus rasch vergessen.

Ossip Schubin starb am 10. Februar 1934 auf Schloss Košátky in der Tschechoslowakei.

Quelle: Wikipedia

Zitate

Wir erschrecken manchmal vor der plötzlichen Erfüllung eines Wunsches, den wir unerreichbar glaubten.

Quelle: Schubin, Asbéin. Aus dem Leben eines Virtuosen, 1888

12.6.20

Reiner Engelmann: Kinder: ausgegrenzt und ausgebeutet

Welttag gegen Kinderarbeit


Dieses Buch brennt mir auf der Seele. Weil es um Kinder geht. Um ihre Rechte, die ihnen mit der Kinderrechtskonvention zustehen (außer von den USA und Somalia wurde der Vertrag von allen UN-Mitgliedsstaaten unterzeichnet).
Aber wie schaut es wirklich aus? Reiner Engelmann ist dem nachgegangen. Er wurde 1952 in Völkenroth geboren, war im Schuldienst tätig, wo er sich besonders in den Bereichen der Leseförderung, der Gewaltprävention und der Kinder- und Menschenrechtsbildung starkmachte. Er organisiert für Schulklassen und Erwachsene regelmäßig Studienfahrten nach Auschwitz.

Die 54 Artikel der Konvention bauen auf vier Grundprinzipien auf:

1. Überlebensrechte, z. B. das Recht auf ausreichende Ernährung, das Recht auf angemessene Wohn- und Lebensverhältnisse und das Recht auf eine umfassende Gesundheitsvorsorge

2. Entwicklungsrechte, z. B. das Recht auf Bildung und das Recht auf Religionsfreiheit

3. Schutzrechte, z. B. das Recht auf Schutz vor Gewalt, das Recht auf Schutz vor sexuellem Missbrauch und das Recht auf Schutz vor Ausbeutung

4. Beteiligungsrechte, z. B. das Recht auf Beteiligung an für Kinder relevanten Entscheidungsprozessen und das Recht auf freie Meinungsäußerung

Aber wie schaut es tatsächlich aus?

– Immer noch leben Kinder auf der Straße
– Immer noch müssen Kinder arbeiten, um ihr Überleben zu sichern
– Immer noch werden Kinder in Sklaverei und Schuldknechtschaft gezwungen
– Immer noch gehen Kinder nicht zur Schule, z. B. weil sie „nur“ Mädchen oder Angehörige ethnischer Minderheiten sind oder weil ihre Familien sich den Schulbesuch nicht leisten können
– Immer noch werden Kinder zur Prostitution gezwungen und sexuell missbraucht und ausgebeutet
– Immer noch werden Kinder als handelbare Ware betrachtet und verkauft
– Immer noch sind Kinder auf der Flucht vor Krieg, Hunger und Verfolgung
– Immer noch sterben Kinder an Krankheiten, die vermeidbar sind oder leicht zu behandeln wären
– Immer noch leben Kinder unterhalb der Armutsgrenze, auch in reichen Industrielndern, wie z. B. in Deutschland
– Immer noch werden Kinder zwangsweise als Soldaten rekrutiert
– Immer noch werden Kinder inhaftiert, gefoltert, zum Tode verurteilt und hingerichtet

Ich gehe einfach mal davon aus, dass es Herrn Engelmann nicht stört, wenn ich dies mal so aus seinem Buch entnehme. Ich wüsste einfach nicht, wie ich es mit meinen Worten besser hätte schreiben können.

Alle fünf Jahre muss Bericht erstattet werden. Aber seit 1990, seit dem gilt diese Konvention, hat sich anscheinend kaum etwas geändert. Obwohl es doch eine Reihe von Organisationen und anderen Gruppen gibt, die sich für die Rechte der Kinder einsetzt.

Mudhakar und seine Eltern zum Beispiel arbeiten in Indien in einem Steinbruch. Aus diesen Steinen werden Grabsteine gemacht, die u. a. in Deutschland preiswert verkauft werden.
Mudhakars Vater ist krank. Er hat den Husten, den jeder bekommt, der hier arbeitet. Seine Mutter hat vor zwei Wochen ein Baby bekommen. Trotzdem muss sie schon wieder arbeiten. Mudhakars Schwester ist nicht der einzige Säugling hier, deren Mutter im Steinbruch arbeitet. Der Besitzer lässt den Babys Heroin geben, damit sie nicht schreien.
Mit acht Jahren fing Mudhakar an, im Steinbruch zu arbeiten. Das ist nun fünf Jahre her. Damals wurde seine Mutter sterbenskrank. Für den Arzt und die Medikamente verschuldete sich die Familie.
Ungebildet, wie der Vater war, nahm er beim Steinbruchbesitzer einen Kredit auf, aus dem er nie wieder rauskommen würde. 20 Prozent Zinsen verlangte der Halsabschneider wöchentlich. Mudhakar sollte im Bruch arbeiten, doch wie sollte er das je abarbeiten.
So kam es, dass alsbald die ganze Familie hier schuften musste, auch Mudhakars Schwester und Bruder.
Es ist eine tödliche Arbeit. Alte Männer gibt es hier im Steinbruch nicht. Der Staub legt sich auf die Lungen und lässt sie sterben, wenn ihre Kinder noch jung sind.
Zwölf Stunden müssen sie täglich arbeiten. Es passiert schon mal, dass jemand fliehen will. Doch wer es nicht schafft, wird ausgepeitscht. Und wohin sollte Mudhakar schon. Er hatte doch nichts und die Familie konnte er nicht im Stich lassen. Der Vater würde nicht mehr lange durchhalten, dann müsste er sich um alle kümmern.

Dies ist nur ein Beispiel, wie gegen das Recht der Kinder verstoßen wird! Es ist unglaublich und gewissenlos, was wir unseren Kindern antun!
Ungefähr 370 Millionen Kinder zwischen 5 und 14 Jahren arbeiten unter Bedingungen, die nicht gut für sie sind. 72 Millionen Kinder (zumeist Mädchen) erhalten keine Schulbildung. Circa 100 Millionen Kinder leben auf der Straße. Hunderttausende werden von Sextouristen oder im eigenen Heim sexuell missbraucht. 300.000 Kinder kämpfen als Kindersoldaten. Mancherorts werden sie nur auf einen Verdacht hin inhaftiert oder auf der Straße erschossen. Und in manchen Ländern wird sogar die Todesstrafe verhängt und vollstreckt.

Das sind Zahlen, die wir uns viel öfter bewusst machen sollten. Wir sollten öfter mal Informationen darüber einholen, wie einige Firmen ihre Produkte so billig verkaufen können und diese Firmen abstrafen, indem wir nicht bei ihnen kaufen.
Das wäre auch ein lohnenswertes Projekt für die Medien. Statt über Stars und Sternchen sollten sie viel öfter darüber berichten, wie das Recht der Kinder vielerorts mit Füßen getreten wird. Und vor allem, welche Firmen sich dadurch bereichern.

3.6.20

Hedwig Courths-Mahler

Hedwig Courths-Maler wurde am 18. Februar 1867 als Ernestine Friederike Elisabeth Mahler in Nebra (Unstrut) geboren.

Noch vor ihrer Geburt starb ihr Vater, sodass sie als Halbwaise bei einem Schusterehepaar in Weißenfels aufwuchs. Um Geld zu verdienen, verließ sie früh die Schule und arbeitete in Leipzig als Gesellschafterin und Vorleserin für eine alte Dame. Dort entdeckte sie die Liebe zum Schreiben.

Ihre erste Erzählung "Wo die Heide blüht" schrieb sie mit 17 und sie wurde in einer Lokalzeitung abgedruckt. Dann arbeitete sie in Halle als Verkäuferin.

1889 heiratet sie in Leipzig den Maler Fritz Courth. Sie bekamen zwei Töchter. Der Fortsetzungsroman "Licht und Schatten" erschien 1904 im "Chemnitzer Tageblatt". Danach ließ sie das Schreibfieber nicht mehr los. Jährlich schrieb sie mehrere Romane, 1920 allein 14 Stück.
Ab 1905 lebte Hedwig Courth-Mahler 30 Jahre lang in Berlin. Sie war Mitglied der Reichskulturkammer und förderndes Mitglied der SS. Ab 1935 gab es kaum noch Neuauflagen von ihr, da sie sich weigerte, ihre Romane nationalsozialistischen Vorgaben anzupassen.
1950 starb sie in Rottach-Egern, wo sie auch beerdigt wurde.

Hedwig Courth-Mahler hat insgesamt 208 Unterhaltungsromane und
-novellen geschrieben. Die Einbände ihrer Bücher wurden meist von ihrem Mann gestaltet.
Ihre Geschichten haben alle das gleiche Schema: den Standesunterschied. Liebende aus verschiedenen Klassen kämpfen gegen Intrigen um ihre Liebe, erlangen Reichtum und Ansehen.
Ein einziger ihrer Romane, "Wir sind allzumal Sünder", hatte kein Happy-End und wird vom Publikum abgelehnt.

Hedwig Courth-Mahler starb am 26. November 1950 in Rottach-Egern.