17.4.23

Marlen Haushofer: Bartls Abenteuer

Ein Buch, das ich allen Katzenliebhaberinnen* ans Herz lege. Ihr werdet es lieben.


Im September, vier Tage vor meinem Geburtstag, mussten wir unsere Nelly gehen lassen. Die Monate davor und Wochen nachher waren sehr schwer für uns. Aber wir konnten uns von ihr verabschieden und waren bis zur letzten Minute bei ihr.

Vor einiger Zeit - nachdem ich "Die Wand" von Marlene Haushofer mit Begeisterung gelesen habe - habe ich beschlossen, alles von ihr zu lesen. Das zweite, das ich gelesen habe, war "Himmel, der nirgendwo endet". Reichte nicht an Ersteres heran, hab es aber gerne gelesen.

Nun fiel mir die Tage "Bartels Abenteuer" in die Hand und hat mir erst mal einen Hieb verpasst. Aber ich bin neugierig, weil Marlen Haushofer schon in "Die Wand" so schön über die Tiere geschrieben hat, mit denen sie zusammenlebte. Nach den ersten 20 Seiten war ich schon hin und weg. Was konnte die Frau schreiben. Obwohl es sich hier um einen Kater handelt, überschwemmten mich Erinnerungen an Nellys erste Wochen und Monate, die sie bei mir war. Und sie kam schon mit elf Wochen zu mir.

Eigentlich hätte ich das Büchlein in ein, zwei Stunden auslesen können, aber ich habe es tatsächlich geschafft, es mir in vier Tage einzuteilen. Vier Tage ein wundervolles Lesevergnügen.


Klappentext

Bartl teilt sein Schicksal mit vielen jungen Katzen auf der Welt: Kaum stubenrein, wird er von der Mutter getrennt und muß sich in einem neuen Zuhause einrichten. Der kleine verspielte Kater aber hat Glück und wird sehr schnell heimisch. Er beginnt behutsam die Welt zu erkunden und sich als "Hauptperson" in der Familie zu fühlen. Immer weiter dehnt er sein Revier aus, macht aufregende Entdeckungen, schließt Bekanntschaften mit anderen Vierbeinern, besteht Abenteuer und vollbringt wahre Heldentaten. Als unbestrittener Liebling von Eltern und Kindern wird er umsorgt und schmerzlich vermißt, wenn er einmal verspätet oder tagelang gar nicht nach Hause kommt. Marlen Haushofer hat in dieser bezaubernden, vergnüglichen und mit Humor erzählten Geschichte nicht nur sich selbst und ihr Zuhause skizziert, sondern das in Worte gefaßt, was unzählige Katzenfreunde so oder ähnlich erleben. "Ein Roman in der Sprache der Vierbeiner, aber ohne den Katzenton vieler Erwachsener", rühmte Geno Hartlaub im ,Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt'.


Buchbeginn

Als er noch ganz winzig war, nannten ihn die Menschen Peter. Er lag bei seiner Mutter Tschitschi in einem weichgepolsterten Korb, und es ging ihm sehr gut. Seine Mutter war weich und warm, roch sehr angenehm und versorgte ihn mit süßer Milch. Manchmal juckte ihn etwas, aber er wußte nicht, daß es ein Floh war, und er vergaß den kleinen Schmerz gleich wieder. Seine Mutter war eine zarte silbergraue Katze, die sehr viel auf Reinlichkeit hielt und ihn immer wieder sauberleckte. Sein Vater war der ärgste Raufbold der Stadt, sein Großvater ein riesiger Dorfkater, der berühmt war wegen seiner Stimme, und einer seiner fernen Urahnen war ein Wildkater gewesen. Von ihm stammte die Schöne Zeichnung auf Peters Fell und sein unbändiges Temperament.


Zitat

Bartl lebte in zwei ganz verschiedenen Welten. Sosehr er seine Menschen liebte, trieb es ihn doch immer wieder in die abenteuerliche Welt der Katzen hinaus. Er konnte nichts dagegen tun, sein Vater war ein großer Raufbold gewesen, sein Großvater Herr über alle Katzen eines Dorfes, und manchmal regte sich in Bartl das Blut seines fernen Ahnherrn, des großen Wildkaters, der die Urwälder durchstreift und ein freies und wildes Leben geführt hatte. Es war sehr schwer für Bartl, seine beiden Welten immer säuberlich auseinanderzuhalten, und es gelang ihm nicht immer. Manchmal vergaß er mitten im Spiel, daß er nicht einem dichtbepelzten Kater gegenüberstand, und Mama trug wieder ein paar Kratzer und Bisse davon. Er wußte dann sofort, daß er nicht hätte vergessen dürfen, auf ihre dünne nackte Haut zu achten, und um es wiedergutzumachen, leckte er reumütig ihren Handrücken und stieß mit dem Kopf gegen ihre Stirn. Mama war auch nie wirklich böse, denn sie konnte sich vorstellen, wie es zu derartigen kleinen Unfällen kam.