31.5.21

Rick Gekoski

 


Der am 25. August 1944 in St. Louis geborene Richard Abraham ("Rick") Gekoski ist nicht nur Schriftsteller, sondern auch Rundfunksprecher, Verleger und Händler von seltenen Büchern. 1954 zog die Familie - Vater Bernard, Rechtsanwalt, Mutter Edith, Sozialarbeiterin - nach Huntington, wo Rick Gekoski bis 1962 die High School besuchte und an der University of Pennsylvania 1966 seinen Bachelor machte. Dann ging er nach England, um in Englischer Literatur an der University of Oxford zu promovieren. 1965 wurde er zum Phi Beta Kappa gewählt.

Ab Mitte der 1980er Jahre begann er, mit seltenen Büchern zu handeln. Er kaufte und verkaufte Erstausgaben, Manuskripte, Archivalien und Kunstwerke mit Bezug zur Literatur. The Guardian brachte die Buchverkaufsaktivitäten von Gekoski auf den Punkt: „Gekoski liebt es, eine bessere Klasse von Büchern zu haben als der Rest von uns und hat es durch Geschick, Glück und Chuzpe geschafft.“ Er gilt weltweit als einer der führenden Händler. Über seine Aktivitäten kann man auf der Homepage nachlesen.

Selbst schrieb er über Lieblingsthemen wie Fußball, seltene Bücher und das Lesen an sich. Wie z. B. Eine Nacht mit Lolita - Begegnungen mit Menschen und Büchern - das einzige Buch von ihm, das ins Deutsche übersetzt wurde. Hier berichtet Gekoski anhand von 15 Beispielen, wie der Handel mit seltenen Büchern vonstatten gehen kann. Und das ist äußerst interessant. Weil es halt nicht nur bedeutet, dass man ein Buch erwirbt und versucht, es teurer zu verkaufen. Das wurde auch bei H. P. Kraus ganz toll beschrieben. Colm Tóibin bezeichnete ihn als „ein hervorragendes Beispiel für einen natürlichen und geschickten Geschichtenerzähler“ und das britische Magazin Tatler beschrieb ihn als den Bill Bryson der Buchwelt.

Rick Gekoski gründete auch zwei Privatdruckereien: The Sixth Chamber Press und zusammen mit T. G. Rosenthal The Bridgewater Press. Diese brachten limitierte Auflagen bekannter Schriftsteller heraus. Er moderierte für BBC Radio 4 als Gast-Kommentator eine Reihe zum Thema Buchhandel und seltene Bücher mit dem Titel Rare Books. Rare People und war 2005 Jurymitglied beim Booker Prize.

Rick Gekoski ist verheiratet mit Belinda Kitchin und Vater einer Tochter und eines Sohnes.


Eine Nacht mit Lolita - Die ersten Sätze

Zuerst sah ich sie bei einem Freund - es war Liebe auf den ersten Blick. Damals, 1969, war ich vierundzwanzig Jahre alt und brütete über meiner Doktorarbeit in Englischer Literatur. Es war eine aufregende Zeit, und ich fühlte mich auf doppelter Weise sehr empfänglich: für das Leben in Oxford und für die berauschende Atmosphäre der späten Sechziger. Doch der Augenblick meiner Verwandlung hatte nichts Psychedelisches an sich, er war ziemlich prosaisch. Im Bücherregal meines Freundes stand, wie ich bemerkte, inmitten der üblichen kunterbunten Mischung aus Lehrbüchern und abgegriffenen Taschenbüchern eine zwanzigbändige Ausgabe von Charles Dickens' Werken, gebunden in braunem Leinen.

30.5.21

Christianna Brand

 Die brit. Schriftstellerin Christianna Brand wurde am 17. Dezember 1907 in Britisch-Malaysia geboren (geborene Mary Christianna Milne, seit ihrer Heirat Mary Christianna Milne Lewis). Internationale Bekanntheit erlangte sie vor allem durch ihre Kriminalromane. Sie veröffentlichte auch unter den Pseudonymen Mary Ann Ashe, Annabel Jones, Mary Roland und China Thomson.



Katz und Maus

Katinka Jones, Briefkastentante bei einer Frauenzeitschrift, erhält seltsame Briefe einer gewissen ›Amista‹. Bei einem Besuch in Südwales stellt sie fest, daß es diese ›Amista‹ gar nicht gibt.

Hat sie nie existiert – oder ist sie verschwunden?

Vielleicht kann Carlyon, ihr angeblicher Vormund, diese Frage beantworten ...

Marie Sophie von La Roche


 Marie Sophie von La Roche geb. Gutermann von Gutershofen wurde am 6. Dezember 1730 in Kaufbeuren geboren. Sie war eine deutsche Schriftstellerin und Salonnière, die in der Zeit der Aufklärung im Stil der Empfindsamkeit schrieb. Sie gilt als erste finanziell unabhängige Berufsschriftstellerin in Deutschland. La Roche war Herausgeberin und Autorin der ersten deutschen Frauenzeitschrift Pomona.



Sophie von La Roche entwirft in ihrer Geschichte des Fräuleins von Sternheim, zuerst 1771 erschienen, die utopische Vision einer Frau, die die Werte und Bezugssysteme der höfisch-männlichen Gesellschaft des 18. Jahrhunderts durch eine ländlich-weibliche Gesellschaft ersetzt, die auf der Grundlage "übender Tugend" gedacht ist. Der Roman endet mit einer weiblichen Utopie.



Dea Trier Morch

geb. 9. Dezember 1941 in Kopenhagen
gest. 26. Mai 2001

Ich habe im Netz zwar einige deutsche Titel der dänischen Künstlerin und Schriftstellerin Dea Trier Morch gefunden, doch sie selbst scheint bei uns nicht so bekannt zu sein.

Sie studierte an der Königlich Dänischen Akademie der Schönen Künste Malerei. Ihr erstes Buch, Sorgmunter socialisme. Sovjetiske raderinger, erschienen 1968, ist mit eigenen Radierungen illustriert und berichtet von ihren Reisen in die Sowjetunion. Sie war Mitglied in der Dänischen Kommunistischen Partei und hat das 1969 das sozial orientierte Kulturkollektiv "Rote Mutter" mitbegründet. 

Das auch ins Deutsche übersetzte Vinterbørn (Winterkinder) basiert auf persönlicher Erfahrung, wurde in 22 Sprachen übersetzt und gipfelte 1979 in Astrid Henning-Jensens preisgekrönter Verfilmung. Auch in anderen Werke geht es um Familie und Sozialismus. Veröffentlicht wurden auch noch Reisebücher.


 Winterkinder

„Ein Kind zur Welt zu bringen, das ist wie eine Reise in ein fremdes Land. Das war es, was ich fühlte, als ich meine drei Kinder im Abstand von wenigen Jahren bekam. Aber es ist ein Land, das sich von allen anderen unterscheidet, weil man nie dorthin zurückkehren kann. Da ich befürchtete, daß dieses Land für immer verschwinden könnte, schrieb und illustrierte ich meinen Roman ,Winterkinder‘.“

Dea Trier Morch stellt in ihrem Buch eine Gruppe von Frauen vor, die sich um die Jahreswende 1974/75 in der Spezialabteilung einer Kopenhagener Geburtsklinik befinden. Die Empfindungen der Mütter während dieser Zeit und der Vorgang der Geburt werden ebenso geschildert wie das Leben der Frauen außerhalb der abgeschirmten Welt der Klinik, das von ihrem unterschiedlichen sozialen Status geprägt ist.

Die Autorin erhielt für „Winterkinder“, die in Dänemark in kurzer Zeit zum Bestseller wurden, den Goldenen Lorbeer des Buchhändlerklubs. Das Buch wurde verfilmt und in verschiedenen Sprachen übertragen.

VEB Hinstorff Verlag Rostock, 1979
Mit 15 Linolschnitten der Autorin

29.5.21

Margarete Neumann

Margarete Neumann (19.2.1917-4.3.2002) war nach dem Krieg Neubäuerin in Mecklenburg und Leichtmetallschweißerin in Halle (Saale); sie arbeitete als Hilfsarbeiterin im Neubrandenburger Ölheizgerätewerk und als Schichtarbeiterin in der Abteilung Gase des Petrolchemischen Kombinates Schwedt. Seit 1952 lebte sie als freie Schriftstellerin. Margarete Neumann galt als parteinahe Schriftstellerin und Vertreterin des sozialistischen Realismus in der DDR.


Lene Bastians Geschichte
Novellen, 1956

Diesmal ist es ein Sammelband mit zehn Novellen und Skizzen, den uns Margarete Neumann vorlegt, zehn kleine Kostbarkeiten, die man gern gelesen hat und bei deren Lektüre man ungern gestört sein wollte. Der Band bestätigt erneut ihr Talent und den guten Ruf, den sie als Erzählerin genießt. Dabei geht es hier nicht um große ökonomische Umwälzungen. Es sind Kleinigkeiten, die sie darstellt, alltägliche Begebenheiten, an denen wir gewöhnlich achtlos vorübergehen. Margarete Neumann macht sie uns wichtig.

Oft bedauert man, daß die Geschichte schon zu Ende ist. Man wünscht mehr zu wissen über den jungen Mann und das Fräulein im S-Bahn-Abteil oder den Mann, der sieben Lieder dichtete, weil er sieben Geliebte hatte.

Wie geht es weiter? Aber gerade weil es nicht „weitergeht“, weil Margarete Neumann nur andeutet, nichts breit ausführt, sind die Geschichten so reizvoll.

Aufbau-Verlag Berlin 1956

15.5.21

Marian Engel

geb. 24. Mai 1933 in Toronto, Ontario
gest. 16. Februar 1985 in Toronto, Ontario

Ihre ersten Lebensjahre verbrachte Marian Ruth Engel, geb. Passmore, in Pflegefamilien, bis sie dann von Frederick Searle und Mary Elizabeth (Fletcher) Passmore adoptiert wurde. Die Familie zog oft um, sodass sie ihre Kindheit in Port Arthur, Brantford, Galt, Hamilton und Sarnia im Südwesten von Ontario verbrachte. Sie studierte an der McMaster University in Hamilton, Ontario, und an der McGill-Universität in Montreal und unterrichtete nach dem Studium an der McGill-Universität und der University of Montana. Ihr Mentor an der McGill war der Autor Hugh MacLennan, mit dem sie bis zu ihrem Tod korrespondierte. Mit einem Stipendium studierte sie an der Université d'Aix-Marseille in Aix-en Provence, Frankreich, ein Jahr französische Literatur und arbeitete im Anschluss in England als Übersetzerin und war tätig an ihrem unveröffentlichten Manuskript Women Travelling Alone.

Marian Engel lernte den Krimi-Autor und Radioproduzenten der Canadian Broadcasting Corporation (CBC) kennen und heiratete ihn 1962 in England. Zwei Jahre später war das Paar zurück in Toronto, wo sie eine Familie gründeten. Sie bekamen Zwillinge und Marian verfolgte ihre Karriere als Schriftstellerin. 1977 ließ sich das Paar nach zweijähriger Trennung scheiden.

In den folgenden Jahren unterrichtete Marian Engel an verschiedenen Unis.

Schon zu Beginn der 1970er-Jahre setzte sich Marian Engel leidenschaftlich für die Rechte kanadischer Schriftsteller*innen auf nationaler und internationaler Ebene ein. 1973 wurde die Writers Union of Canada gegründet, deren erste Vorsitzende sie war; auch die ersten Treffen fanden in ihrem Haus in Toronto statt. Sie half auch dabei, die Public Lending Right Commission von 1975 bis 1978 als Treuhänder im Toronto Public Library Board einzusetzen. Und sie engagierte sich für Renten für Schriftsteller*innen und Lizenzgebühren aus Bibliotheksleihen.

Sie skizzierte eine Vision für eine Autorenentschädigung auf der Grundlage von Statistiken zur Bibliotheksauflage. Sie argumentierte, dass von den Autor*innen erwartet werde, dass sie von dieser dampfförmigen Substanz Prestige leben, und schlug vor, dass die unentgeltliche Verwendung der Werke kanadischer Schriftsteller*innen eine Verletzung des Urheberrechts darstellt (siehe Maclean-Leitartikel Unsere Autoren werden abgezockt von 1974.

Marian Engel gehört zu den wichtigsten Vertreterinnen zeitgenössischer kanadischer Literatur. Meistens stehen Frauen mit ihren täglichen Lebenserfahrungen in ihren Büchern im Mittelpunkt. Sie beschäftigte sich mit Beziehungen zwischen Müttern und Töchtern, die auf Erkundungen der Identitätsbildung und subjektiven Erfahrungen beruhten. Auch doppelte Identitäten war ein häufiges Thema bei ihr, um die Herausforderung der Wahl zwischen dem Hin und Her des täglichen Lebens zu veranschaulichen - nämlich traditionelle Geschlechterrollen und die imaginäre Möglichkeit des Anderen.  Die Autorin Alice Munro bemerkte, dass Engel eine der ersten war, die das Leben von Frauen in ihrer verworrensten Form untersuchte, um zu zeigen, dass es möglich war, nicht nur zu schreiben, sondern auch veröffentlicht zu werden, wenn man über weibliche Erfahrungen schreibt. 

Zu ihren Werken gehören auch drei Kinderbücher.

Ihr berühmtestes und umstrittenstes Werk ist die Novelle Bär (1976), eine Geschichte erotischer Liebe zwischen einer Archivarin und einem Bären. Ihr Herausgeber bei Harcourt Brace lehnte das Manuskript wegen seiner relativen Kürze, gepaart mit seiner extremen Fremdheit ab. Es wurde schließlich von McClelland & Stewart veröffentlicht, nachdem es von Robertson Davies verfochten wurde. 1976 gewann sie damit den Literaturpreis des Generalgouverneurs für Belletristik.
Laut der DNB ist Bär auch der einzige ins Deutsche übersetzte Titel von ihr.

Der Writer's Development Trust of Canada richtete nach Marian Engels Tod den Marian Engel Award in Höhe von 10.000 US-Dollar ein, der einer Schriftstellerin in der Mitte ihrer Karriere jährlich verliehen wurde. Die Idee dazu kam von Freund*innen und Kolleg*innen, die auch einen Stiftungsfonds gründeten. Margaret Atwood war die erste Spenderin.

14.5.21

Shirley Jackson: Wir haben schon immer im Schloss gelebt

Da das Buch vom Festa-Verlag rausgebracht wurde, habe ich mich irgendwie auf Horror eingestellt. Auch der schwarze Schutzumschlag mit dem roten Auge lässt eine Lektüre in diese Richtung erwarten. Doch von Horror habe ich nichts mitbekommen. Außer dem, dass wieder mal bestätigt wird, wozu eine aufgeheizte Menschenhorde fähig ist. 

Nichtsdestotrotz kann ich mich Neil Gaiman anschließen, der über Shirley Jackson meint: "Eine erstaunliche Autorin ... Wenn du sie nicht gelesen hast, hast Du etwas Wunderbares verpasst."

Denn Horror oder nicht, Shirley Jackson ist eine Erzählerin par excellence. 

Merricat lebt mit ihrer Schwester Constance und dem kranken Onkel Julian, der an den Rollstuhl gefesselt ist, im Schloss der Familie Blackwood am Rande eines Dorfes. Der Rest der Familie wurde vor Jahren vergiftet. Als Verdächtige galt Constance, sie wurde jedoch vor Gericht freigesprochen. Seitdem sind sie aus der Gemeinschaft ausgestoßen.

Es ist bedrückend zu lesen, wie abgeschnitten die drei Menschen im Schloss von allem sind. Einzig Merricat verlässt einmal in der Woche das Heim, um im Dorf Erledigungen und Einkäufe zu machen. Doch die drei scheinen glücklich zu sein. Erst als Cousin Charles auftaucht, der unbedingt an den Inhalt des Familiensafes kommen will, gerät das Gefüge ins Wanken.

Das Lesen der Geschichte war unheimlich spannend. Nicht nur allein, weil ich mich fragte, wann nun der Horrorteil beginnt. Nein, Shirley Jackson versteht es, so zu erzählen, dass man jedes Wort, jeden Satz, jeden Absatz, jedes Kapitel in sich aufsaugt. Ich freue mich wahnsinnig darauf, mehr von ihr zu lesen.

Kurzbiografie Shirley Jackson

12.5.21

Shirley Jackson

Shirley Hardie Jackson (14.12.1916 - 8.8.1965) war besonders für ihre Horror- und Mysteriegeschichten bekannt. Ihr Gesamtwerk umfasst sechs Romane, zwei Memoiren und mehr als 200 Kurzgeschichten.

Sie wurde in San Francisco geboren und besuchte die Syracuse University in New York. Hier engagierte sie sich für das Literaturmagazin der Universität und lernte ihren späteren Mann Stanley Edgar Hymen kennen. Nach ihrem Abschluss lebte das Paar in New York, wo sie für The New Yorker schrieben. Nach der Geburt des ersten Kindes zog das Paar nach North Bennington in Vermont, an dessen Fakultät des Bennington College Hyman wechselte. 

Das Ehepaar galt als großzügiger Gastgeber, das sich mit literarischen Talenten umgab. Zudem waren sie beide begeisterte Lesende, geschätzte 25.000 Bücher umfasste ihre private Bibliothek.

Nach ihrem Debütroman The Road Through the Wall (1948) erhielt sie große öffentliche Aufmerksamkeit mit ihrer Kurzgeschichte The Lottery. Weitere Kurzgeschichten folgten in den 1950er-Jahren in Literaturzeitschriften und -magazinen. Einige von ihnen fanden 1953 Platz in ihren Memoiren Life Among the Savages. Der übernatürliche Horror-Roman The Haunting of Hill House, der als eine der besten Geistergeschichten gilt, die je geschrieben wurden, erschien 1959.

Die Ehe war überschattet von Hymans Untreue, vor allem mit seinen Schülerinnen. Widerstrebend stimmte sie zu, die Ehe als offene Beziehung weiterzuführen. Obwohl sie viel mehr verdiente als er, kontrollierte er ihre Finanzen und zahlte ihr Geld nach eigenem Ermessen aus.

Shirley Jackson zog nicht nur die vier Kinder des Paares auf, sie arbeitete auch in einer Zeit, als dies für Frauen nicht üblich war und war sogar die Hauptverdienerin der Familie:

- "Sie hat hart gearbeitet", sagte ihr Sohn Laurence. "Sie schrieb immer oder dachte über das Schreiben nach, und sie erledigte auch alle Einkäufe und das Kochen. Die Mahlzeiten waren immer pünktlich. Aber sie liebte es auch zu lachen und Witze zu erzählen. Auf diese Weise war sie sehr lebhaft." Als Beispiele für ihren Witz verweist er die Leser auf ihre vielen humorvollen Cartoons, von denen einer einen Ehemann zeigt, der eine Frau warnt, während der Schwangerschaft keine schweren Dinge zu tragen, aber keine Hilfe anbietet. - The Guardian

Viele Autor*innen wurden von ihr beeinflusst, zum Beispiel:  Neil Gaiman, Stephen King, Sarah Waters, Nigel Kneale, Claire Fuller, Joanne Harris, und Richard Matheson.

In den 1960er-Jahren verschlechterte sich ihre Gesundheit, 1965 starb sie wegen einer Herzerkrankung im Alter von 48 Jahren.

Seit 2008 gibt es den Shirley Jackson Award, ein Literaturpreis, der für Werke aus dem Bereich der psychologischen Horrorliteratur und Phantastik verliehen wird, die in der Tradition der Werke von Shirley Jackson stehen.

Er wird jährlich für folgende Kategorien verliehen:

novel (Roman),
novella (Kurzroman),
novelette (Novelle),
short story (Kurzgeschichte)
collection (Sammlung von Erzählungen eines Autors) und
anthology (Zusammenstellung von Erzählungen mehrerer Autoren).


Deutsche Buch-Ausgaben

Wir haben schon immer im Schloss gelebt

Die Teufelsbraut. 25 dämonische Geschichten

Nicht von schlechten Eltern

Spuk in Hill House

Der Gehängte

Krawall und Kekse

Hermine Villinger


 

Hermine Villinger (Pseudonyme: H. Wilfried, H. Willfried) wurde am 6. Februar 1849 in Freiburg im Breisgau als Hermine Anna Theresia Xaveria Villinger geboren. Sie war eine deutsche Schriftstellerin.

Sie besuchte die höhere Töchterschule und war Schülerin im Augustinerinnenkloster in Offenburg. In Karlsruhe fand sie Kontakt zum literarischen Kreis um Anna Ettlinger, sowie zum Theater. Sie besuchte das neugegründete Auguste-Victoria-Lyzeum in Berlin und wandte sich dann endgültig der Schriftstellerei zu. Sie war mit Marie von Ebner-Eschenbach und der Schauspielerin Luise Schönfeld-Neumann befreundet.

Hermine Villinger war eine erfolgreiche Verfasserin von Romanen, Erzählungen, Kinderbüchern und Theaterstücken. Die meisten ihrer vom Realismus beeinflussten Werke sind in ihrer badischen Heimat angesiedelt.

Am  3. März 1917 starb sie in Karlsruhe.

9.5.21

Božena Němcová

Božena Němcová
Foto um 1850

 Božena Němcová wurde am 4. Februar 1820 in Wien geboren. Sie war eine tschechische Schriftstellerin und wurde so richtig bekannt wohl durch ihren Roman "Die Großmutter". Im sogenannten Großmuttertal Babiččino údolí steht ein Denkmal. Der Film, "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel", der alljährlich zur Weihnachtszeit im TV-Programm läuft, stammt aus ihrer Feder.

Ihr eigenes Leben wurde unter dem Titel "Durch diese Nacht sehe ich keinen einzigen Stern" verfilmt.





Die Großmutter
Die Titelfigur der Großmutter Magdalena Novotná zählt zu den schönsten Frauengestalten der Weltliteratur

In dem 1855 erschienenen Werk schildert die Dichterin ihre idealisierten, poetisch ausgeschmückten Kindheitserinnerungen, zum Trost gegen die harte, von Armut, Krankheit und Schicksalsschlägen geprägte Wirklichkeit. Die Großmutter steht im Mittelpunkt der 18 Bilder aus dem ländlichen Leben und die anheimelnde, doch keineswegs konfliktlose Atmosphäre der "guten alten Zeit" wird in ihrem Leben und Wirken eingefangen. Kein geringerer als Franz Kafka schwärmte von der "Sprachmusik" des Werkes und ließ sich durch den Stoff inspirieren.




8.5.21

Vicki Baum

 

Max Fenichel: Vicki Baum (um 1930)

Vicki Baum wurde am 24. Januar 1888 in Wien geboren. Sie wurde an der Wiener Musikhochschule als Harfenistin ausgebildet und begann 1914 zu schreiben. Ab Mitte der 20er Jahre arbeitete sie als Redakteurin im Berliner Ullstein-Verlag, der viele ihrer Romane als Vorabdruck in der "Berliner Illustrirten" veröffentlichte.

Ihren Durchbruch hatte sie 1929 mit ihrem Roman "Menschen im Hotel", der in Hollywood als "Grand Hotel" von E. Lubitsch verfilmt wurde. Als Vicki Baum in die USA zur Premiere reiste, blieb sie gleich da, nahm die amerikanische Staatsbürgerschaft an und schrieb viele Bücher in englischer Sprache. In Deutschland wurde sie von den Nationalsozialisten verboten.

Vicki Baum gehört zu den am meisten gelesenen und am meisten übersetzten Unterhaltungsschriftsteller*innen des 20. Jahrhundert.

Sie war zweimal verheiratet - in erster Ehe mit dem Journalisten M. Preis, in zweiter Ehe mit dem Dirigenten R. Lert, mit dem sie zwei Söhne hatte.

Vicki Baum starb am 29. August 1960 in Hollywood.

Quelle

Ursula Köhler-Lutterbeck, Monika Siedentopf: Lexikon der 1000 Frauen, Dietz

6.5.21

Edwidge Danticat

Danticat, September 2019; wikipedia.en

 Edwidge Danticat wurde am 19. Januar 1969 in Port-au-Prince auf Haiti geboren. Sie ist eine amerikanische Schriftstellerin.

Zu Beginn der 1970er Jahre emigrierten die Eltern in die USA. Sie selbst wuchs bei einer Tante in Port-au-Prince auf. Erst mit 12 Jahren folgte sie den Eltern 1981 nach Brooklyn.

Ein erster Zeitungsartikel von ihr erschien 1983, in dem sie über ihre Auswanderung in die USA berichtete.

Edwidge Danticat studierte am Barnard College und der Brown University Literatur. Heute lebt und arbeitet sie in New York.

In ihren Romanen greift sie die Emigrationserfahrung und Episoden aus der Geschichte Haitis auf wie das Massaker an haitianischen Immigranten in der Dominikanischen Republik 1937. Ihr Buch "Brother, I'm Dying" ist autobiografisch; in einzelnen Passagen in "Der verlorene Vater" spiegelt sich die Geschichte ihrer Familie.


Der verlorene Vater

Eigentlich wollte sie bei der Reise in den Süden der USA ihrem Vater näherkommen und sich bedanken für all die Anregungen, die er ihr schenkte. Doch dann entdeckt die junge Künstlerin, dass ihr Vater keineswegs ein Opfer der Diktatur in Haiti war, sondern ein Folterer, der das Leben unzähliger Menschen zerstörte. Alles, worauf sie ihr Leben baute, bricht nun zusammen. Wie kann Vergebung gefunden werden?

Edwidge Danticats Sprache ist luzide und lyrisch, sie beherrscht die Kunst der Andeutung und Aussparung. Der Leser wird immer tiefer hineingezogen und so zu einem faszinierten und zugleich angewiderten Mitwisser.

5.5.21

Camilla Collett


 

Camilla Collett wurde als Camilla Jacobine Wergeland am 23. Januar 1813 in Kristiansand, Norwegen, geboren. Sie war eine norwegische Schriftstellerin und gilt heute als erste norwegische Frauenrechtlerin.

Sie wurde auf einem Mädcheninternat in Kristiania und einer von Herrnhutern geleiteten Schule in Christiansfeld (Schleswig) ausgebildet und ging danach öfter auf Auslandsreise. In Hamburg kam sie mit den Schriften der literarischen Bewegung Junges Deutschland in Berührung. Für ihren Brief- und Tagebuchstil orientierte sie sich an ihrem Vorbild Rahel Varnhagen.

Verheiratet war sie seit 1841 mit dem  liberalen Juristen und Literaturkritiker Peter Jonas Collett, der ein wichtiger Gesprächspartner für sie wurde und sie zum Schreiben anregte.

Es gibt nur einen Roman von Camilla Collett: „Die Töchter des Amtmanns“. Er erschien 1854 und 1855 in zwei Bänden. Mit diesem Werk und ihren weiteren Schriften übte Camilla Collett nicht nur großen Einfluss auf die allmählich entstehende Frauenbewegung Norwegens aus, sondern auch auf Schriftsteller wie Jonas Lie, Henrik Ibsen und Alexander Kielland. Sie kämpfte gegen die allein ökonomisch motivierte Versorgungsehe und forderte Respekt für die Empfindung der Frauen.

Des Weiteren veröffentlichte sie Erzählungen, ihre Memoiren und Schriften.

Am 6. März 1895 starb Camilla Collett in Kristiania, heute Oslo.


Quelle und Literatur
Antonius Lux (Hrsg.): Große Frauen der Weltgeschichte. Tausend Biographien in Wort und Bild. Sebastian Lux Verlag, München 1963


Die Töchter des Amtmanns

Aus dem Norwegischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Berit Klein. 
Für einen Mann wird die Betrachtung einer enttäuschten Liebe in den seltensten Fällen etwas Demütigendes an sich haben. Wenn er bei sich selbst weiß, dass er alles aufgeboten hat, was in seiner Macht steht, um auf die Geliebte zu wirken, dass er kein Mittel unversucht gelassen hat, um die Unerbittliche zu besiegen, so kann er ruhig sein, er hat sich nichts vorzuwerfen. Er hat sein Bestes getan. Er kann sich sicher bei der Betrachtung seiner Leiden ausruhen, sie besingen, wenn er kann, und sich selbst und andere rühren, während die Hoffnung auf einen neuen Kampf, eine neue Liebe süß aus dem abgemähten Grund hervorsprießt. 
Wenn sie hingegen bei sich selbst weiß, dass sie alles getan hat, was in ihrer Macht steht, um sich vor dem Geliebten zu verbergen, dass sie kein Mittel unversucht gelassen hat, um ihr Gefühl zu besiegen, dass sie ihre Sehnsüchte getötet hat, sorgfältig jeden furchtsamen Keim der Hoffnung herausgerissen hat, und wenn sie dieses Werk der Selbstzerstörung wie jene wilden Fakire, ohne eine Miene zu verziehen, hat vollstrecken können, dann, ja, dann hat sie ihr Bestes getan, aber es ist deshalb nicht gesagt, dass sie ruhig sein kann.

2.5.21

Ken Bugul

 Ken Bugul (ihr Name bedeutet so viel wie "Eine die unerwünscht ist") stammt aus Senegal. Sie wuchs in einem polygamen Umfeld auf, der Vater war ein 85-jähriger Marabut (Heiliger). Sie besuchte die Grundschule, das Gymnasium, studierte in Dakar und bekam dann ein Stipendium, um ihre Studien in Belgien fortzuführen.

Wieder zurück in der Heimat, wurde sie die 28. Ehefrau des Marabuts in dem Harem ihres Heimatdorfes. Als der starb ging sie wieder in die Großstädte, arbeitete für die NGO International Planned Parenthood Federation in Kenia, Kongo und Tog. Sie heiratete, wurde Mutter und lebt und arbeitet heute in Senegal.

Silvia Voser, schweizerische Dokumentarfilmerin, brachte das filmische Porträt "Ken Bugul. Personne n’en veut/Ken Bugul. Niemand will sie", über die 68-jährige Autorin heraus.




Ken Bugul: Die Nacht des Baobab: Eine Afrikanerin in Europa. Autobiografischer Bericht

Aus einem senegalesischen Dorf kommt Ken Bugul nach Europa. Sie beginnt an der Universität, und sie endet in den Bars. Sensibel und schonungslos schildert sie, was es bedeutet, unter Weißen schwarz und schön zu sein.

Ken Bugul: Riwan oder der Sandweg

Als Ken Bugul ernüchtert aus Europa in ihr Dorf zurückkehrt, ist sie zu einer Außenseiterin geworden. Sie ist die Gescheiterte, die mit leeren Händen nach Hause gekommen ist - ohne Geld, ohne Mann, ohne zu wissen, wie es weitergehen soll. Erneut macht sie sich auf die Suche. Fasziniert von Sanftmut und Toleranz des großen Serigne, zieht sie an seinen Hof und wird zu seiner achtundzwanzigsten Ehefrau.

Dieser Roman erzählt mutig über afrikanische Traditionen und Polygamie, Verführung und Selbstbestimmung.

Riwan oder der Sandweg wurde zu einem der hundert bedeutsamsten afrikanischen Bücher des 20. Jahrhunderts gewählt und mit dem wichtigsten afrikanischen Literaturpreis (Grand Prix Littéraire de l’Afrique Noire) ausgezeichnet.

Ken Bugul: Keine andere Wahl?

An den Küstenorten Senegals frisst das Meer das Land weg, die Überfischung den Fischerfamilien die Lebensgrundlage. Das Leben der Bewohner verändert sich drastisch. Auch der Teenager Malik und seine Lieblingsvögel, die Dorfweber, bekommen die klimatischen Veränderungen zu spüren. Muss Malik wie schon sein Vater Senegal wirklich verlassen?