1.6.21

Claire Etcherelli

 


Eigentlich müsste ich offline gehen und nur lesen, lesen, lesen. Aber dann würdet ihr Autorinnen wie diese verpassen: Claire Etcherelli, die es nicht in die deutsche Wikipedia geschafft hat. Und deren Buch Elise oder das wahre Leben - wohl das einzige auf Deutsch erschienene - mit mehreren Auflagen in der DDR erschien. Jeweils eine habe ich bei Classen und dtb entdeckt.

Die französische Schriftstellerin wurde am 11. Januar 1934 in Bordeaux in ärmlichen Verhältnissen geboren. Der Vater wurde im Zweiten Weltkriegs von den Deutschen verhaftet und 1942 deportiert. Sie lebte beim Großvater im Baskenland und war neun Jahre jung, als ihr Vater hingerichtet wurde. Von der Mutter habe ich keine Informationen gefunden.

Die Regierung finanzierte ihre Ausbildung  in einem schicken katholischen Internat in Bordeaux. Doch wegen der Klassenunterschiede fühlte sie sich hier nicht wohl und weigerte sich, ihr Abitur zu machen. Sie brach die Schule ab und heiratete mit 18 Jahren. Diese und auch eine zweite Ehe hielten jedoch nicht.

Claire Etcherelli, Mutter von zwei Söhnen, arbeitete in den verschiedensten Betrieben, unter anderen in einem Automobilmontagewerk, einem Kugellagerhersteller und nach einem Klinikaufenthalt in einem Tourismusbüro, da sie keine schweren Arbeiten mehr machen konnte. 1975 dann begann ihre schreibende Tätigkeit als Redaktionssekretärin für die Zeitschrift Les Temps. 

Elise oder das wahre Leben (1967) war ihr Debütroman. Fünf Verlage hatten ihn ausgeschlagen, bevor  Éditions Denoël ihn veröffentlichte und für den sie dann den Prix ​​Femina erhielt. 1970 wurde er auch noch von Michel Drach verfilmt. Im November 1967 erschien eine erste positive Rezension von Claude Lanzmann in Elle, gefolgt von einer zweiten von Simone de Beauvoir in Le Nouvel Observateur.

Die Literaturkritikerin Liz Heron sagte über den Roman: Etcherellis Roman ist bedeutsam, weil er die Spannungen und Widersprüche beschreibt, die das Pariser Leben für Elise, Etcherellis Heldin, Wirklichkeit werden lassen.

In all ihren Büchern erzählt Claire Etcherelli von Frauen aus der Arbeiterklasse und wie sie in den Städten ihr Leben meistern:

In A Propos de Clémence (Über Clémence) (1971) geht es um die Schwierigkeit, sich selbst zu kennen und die Unmöglichkeit, eine andere Person zu kennen

In Un Arbre voyageur (Ein reisender Baum) (1978) versuchen zwei Frauen, eine unkonventionelle Familie zu gründen, die keinen Patriarchen hat. Diesen Roman zu schreiben bereitete der Autorin das größte Vergnügen. In der Encyclopedia of Continental Women Writers, Volume 1 steht in einer Rezension zu lesen, dass es uns einen schönen, durchdringenden Bericht über das Leben gewöhnlicher, wenn auch klug intelligenter und unauffällig sensibler Frauen der späten sechziger und frühen siebziger Jahre Frankreichs bietet

1982 gab Claire Etcherelli noch eine Zusammenstellung poetischer Texte mit dem Titel Delirante (Delirious Woman) raus.