27.10.20

Maria Marc: Das Herz droht mir manchmal zu zerspringen - Mein Leben mit Franz Marc


Franz Marc gilt als einer der bedeutendsten Maler des Expressionismus in Deutschland. Er war Mitbegründer der Redaktionsgemeinschaft "Der Blaue Reiter", die am 18. Dezember 1911 ihre erste Ausstellung in München eröffnete.

In diesem Buch kommt Maria Marc zu Wort. Sie war seine Wegbegleiterin und nach vielen Hindernissen seine Ehefrau.

Brigitte Roßbeck hat die handschriftlich verfassten Memoiren von Maria Marc zusammengefasst.

Maria Marcs Erinnerungen wurden mit diesem Buch erstmals veröffentlicht. Sie hütete alles Biografische wie einen Schatz. Auf den Gefährten sollte kein Schatten fallen, und so beschönigte sie das, was sie wohl dosiert freigab, makellos.

Marias Vater war Bankdirektor, so wuchs sie in gutbürgerlichen Verhältnissen auf. Sie besuchte ein Lyzeum, nahm Klavierstunden und sang im Chor der Berliner Sing-Akademie. Auch ihr schöpferisches Talent wurde gefördert. Sie machte eine Ausbildung zur Zeichenlehrerin und nahm ein Studium an der Berliner Königlichen Kunstschule auf. Ihr heimlicher Traum war es, als Künstlerin existieren zu können.

"In den Jahren meines Alleinseins nach dem Tode von Franz Marc wurde in mir der Wunsch lebendig, Erinnerungen an mein Leben mit ihm aufzuschreiben; ich musste so viel an dieses Leben denken, das ihn und uns beide so wunderliche Wege geführt hatte. Obwohl die Erlebnisse selber ungewöhnlich genug waren, beschäftigte mich viel mehr der Sinn, den sie für uns gehabt hatten. Und es wurde mir bald klar und im Laufe der Jahre immer klarer, welch ein tiefer Sinn sich hinter allen Begebenheiten verbarg."

Sie hatte eine im Verborgen gebliebene Herz-Schmerz-Geschichte hinter sich, als sie 1905 erst mal nur kurz den Kunstakademieflüchtling und Kollegen Franz Marc traf. Im Februar 1906 lernte sie ihn dann näher kennen. Recht früh erkannte sie, dass sie ihn liebt.

Doch bevor sie wirklich für ein Jahrzehnt ein Paar werden konnten, verging eine ganze Zeit.

Da es ein dünnes Buch ist, möchte ich an dieser Stelle nichts weiter dazu schreiben. Es lohnt sich aber, diese beiden Menschen auf ihrem Weg zueinander zu begleiten.

14.10.20

Ellis Peters: Der Ruf der Nachtigall


 Dieses Buch ist der 13. und letzte Krimi von der Inspector-George-Felse-Serie. Sie erschien zwischen 1951 und 1978. Ist also schon ein Weilchen her. So ein bisschen erinnert mich dieser Krimi an "Emil und die Detektive".

Der Fall wird von einer Gruppe Schuljungen gelöst. Als der unbeliebte Antiquitätenhändler Arthur Rainbow vom Kirchturm fällt, ist Bossie Augenzeuge, wie jemand den Turm verlässt. Kurz darauf wird er selbst fast Opfer eines Autoanschlags. Inspector Felse hat sich des Falls angenommen. Aber es ist schwierig. Alle Dorfbewohner wünschten Rainbow zum Teufel. Alle sind verdächtig und alle wissen von nichts. Auch Bossie, der dem Inspector zwar Rede und Antwort steht, hütet noch ein Geheimnis. Das bringt ihn wiederum in noch größere Gefahr.

Ich habe das Buch mit Genuss gelesen. Ellis Peters hat einen schönen Schreibstil, der es mir schwer gemacht hat, das Buch mal aus der Hand zu legen.

11.10.20

Thomas Bleitner: Frauen der 1920er Jahre - Glamour, Stil, Avantgarde

Die Zwanziger Jahre müssen wie ein Befreiungsschlag gewesen sein. Die Menschen sahen ihr Schicksal als Chance, ihr Leben unabhängig und nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. In England und Amerika waren es die "Roaring Twenties", in Frankreich die "Années Folles" und bei uns in Deutschland die "Goldenen Zwanziger" (obwohl hier "Arbeitslosigkeit und Inflation am höchsten waren und ein ökonomischer Aufschwung auf sich warten ließ").

Die Frauen sahen jetzt ihre Chance, sich zu emanzipieren und neue Freiheiten zu gewinnen. Das Frauenwahlrecht war verwirklicht. Viele Männer sind im Krieg geblieben, sodass Frauen plötzlich Ausbildungschancen und beruflich ganz andere Möglichkeiten hatten, als je zuvor. Sie brachen in Männerdomänen ein, passten ihr Freizeitverhalten an "und entdeckten dabei die großen Vorzüge der frisch gewonnenen Autonomie: Sie bevölkerten Cafés, Bars, Clubs und Cabarets und verliehen dem Kultur- und Nachtleben der Metropolen einen neuen Charakter".

Mit dem Einbrechen der Weltwirtschaftskrise im Oktober 1929 waren die Goldenen Zwanziger abrupt Geschichte. Die meisten Frauen wurden in ihr Korsett zurückgeworfen.

Die Frauen in diesem Buch - so unterschiedliche Lebenswege sie auch gingen - verkörpern diese Zwanziger Jahre.

"Die Frau ist es müde geworden, das Ideal des Mannes zu sein."
Robert Musil, 1929

Das Buch ist in fünf Kapitel eingeteilt: Literatur und Kunst, Society und Mode, Fotografie und Film, Cabaret und Tanz und Abenteuer und Sport.

Zudem ist es von den Abmessungen höher und breiter als meine anderen Bücher aus der Sammlung der schönen Bücher für Frauen des Elisabeth Sandmann Verlages (es passt stehend nicht mal in mein dafür vorgesehenes Regalfach). Die Lesenden können sich somit auf wundervolle großformatige Fotos der hier vorgestellten Frauen freuen.

Folgende Frauen könnt ihr hier kennenlernen bzw. wieder treffen:

Literatur und Kunst: Zelda Fitzgerald, Nancy Cunard, Dorothy Parker und Tamara de Lempicka

Society und Mode: Luisa Casati, Coco Chanel, Elsa Schiaparelli, Lee Miller

Fotografie und Film: Claude Cahun, Clara Bow, Louise Brooks

Cabaret und Tanz: Anita Berber, Kiki de Montparnasse, Lavinia Schulz, Josephine Baker

Abenteuer und Sport: Amelia Earhart, Suzanne Lenglen, Clärenore Stinnes

Bevor die einzelnen Frauen vorgestellt werden, gibt es zu jedem Thema noch eine informative Zusammenfassung.

 

7.10.20

Anna Stepanowna Politkowskaja

Gedenken an Anna Politkowskaja (Moskau 2006)

 

„Wenn ich getötet werde, sucht den Mörder im Kreml“

Wer möchte diesem Zitat widersprechen? Es ist doch immer wieder dasselbe Muster: Systemkritische Menschen werden verhaften, eingesperrt, umgebracht. Ein Verdächtiger wird nie gefunden, es gibt keine Anklage, von einer Verurteilung ganz zu schweigen. Anna Politkowskaja war die 13. Journalistin, die unter Putins Amt ums Leben kam. 

Anna Politkowskaja wurde am 30. August 1958 in New York geboren. Als russisch-amerikanische Reporterin, Autorin und Menschenrechtsaktivistin bekannt wurde sie durch Reportagen und Bücher über den Krieg in Tschetschenien, über Korruption im russischen Verteidigungsministerium und dem Oberkommando der Streitkräfte in Tschetschenien.

1978 heiratete sie Alexander Politkowski, schloss zwei Jahre später das Journalismus-Studium an der Moskauer Lomonossow-Universität ab und arbeitete danach bis 1993 bei verschiedenen Zeitungen und Verlagen. Von 1994-99 war sie leitende Redakteurin, Kommentatorin und stellvertretende Chefredakteurin bei der Wochenzeitung "Obschtschaja Gaseta".

Im Westen sah man sie als unabhängige Journalistin, doch in Russland galt sie bei vielen Kollegen als Nestbeschmutzerin und in russisch-nationalistischen Kreisen als „Feindin des russischen Volkes“. Nach ihren Angaben war sie 2004 Opfer eines Giftanschlags.

Anna Politkowskaja wurde am 7. Oktober 2006 gegen 16.03 Uhr im Fahrstuhl ihres Hochhauses durch mehrere Schüsse ermordet. Es war der Geburtstag des russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Und der Westen schwieg. 

"Wo bleibt der öffentliche Protest der internationalen Organisationen? Schweigen auf dem innenpolitischen Parkett in Deutschland! Kommunikationsroutine! Haben Journalistenorganisationen zu den Ereignissen keinen eigenen Debattenbeitrag zu leisten? Wo sind die Proteste der Künstler, der Theater- und Filmemacher? Nur Einzelne melden sich zu Wort. Die Reaktionen bleiben dürftig. Verharren wir in einer Betroffenheitspose und fürchten uns nur vor der Kritik am Energielieferanten Russland? Hat uns die Zivilcourage in den westlichen Demokratien nun vollends verlassen? Wo bleiben die Demonstranten und die Reaktionen der Gorbi-Freunde von einst, die darauf hinweisen, dass sich hier ein Mensch, die Mutter zweier Kinder, um der Wahrheit willen geopfert hat? Reicht es, wenn Menschenrechtsorganisationen für uns stellvertretend „Presse-Statements“ formulieren, die nicht mehr als Nachrichtenfutter für die internationalen Newsagenturen sind – am nächsten Tag schon vergessen?"

(Norbert Schreiber: Chronik eines angekündigten Mordes. Wieser Verlag, Klagenfurt 2007)

Im Erscheinungsjahr dieses Buches, 2007, teilte die russische Staatsanwaltschaft mit, dass der Auftraggeber des Mordes im Ausland lebe. Alle wussten, dass damit Boris Beresowski, der wegen Meinungsverschiedenheiten mit seinem ehemaligen Protegé Wladimir Putin nach Großbritannien emigrierte, gemeint war. Mehr als 80 Prozent der Hörer von "Echo Moskau" bezweifelten dies.

Eine Chronik zu der Morduntersuchung gibt es auf Wikipedia.

Zwischen Dezember 2003 und September 2005 entstand ihr "Russisches Tagebuch". Sie schreibt über die Kälte von Putins Machtsystem und beklagte die Blindheit und mutwillige Ignoranz des Westens gegenüber den Missständen in ihrer Heimat. 

"Mit analytischer Schärfe benennt sie Verletzungen fundamentaler Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit und deren Auswirkungen auf eine Bevölkerung, die sich resigniert aus der politischen Verantwortung verabschiedet hat", aus der Begründung der Jury des Geschwister-Scholl-Preises 2007.

Zum Schluss die Frage: "Habe ich Angst?"

Quelle: Wikipedia

6.10.20

Marie Le Jars de Gournay


 Die Eltern der französischen Schriftstellerin, Philosophin und Frauenrechtlerin Marie Le Jars de Gournay (6. Oktober 1565 - 13. Juli 1645) versagten ihr eine Ausbildung, sodass sie sich ihr Wissen selbst aneignete. Sie las heimlich die Bücher aus der Bibliothek des Vaters und lernte Latein, indem sie lateinische Texte mit der französischen Übersetzung verglich. Trotzdem wurde sie eine der gebildetsten Frauen ihrer Zeit.

Sie lernte  Michel de Montaigne kennen, der sie bei seinem Tod 1592 zur Verwalterin seines literarischen Nachlasses bestimmte.

Von Heinrich IV. erhielt sie eine kleine Pension. Sie hatte viele Verehrer, doch sie weigerte sich zeitlebens zu heiraten.

Je älter sie wurde, desto mehr wurde sie von literarischen Kreisen verspottet.

Als die Hexenverbrennungen ihren Höhepunkt erreichten, kritisierte sie scharf, dass Frauen weder Bildung noch Besitz zugestanden wurde: "Frauen sind das Geschlecht, dem man alle Güter versagt [...] um ihm als einziges Glück und ausschließliche Tugend die Unwissenheit, den Anschein der Dummheit und das Dienen zu bestimmen."

5.10.20

Susanne Oswald: Der kleine Strickladen in den Highlands - 1

Klappentext

Eisige Winde fegen über den Loch Lomond, und die Hügel der Highlands glühen in den Farben des Herbstes. Erst seit Kurzem weiß Maighread, dass in dieser zauberhaften Landschaft ihre Wurzeln liegen, denn hier lebt ihre Großmutter. Vielleicht ist ein Ausflug in die Vergangenheit ihrer Familie genau die Ablenkung, die sie nach der Trennung von ihrem Freund braucht. Allerdings ist Maighreads Großmutter vorerst alles andere als begeistert vom Auftauchen ihrer Enkelin. Aber Maighread hat genug zu tun, schließlich hat der gemütliche Wollladen in dem kleinen Ort am Loch Lomond ihren heimlichen Traum von solch einem Strickparadies geweckt. Vielleicht ist es genau diese Leidenschaft für das Handarbeiten, die Maighread und ihre Großmutter näher zusammenbringt.



Ich brauche mal eine Geschichte fürs Herz. Aber nicht nur irgendeine Liebesgeschichte, nein, es sollte auch um mein zweites Hobby, die Handarbeit, gehen. 

Mit dem Buch Violet hatte ich zwar einen Tipp bekommen, dass es in der Geschichte ums Sticken (mein persönlicher Favorit beim Handarbeiten) geht und ich habe mir das Buch auch schon zugelegt. Doch ich finde es derzeit nicht.

Maighread, die sich gerade von ihrem Freund getrennt hat und ihren Job aufgegeben hat, erfährt von der Mutter, dass ihre Großeltern gar nicht gestorben sind, sondern noch leben. Für Maighread eine Lebenslüge, die sie der Mutter nicht so schnell verzeihen kann, noch dazu, wo die ihr auch nicht die ganze Wahrheit sagen will.

So macht sich Maighread mit ihrem Hund auf den Weg nach Loch Lomond in den Highlands, um die Großeltern zu suchen.

Der Start ist nicht optimal, fast am Ziel angelangt, gerät sie in ein Unwetter und landet erst einmal bei Joshua McLoughlin. Nach einer Nacht in dessen Gästezimmer und gut gefrühstückt macht sie sich auf den Weg zur Großmutter, die ihr die Tür vor der Nase zuschlägt.

Ich kann Maighread so gut verstehen und ich freue mich, dass sich die Geschichte für Maighread - da gehe ich einfach mal von aus - in Wohlgefallen auflöst.

Es ist so ein richtig schönes Wohlfühlbuch - passend zum ungemütlichen Wetter und eine schöne Abwechslung nach all dem Biografischen, das ich in letzter Zeit gelesen habe. Besonders schön finde ich, wie Susanne Oswald die Liebe Maighreads zur Wolle und dem Stricken beschreibt. Da wird mir ganz warm ums Herz.

 
Buchbeginn

"Das war schon lange überfällig. Sieh dir nur den alten Kram an. Wie gut, dass du hier bist und mir hilfst, mein Schatz.
Maighreads Mum Lindsay lächelte ihre Tochter kurz an, wischte sich mit dem Ärmel ihres Karohemds die rotblonden Haare aus der verschwitzten Stirn und betrachtete zufrieden das Chaos um sich herum.
Wie gut, das du hier bist, der Satz hallte in Maighreads Gedanken nach. Sie schluckte, die Worte schmerzten, rieben wie kratzige Wolle auf ihrer wunden Seele.

4.10.20

Lena Johannson: Die Malerin des Nordlichts

Nur ein paar Gedanken:

Eine richtige Biografie scheint es über Signe Munch nicht zu geben, der Wiki-Artikel gibt nicht viel über sie her, über ihre Bilder ist dort gar nichts zu erfahren und auch im Netz finde ich kaum etwas.

Laut dem Buch hat sie neben Einzelbildern einen ganzen Zyklus zu den Sünden gemalt. Ein bisschen wird dort auch darauf eingegangen, wie diese Bilder zustande kamen. Das waren äußerst private Situationen. Oder das Verhältnis zu ihrem Onkel Edvund Munch. Oder zu ihrer Mutter - das war ganz speziell. Das ist zwar alles sehr interessant, allerdings weiß ich nicht, inwieweit das wahr ist oder der Fantasie der Autorin entsprungen ist. Und als jemand, die sich für Biografien, Tagebücher und Briefe interessiert, gefällt mir das überhaupt nicht.


Und trotzdem bekommt das Buch von mir die volle Punktzahl. Als Roman, was das Buch ja nun mal ist, hat es mir nämlich richtig gut gefallen. Die Zeit, in der Signe lebt, wird interessant beschrieben. Ihren ersten Mann bekommt sie quasi vom Vater aufgehalst. Bei dem konnte sie ihre Kunst nicht ausüben. Auch die Ehe war nicht glücklich. Es war überhaupt nicht daran zu denken, dass sie da als Malerin aufgehen konnte.

Ganz anders bei ihrem zweiten Mann, Einar Siebke. Ihn lernte sie erst mit Ende 30 kennen und er war das ganze Gegenteil und neun Jahre jünger, was damals wohl auch nicht so häufig vorkam. Er war ein Theatermann und Musiklehrer. Bei ihm konnte sie frei sein. Er ging seiner Beschäftigung nach und ließ ihr den Freiraum, den sie für ihre Kunst benötigte. Das machte sie zwar glücklich, aber sie fiel auch ins alte Rollenbild. Sie vernachlässigte die Malerei für den Haushalt, fürs Kochen, damit Einar was zu Essen hat, wenn er nach Hause kommt. Einer muss das ja machen.

Was Einar richtiggehend enttäuscht; wenn es ihm zu schmutzig wird, macht er es schon sauber und wenn er hungrig ist, macht er sich was zu essen. So recht einig werden konnten sich die beiden da wohl nicht.

1.10.20

Elsa Blöcher

 


Elsa Blöcher, geboren am 1. Oktober 1900 in Wallau (Lahn), war eine deutsche Lehrerin, Historikerin und Buchautorin. Sie starb am 2. Juni 1995.

Nach dem Zweiten Weltkrieg betrieb sie Geschichtsforschung des Hessischen Hinterlandes und wurde Vorstandsmitglied und dann Vorsitzende des Hinterländer Geschichtsvereines. Aufsätze und Bücher zur Landesgeschichte veröffentlichte sie dann ab den 1950er Jahren.