8.12.09

René Barjavel: Die Fremde aus dem Eis

Klappentext

"Die Wiederentdeckung des Jahres – die schönste Liebesgeschichte aller Zeiten."

Einst existierte eine Welt, in der Mann und Frau des anderen Gegenstück und Ergänzung waren. Doch schon damals drohte die Menschheit sich selbst zu zerstören, und die schöne Elea musste eine folgenschwere Entscheidung treffen.

Jahrtausende später entdeckt ein internationales Forschungsteam unter dem ewigen Eis des Südpols einen im Flug erstarrten Vogel. Die Forscher bohren tiefer und finden zwei Menschen im Kälteschlaf. Als Simon Elea zum ersten Mal erblickt, ahnt er, dass für ihn nichts je wieder so sein wird, wie es war ...

Der französische Kultautor endlich in neuer Übersetzung: René Barjavels Romane gehören zu den modernen Klassikern der französischen Literatur.


Dr. Simon gehört zu einer Expedition, die auf dem antarktischen Kontinent Forschungen betreibt. Keine Besonderen, nur Routine. Bis... Ja, bis die Nadel des Sondiergerätes Zeichnungen auf das Magnetpapier zeichneten, die nach nichts Bekanntem, nichts Vertrautem aussahen. Doch dann begriff man. In der freien Natur existieren keine geraden Linien. Aber diese wurden von dem Sondiergerät aufgezeichnet...

Und so machte sich das Team auf in die Tiefe. Verfolgt von der ganzen Welt an Fernsehbildschirmen. Und entdecken eine Frau und einen Mann, die dort schon seit neunhunderttausend Jahren im Eis liegen sollen.

Während sich die Weltmächte darüber streiten, bei wem die zwei aufgetaut werden sollen, wird auch noch bekannt gegeben, dass das große Behältnis, in denen man die zwei gefunden hat, aus Gold besteht. So viel Gold, dass man allen armen Ländern helfen könnte.

Na ja, dass die armen Länder davon profitieren, daran kann ich nicht glauben, aber mal schaun, wie's weitergeht.

So ganz mein Geschmack ist das Buch dann doch nicht. Ich überlege schon zwei Tage, ob ich es abbreche, doch mittlerweile habe ich mehr als die Hälfte gelesen. Auf dem Buchdeckel steht Eine Liebesgeschichte, davon ist bisher nur am Rand etwas zu spüren.

Ich habe es nicht mehr zu Ende gelesen. Einfach kein Interesse mehr.

 

13.11.09

Charlaine Harris: Grabesstimmen

Klappentext

Die junge Harper Connelly ist gewissenhaft, ehrlich, loyal - und in den Augen der meisten Menschen ziemlich seltsam. Seit sie als Teenager einmal vom Blitz getroffen wurde, hat Harper eine ungewöhnliche Gabe: Sie kann Tote finden und deren letzte Momente nacherleben. Diese Gabe hat sie zum Beruf gemacht - ganz normal für eine Dienstleistungsgesellschaft, meint sie, doch die Leute, denen sie bei ihrer Arbeit begegnet, sehen das oft anders ... Gemeinsam mit ihrem Stiefbruder, Manager und Bodyguard Tolliver fährt sie in eine Kleinstadt in Arkansas, um nach einem verschwundenen Teenager zu suchen. Diese Aufgabe ist schnell erledigt, doch die Stadt anschließend wieder zu verlassen ist nicht ganz so einfach. Tolliver wird unter einem fadenscheinigen Vorwand verhaftet, und auf einmal ist Harpers Leben in Gefahr. Ganz eindeutig stimmt etwas nicht in Sarne, Arkansas.  



Eine taffe junge Frau ist diese Harper Connelly nicht, obwohl man das bei ihrer Fähigkeit wohl annehmen könnte. Seit sie von einem Blitz getroffen wurde, hat sie die Gabe (oder den Fluch?), Tote aufzufinden. Das heißt allerdings nicht, dass man sie in der Wüste aussetzen könnte und zu ihr sagt: Nun such mal. Sie braucht schon einige Anhaltspunkte. Wenn sie eine Leiche dann gefunden hat, erfährt sie auch noch, wie die- oder derjenige ums Leben gekommen ist. Nur den Täter, den kann sie nicht sehen.

Auf diese Weise verdienen sie und ihr Halbbruder Tolliver ihren Lebensunterhalt. Die Leute erfahren durch Mundpropaganda von ihr.

Allerdings birgt diese Gabe auch Nachteile: Obwohl sie von den Leuten engagiert wird, Tote zu finden, wird sie von denselben Leuten auch abgelehnt. Sie finden es nicht normal, sich dafür bezahlen zu lassen. Und haben auch sonst diverse Gründe, sich der jungen Frau gegenüber nicht gerade fair zu verhalten.

In dieser ersten Geschichte einer neuen Serie kommt Harper sogar in tödliche Gefahr...

Die junge Frau kommt sehr sympathisch rüber, hat keine besonders schöne Kindheit gehabt, was sie mir näher ans Herz wachsen lässt. 

28.10.09

Mary A. Shaffer: Deine Juliet

Klappentext

London in den späten vierziger Jahren: Die temperamentvolle junge Schriftstellerin Juliet erhält eines Tages einen erstaunlichen Brief. Absender ist Dawsey Adams, ein Bauer von der Kanalinsel Guernsey. Er hat antiquarisch ein Buch erworben, das zuvor ihr gehörte. Zwischen der Literatin und dem Bauern entspinnt sich ein Briefwechsel, durch den Juliet von der Existenz eines literarischen Clubs erfährt, den die Inselbewohner gründeten, um sich über die schwere Kriegszeit hinwegzuhelfen. Je mehr Juliet über Dawsey und die anderen erfährt, desto neugieriger wird sie. Sie beschließt, auf die Insel zu reisen. Dort stößt sie auf die Geschichte von Elizabeth und deren großer Liebe zu einem deutschen Offizier. Und sie lernt Dawsey kennen...


Christine Westermann sagte zu dem Buch: "Diesen Briefroman zu lesen war ein Vergnügen. Ein großartiges Buch."

Und Margarete Schwarzkopf vom NDR meint: "Eine bezaubernde Mischung aus Liebesgeschichte und einer Verbeugung vor der Literatur."


Autorin

Die Schriftstellerin, die auch als Buchhändlerin und Bibliothekarin arbeitete, erlebte den Erfolg ihres Buches nicht mehr. 1934 in Martinsburg, West Virginia geboren, starb sie im Februar 2008. Ihre Nichte Annie Barrows (Kinderbuchautorin) half ihr kurz vor ihrem Tod bei der Fertigstellung des Buches.



An der Gründung des Literaturclubs "Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf" wäre ich gerne beteiligt gewesen.

Juliet wird auf diesen Literaturclub nur aufmerksam, weil ein Mitglied ihr einen Brief schreibt. Dadurch lernt sie brieflich gleich noch andere Mitglieder kennen. Und schon beim ersten Kontakt hat man das Gefühl, die schreiben sich schon ewig.

Uns bekannte Bücher und Schriftsteller werden erwähnt. Eine Schreiberin lässt sich darüber aus, wie schrecklich sie es fand, dass der Vater der Bronte-Schwestern sich überhaupt nicht um seine Töchter gekümmert hat. Dass er sein Zimmer kaum verlassen hat und die Töchter ihn mit allem versorgen mussten usw.

Die Schriftstellerin hat vor, über die Besatzung der Kanalinsel Guernsey zu schreiben. Und obwohl die Geschichte einen ernsten Hintergrund hat, habe ich an so vielen Stellen lachen müssen. Die Autorin, es scheint ihr einziges Buch gewesen zu sein, schreibt so warmherzig und mit einem so schönen Humor, hach, einfach schön.

 

25.8.09

Judith Merkle Riley: Die Zauberquelle

Klappentext

England, 1360. Als ihr Mann Gilbert wohlbehalten von einem Feldzug zurückkehrt, möchte Margaret nur eines: endlich in Ruhe ihr Familienglück genießen.

Doch mit ihrem Schwiegervater kommen die Probleme: Er steckt wieder einmal in Geldnöten. Ein Abt will die zauberkräftige Quelle der Familie enteignen lassen. Um den Rechtsstreit zu seinen Gunsten zu entscheiden, braucht Gilberts Vater Geld. Daher versucht er, an Margarets Vermögen und das Erbe ihrer Kinder zu gelangen - auch wenn er dazu ihre Tochter zwangsverheiraten lassen muss.

Zu allem Überfluss treibt auch noch ein Wassergeist an der Quelle sein Unwesen. Unerschrocken nimmt Margaret einmal mehr den Kampf um ihre Lieben auf ...



Margarets Mann Gilbert (Gregory, wie sie ihn immer noch nennt) ist gerade lebend aus dem Krieg heimgekommen. Ein großes Fest wird gefeiert. Gilbert spielt mit dem Gedanken, die beiden vorlauten Töchter zur Erziehung wegzugeben, doch Margaret bekommt ihn noch einmal rum. Also wird eine Erzieherin ins Haus geholt, die den Mädchen Manieren beibringen und sie zu Ladys erziehen soll.

 

5.8.09

Judith Merkle Riley: Die Vision

Klappentext

England, 1358. Der Chronist Gilbert de Vilers gerät im Hundertjährigen Krieg in französische Kriegsgefangenschaft. Margaret von Ashbury, seine Frau macht sich kurzerhand auf, ihn zu befreien - schwanger und mittellos. Doch sie muss nicht alleine reisen, denn findige Freunde stehen ihr zur Seite: Mutter Hilde und Malachi. Der junge Alchimist sucht nach dem Stein der Weisen und ist überzeugt, damit genug Gold für das Lösegeld für Gilbert herstellen zu können.

So führt ihre Mission Margaret und ihre ungleichen Gefährten von der Papststadt Avignon über die Klöster Burgunds bis in die Pyrenäen, immer auf der Suche nach dem Stein der Weisen - und ihrem geliebten Gilbert ...


Schon kurz nach der Hochzeit kann Gilbert der Verlockung des kriegerischen Ruhms nicht widerstehen. So zieht er denn mit Bruder Hugo und Vater ins Feld. Und ausgerechnet er, der nun auch noch Chronist des Herzogs ist, wird gefangengenommen.

Die weitere Geschichte schildert, wie Margaret mit ihren Töchtern von der Burg flieht, ihre Freunde zusammentrommelt und sich auf den Weg macht, ihren geliebten Mann zu retten.

Sir Hugo, Gilberts Bruder, wird als ein dermaßen schräger Charakter gezeichnet, dass man oft nur noch schmunzeln kann.

Also auch Margarets Humor lässt weiterhin nichts zu wünschen übrig, obwohl das Schicksal sie oft in fast aussichtslose Situationen versetzt.

Aber Margaret wäre nicht Margaret, wenn sie aufgeben würde. Da es noch einen dritten Teil gibt, kann ich verraten, dass sie es schaffen, ihren Mann Gilbert zu befreien, der auf dem gefahrvollen Rückweg nach England auch noch Vater wird.

Ich bin sehr gespannt, wie die beiden, nun wieder in der Heimat, ihr Leben meistern. Beendet wird diese Geschichte mit einen riesigen Familien-, Freundes- und Nachbarsfest.

3.8.09

Judith Merkle Riley: Die Stimme

Klappentext

England, 1355. Die Hebamme und Heilerin Margaret von Ashbury will ein Buch über ihr Leben schreiben - ein äußerst ungewöhnliches Vorhaben für eine Frau im Mittelalter. Als Analphabetin sucht sie sich einen Schreiber: Bruder Gregory, der Frauen für naturgegeben dumm hält und dies auch gerne kundtut - aber dringend Geld braucht.

Doch was Margaret zu erzählen hat, berührt den Mönch: Ihr Glaube, Humor und ein Hang zu Pragmatismus haben ihr geholfen, die Große Pest und die Hexenverfolgung zu überleben. Und vor allem: Sie schreibt dieses Buch, weil Gott es ihr aufgetragen hat. Trotz seiner anfänglichen Ablehnung beginnt Bruder Gregory sich zu fragen: Ist es möglich, dass Gott, dessen Stimme er bislang vergeblich zu hören versucht, zu dieser Frau spricht?



 Frau Rileys Schreibstil ist so leicht und locker, dass man meint, man schwimmt durch die Geschichte.

Margaret von Ashbury, die mit dem Kaufmann Roger Kendall verheiratet ist, diktiert Bruder Gregory (der in Wahrheit Gilbert de Vilers heißt) in Rückblenden ihre Lebensgeschichte. Anfangs aus einer Notlage heraus (der Mensch muss ja essen) freut er sich dann doch zusehends über jeden neuen Besuch im Hause der Kendalls.

Ich finde, Margaret ist ihrer Zeit weit voraus. Sie lässt ein Buch schreiben, bittet darum, dass Bruder Gregory ihr das Lesen beibringt, hat einen erfrischenden Humor, lässt sich als Wehmutter ein Gerät herstellen, mit dem sie Kindern auf die Welt hilft, die es nicht von alleine schaffen, will nur aus Liebe heiraten usw.

Das bringt ihr natürlich Schwierigkeiten ein und sie entkommt knapp dem Scheiterhaufen.

15.7.09

Anne Fadiman: Ex Libris

Zu verfolgen, wie Anne Fadiman voller Liebe über Bücher schreibt, macht einfach nur Spaß.

Das erste Kapitel trägt die Überschrift "Wenn Bibliotheken heiraten" und beschreibt, wie das Ehepaar nach Jahren ihre Bücher miteinander vermischen. Dieser Vorgang ist einfach köstlich zu lesen.

Allerdings sind mir die meisten genannten Titel und Schriftsteller, die in diesem Buch angeführt werden, unbekannt.

Das tat meinem Lesespaß aber keinen Abbruch.

 

14.7.09

Dee Brown: Pulverdampf war ihr Parfum - Die sanften Helden des Wilden Westens

Klappentext

Dee Brown, Autor des Welterfolgs "Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses", erzählt hier ein neues, bisher unbekanntes Kapitel der Geschichte Nordamerikas: den Kampf der Frauen an der Seite der "pioneers" - die Schicksale der sanften Bezwinger des Wilden Westens. Was trieb sie auf dem Rücken ihrer Pferde in die unwegsame Wildnis der Rocky Mountains, der Prärien und Wüsten? Wer waren diese Frauen? Ein spannender Report, der die Legende vom "männlichen" Wilden Westen zerstört.
 

19.6.09

Walter Kempowski: Sirius

Klappentext

"Sirius" versammelt Walter Kempowskis Tagebuchaufzeichnungen des Jahres 1983, des Jahres seiner "Hundstage" (Sirius ist der Hundsstern). Durchsetzt ist dieses Tagebuch mit Kommentaren aus der Sicht von 1990, dem Jahr der Veröffentlichung. Schon zu dieser Zeit wendet Kempowski die "Echolot-Technik" an, ein Stimmungs- und Zeitbild aus den alltäglichen, kleinen, scheinbar banalen Gegebenheiten zu gewinnen. Zugleich aber entsteht ein bissiges, böshumoriges, schonungsloses Selbstporträt des Erfinders des "Echolot".


Ich liebe seine Tagebücher. Der Mann nimmt kein Blatt vor den Mund, schreibt seine Meinung zum Tagesgeschehen. zu seinen Besuchern, spart nicht mit Kritik an Kollegen und übt auch Selbstkritik ("Kempowski ist schwierig.")

Er notiert seine Träume (viel von der Haft in Bautzen), was er gerade liest, im TV gesehen hat und welche Musik er hört.


Zitate

Nartum, Sa 29. Jan 1983

Im Bildarchiv lagern jetzt ca. 200.000 Fotos. Sie machen etwas mehr Arbeit als die Biographien, sie müssen regelrecht gepflegt werden.

"Was wollen Sie mit all diesen Bildern?"

Mit einer solchen Frage kann ich nichts anfangen. Die bloße Bewahrung vor der Vernichtung gibt der Sammlung schon einen Sinn. Genausowenig kann ich sagen, wozu die Sammlung von Biographien und Tagebüchern dienen wird. Bisher ist es noch immer so gewesen, daß ich mit dem, was ich aus subjektiver Getriebenheit tat, etwas Sinnvolles anfangen konnte. Nichts schöner, als eine Biographie lesen, und wundervoll, alte Fotos anzusehen. Die schönsten Fotos suche ich heraus und lege sie unter selbstgeschnittene Passepartouts.

1990: Inzwischen hat sich ganz von selbst ein Projekt ergeben, in das ein großer Teil der zeitgenössischen Berichte eingehen könnte: Das "Echolot", ein kollektives Tagebuch von 1943 - 1949. Damit werde ich mich wahrscheinlich den Rest meiner Tage beschäftigen.

Oktober 2000: Einweihung des Archivanbaus. Er beherbergt auf 200 qm das Kempowski-Archiv für unpublizierte Autobiographien und das Archiv der Alltagsfotografien. 

4.6.09

Diane Setterfield: Die dreizehnte Geschichte

Das Buchcover ist schon mal eine Wucht. Das stach mir sofort ins Auge, als ich in meinem Buchladen die Regale langspaziert bin. Als ich dann im Klappentext las, dass eine Schriftstellerin und eine Buchhändlerin mitspielen, war es um mich geschehen. Ganz hin und weg war ich dann, als ich auf den ersten Seiten las, dass Margaret Biografien schreibt. Das ist nämlich ein Hobby von mir. Noch dazu teilt sie meinen Lesegeschmack: Biografien, Autobiografien, Memoiren, Tagebücher und Briefe.


Vida Winter hat in 56 Jahren 56 Bücher geschrieben. Zweiundzwanzig Biografen haben schon versucht, ihr Leben zu erzählen. Sie hat sie alle an der Nase herumgeführt. Warum? Weil sie ein Geheimnis zu hüten hat. Ein Familiengeheimnis. Welches sie jetzt aber, wo sie todkrank ist, jemandem beichten möchte. Nur nicht irgend jemandem. Margaret Lea muss es sein.

Warum ich, fragt sich Margaret, als sie eines Tages einen Brief von Vida Winter erhält und nach einem Besuch bei ihr erfährt, dass sie deren Biografie niederschreiben soll.

Und wie in einen Strudel wird Margaret in die Geschichten der Vida Winter hineingezogen. Sie verliert sich fast darin. Kein Wunder: Sie macht sich Notizen, wenn Vida Winter erzählt, dann schreibt sie sie in ihrem Zimmer in Klartext auf und selbst nachts ist sie in ihren Träumen darin gefangen.

Und so langsam, mit Hilfe ihres Vaters und eigener Recherchen, bringt sie Licht in das Dunkel dieser Familie und auch in ihre eigene, bisher geheim gehaltene Geschichte.

Die Autorin hat einen wundervollen Schreibstil, der es mir sehr schwer machte, das Buch mal aus der Hand zu legen. Sie führt uns von einem Rätsel zum anderen. Manchmal denkt man, ha, jetzt hab' ich es. Jetzt weiß ich, wohin der Hase läuft. Und dann schlägt er wieder Haken. Aber jede noch so kleine Unklarheit wird am Ende aufgelöst.

Und Vida Winter? Die hat uns des Rätsels Lösung in ihrem ersten Gespräch mit Margarete mitgeteilt. Aber: Weiß selbst sie die ganze Wahrheit?


Nach einigen Versuchen habe ich festgestellt, dass Leserunden einfach nichts für mich sind. Das nun Folgende habe ich zu einer Runde beigetragen. Wobei es mir noch schwerer als ohnehin fiel, weil ich die Einzige war, die das Buch schon kannte:


Das erste Kapitel, Der Brief, habe ich soeben abgeschlossen. Ich bin schon wieder hin und weg von dem Schreibstil der Autorin, deren Erstlingswerk das ja auch noch ist. Durch den Brief lernen wir Ida Winter schon ein ganz klein wenig kennen. Journalisten hat sie über ihr Leben ständig an der Nase herumgeführt. 22 Biografen haben schon versucht, ihr Leben zu erzählen. Ist ja Wahnsinn. Sie hat in 56 Jahren 56 Bücher geschrieben, die millionenfach verkauft wurden, in zig Sprachen übersetzt wurden und: Margaret kennt kein einziges davon.

Was mag diese Ida Winter nun von ihr wollen?

Ich bin ja kein von Neid zerfressener Mensch, aber diese Margaret beneide ich. Sie führt ihr Antiquariat, obwohl es kaum etwas abwirft. Sie und ihr Vater leben davon, dass er ungefähr sechsmal im Jahr ein Buch von A nach B transportiert.

Das wäre mein Lebenstraum. Dieses Leben werde ich führen, wenn ich einen Millionen-Lotto-Gewinn habe. Da bin ich mir ganz sicher.

Margaret ist mir absolut sympathisch. Sie teilt mit mir den Lesegeschmack: Biografien, Autobiografien, Memoiren, Tagebücher und Briefe. Und sie schreibt selbst auch Biografien. Darin versuche ich mich ja auch.

Die gesamte Familie Angelfield scheint im Oberstübchen nicht ganz richtig zu laufen.

Charlie, der seiner Schwester weh tut, und die es sich gefallen lässt. Das findet man bei den Zwillingen auch wieder.

Der alte Vater, der nach dem Tod seiner Frau, das Haus verkommen lässt und sich um nichts mehr kümmert, Charlie, der dieses Sichnichtkümmern nach dem Tod des Alten weiterführt und im eigenen Dreck haust.

Die Zwillinge sind den ganzen Tag sich selbst überlassen. Die können anstellen, was sie wollen, es hat keine Konsequenzen. Das wird noch ganz übel.

Mir drängt sich ein wenig der Verdacht auf, dass in der Familie vielleicht schon lange Inzucht fabriziert wird. Das würde vielleicht einiges erklären.

Toll finde ich die Beschreibung von Vida Winter, wie sie ihr Leben geführt hat (S. 149, ziemlich in der Mitte, der Satz beginnt mit "Ich erinnere mich nur deshalb...") Sie muss ja schon ewig gewusst haben, dass ihre Schwester am Ende wartet. Und sie schreibt und schreibt, und was passiert dann?

So richtig schön finde ich die Passage, als Margaret mit ihren Nachforschungen beginnt und in den Almanachen nach den Angelfields sucht.

Das wäre eine Beschäftigung ganz nach meinem Herzen. Damit könnte ich mein Geld verdienen. In solchen Almanachen steht ja nicht viel drin. Aber man wird neugierig. Und man versucht, andere Quellen aufzutreiben, in denen man etwas über die gesuchten Personen herausfinden kann.

Eine neue Person taucht auf: Aurelius Alphonse Love. Die erste Person, mit der Margaret sich so richtig gut unterhalten hat, finde ich. Mal schaun, was er für ein Geheimnis birgt.

Vida Winter erzählt weiter:

Für die Zwillinge musste endlich etwas getan werden. Da Charlie in seiner eigenen Welt lebte, kümmerten sich der Doktor und der Anwalt der Familie darum, dass eine Gouvernante ins Haus kam.

Hester Barrow, sie stellt nun den Haushalt Angelfield auf den Kopf. Sie bringt einen Glanz mit, den das Haus und deren Bewohner ewig nicht gesehen haben. Selbst die Zwillinge hat sie ausgetrickst. Emmeline blüht unter ihrer Führung richtig auf.

Aber hält das auch an?

Margaret hat immer noch zu wenig Fakten für eine Biografie. Was sie bisher von Vida Winter erhalten hat, ist eine tolle Geschichte, mehr nicht.

Bei dem einen Gespräch zwischen Hester und dem Doktor könnte man fast herauslesen, dass Adeline schizophren ist. Dieses Gespräch läuft auf mehr hinaus, was eine einfache Gouvernante wissen kann. Sie muss aufpassen, um sich nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen.

Es kommt aber zu einer Zusammenarbeit zwischen ihr und dem Doktor. Sie haben die Zwillinge getrennt, um zu experimentieren. In ihrem Eifer merken sie nicht, oder wollen sie es nicht merken, was für einen Schaden sie damit anrichten. Als die Sache dann abrupt beendet wird, haben sie nichts erreicht und Hester ist spurlos verschwunden.

Ich bin ja einfach dermaßen von dem Schreibstil der Diane Setterfield begeistert. Wie sie die aufkommende Vergesslichkeit der Missus beschreibt. Sie schreibt von Durchgängen, Fluren und Treppenhäusern in ihrem Gehirn, die ihre Gedanken miteinander verbinden, aber auch trennen.

Nach unserem Verständnis kann es sich dabei nur um Alzheimer handeln. Ich habe erst einmal nachgeschaut, ob es den Begriff damals schon gab. Und wirklich: Alois Alzheimer beschrieb den ersten Fall schon 1901. Aber unter den Menschen war das damals sicher noch kein gebräuchlicher Begriff.

3.6.09

Eric-Emmanuel Schmitt: Oskar und die Dame in Rosa

Klappentext

Der zehnjährige Oskar hat Leukämie und weiß, dass er nicht mehr lange leben wird. Die ehemalige Catcherin Madame Rosa bringt ihn auf die Idee, über alles nachzudenken, was ihn bewegt – in 13 Briefen an den lieben Gott. Unsentimental und unerschrocken erzählen Oscars Briefe von Liebe, Schmerz, Freude und Verlust. In nur wenigen Tagen erlebt er auf wundersame Weise ein ganzes Menschenleben.


Buchbeginn

Lieber Gott,

ich heiße Oskar, ich bin zehn Jahre alt, und ich habe die Katze, den Hund und das Haus angezündet (ich glaube, ich habe sogar die Goldfische gegrillt), und das ist der erste Brief, den ich Dir schicke, weil ich bis jetzt wegen der Schule nicht dazu gekommen bin.

Ich sag's Dir lieber gleich: Ich hasse das Schreiben. Muß mich wirklich dazu zwingen. Weil schreiben wie Lametta ist, Firlefanz, Schmus, Kokolores und so weiter. Schreiben ist nichts anderes als Schwindeln mit Schnörkeln drum herum.

Erwachsenenkram.

 

21.4.09

Jason F. Wright: Die Mittwochsbriefe

Klappentext

Fast vierzig Jahre waren Jack und Laurel verheiratet, als sie in derselben Nacht Arm in Arm sterben. Die drei erwachsenen Kinder kommen zum Begräbnis im Elternhaus zusammen - und entdecken im Keller ein Vermächtnis: Tausende von Briefen, die der Vater jeden Mittwoch an die Mutter schrieb. Wunderbare Briefe voller Liebe und Gefühl. Und ein Brief, der ein schreckliches Familiengeheimnis offenbart.


Nun ja, die beiden sterben nicht Arm in Arm. Laurel stirbt nachts an einem Herzinfarkt. Jack, der an einem Gehirntumor leidet, will Hilfe holen. Beim Aufstehen wird ihm schwindlig, er stürzt und kann sich gerade noch so ins Bett zurückziehen. Da lebt Laurel schon nicht mehr. Seiner nächsten Schmerzattacke gibt Jack sich hin und folgt Laurel.

Noch vor der Beerdigung werden die Briefe gefunden. Die Geschwister Samantha, Malcolm und Matthew beginnen sie zu lesen. Tausende Briefe, über Jahrzehnte geschrieben, unsortiert. Sie lesen Splitter aus dem Familienleben. Samantha z. B. erfährt, dass sie nur am Theater spielen durfte, weil ihr Vater dafür bezahlt hat.

Ein Brief, der das schreckliche Familiengeheimnis offenbart, bezieht sich auf Malcolm: Er erfährt, dass sein Vater nicht sein leiblicher Vater ist.

Tja, die Nachricht war schon heftig, besonders für Malcolm. Sie hatte eine Affäre, wer ist mein Vater, ist das einzige, was er noch denken kann. Dabei ist es gar nicht so, wie er denkt. Seine Mutter wurde in der eigenen Wohnung von einem Obdachlosen vergewaltigt

Im hinteren Buchdeckel ist ein Briefumschlag eingeklebt. Ein handgeschriebener Brief von Malcolm an Rain, seine große Liebe, ist darin enthalten. Das ist ja mal eine tolle Überraschung.

9.4.09

Nicholas Sparks und Micah Sparks: Nah und Fern

Klappentext

Voller Erwartungen machen sich Nicholas Sparks und sein Bruder Micah 2003 auf eine Weltreise. Was als Urlaub beginnt, wird schon bald eine bewegende Reise in die Erinnerung - in die dramatische Geschichte ihrer Familie, die durch den tragischen Tod der Eltern und der Schwester allzu früh zerrissen wurde.



Ich habe ja nun schon jede Menge und Arten von Liebesromanen gelesen. Mittlerweile aber finde ich die Liebesgeschichten von Nicholas Sparks als die schönsten und ich bin ein richtiger Fan von ihm geworden. Das war schon so, bevor ich Nah und fern gelesen habe. Seitdem aber bin ich auf jede neue Geschichte von ihm gespannt. Mittlerweile habe ich sie ja in Taschenbuchformat alle zu Hause.

Mit einem Werbeprospekt für Fernreisen beginnt dieses Buch. Und da Sparks mit seinem Roman Das Lächeln der Sterne nicht weiterkam, rief er seinen Bruder an und schon nahm das Schicksal seinen Lauf. Die Geschwister machen sich auf eine Reise, die zumindest für Nicholas auch eine Reise in die Vergangenheit wird. In Rückblenden erzählt er seine Familiengeschichte.

Wenn man dieses Buch gelesen hat, dann wird dem einen oder anderen vielleicht auch klar, wie es kommt, dass Nicholas Sparks solch schöne Geschichten schreiben kann.

8.4.09

Agota Kristof: Die Analphabetin

Ágota Kristóf (30.10.1935-27.07.2011) war eine ungarisch-schweizerische Schriftstellerin, die nur in französischer Sprache schrieb. Um eben ihre Sprache geht es in ihrem Buch (übersetzt von Andrea Spingler)


Klappentext

"Fremd in einer fremden Sprache – und doch wurde sie zu einer der wichtigsten Schriftstellerinnen der Gegenwart. Nach einer wohlbehüteten Kindheit in Ungarn hatte Agota Kristof unter der kommunistischen Herrschaft zu leiden. Als ihr Vater verhaftet wurde, musste das junge Mädchen in ein staatliches Internat. 1956 floh Agota Kristof mit ihrem Mann und ihrem vier Monate alten Kind in die französischsprachige Schweiz. Dort war sie plötzlich eine Analphabetin und musste eine völlig neue Sprache erlernen – und schreibt seither großartige französische Prosa."


Buchbeginn 

Ich lese. Das ist wie eine Krankheit. Ich lese alles, was mir in die Hände, vor die Augen kommt: Zeitungen, Schulbücher, Plakate, auf der Straße gefundene Zettel, Kochrezepte, Kinderbücher. Alles, was gedruckt ist.

Ich bin vier Jahre alt. Der Krieg hat gerade angefangen...


Zitate

"So ziehe ich mir sehr jung, ohne es zu merken und ganz zufällig, die unheilbare Krankheit des Lesens zu."

"Wie wird man Schriftsteller?
Zuallererst muß man natürlich schreiben. Dann muß man weiterschreiben. Selbst wenn es niemanden interessiert.
Selbst wenn man das Gefühl hat, daß es niemals jemanden interessieren wird. Selbst wenn die Manuskripte sich in den Schubladen stapeln und man sie vergißt, während man neue schreibt."

26.3.09

Kim Edwards: Die Tochter des Fotografen

Norah Henry gebiert Zwillinge. Ihr Mann, Arzt von Beruf, entbindet sie von einem kerngesunden Jungen und einem Mädchen mit Dawnsyndrom. In Erinnerung an seine Schwester, die mit zwölf Jahren an dieser Krankheit gestorben ist, gibt er das Mädchen in die Obhut der Schwester, die bei der Entbindung geholfen hat, mit der Bitte, die Kleine in ein Heim zu geben. Seiner Frau erzählt er, dass das kleine Mädchen tot geboren wurde. Die Schwester fährt mit dem Baby in das besagte Heim und trifft dann eine folgenschwere Entscheidung. Sie kündigt ihren Job und zieht mit dem Baby weg, um es alleine großzuziehen.

Ich habe Kritiken zu dem Buch gelesen, wo darüber geschrieben wurde, dass sich das Buch zwischendurch wie Kaugummi zieht. Dem kann ich absolut nicht zustimmen. Klar, es ist nicht mit Spannung geschrieben, ich kann mich auch nicht in die Protagonisten hineinversetzen oder mich mit ihnen identifizieren, weil ich nicht in der Situation bin oder war. Das Leben der beiden Familien wird abwechselnd erzählt, wobei ich das von der Krankenschwester mit dem Mädchen ungleich interessanter fand, da diese mit anderen Eltern um die Anerkennung der Kinder mit Dawnsyndrom in der Gesellschaft kämpft.

Vielleicht ist es gut zu wissen, dass die Geschichte 1964 beginnt. Anfang der siebziger, als das Mädchen auf einen Bienenstich allergisch reagiert und ins Krankenhaus gebracht wird, fragt die Krankenschwester doch tatsächlich, ob das Kind wirklich gerettet werden soll. Das fand ich schon mächtig hart.

Das Buch enthält noch ein bisschen Bonusmaterial, Infos über das Buch, die Autorin, ein Interview mit ihr, wie das Buch entstanden ist und ein paar Diskussionsthemen für Leserunden.

Die gebundene Ausgabe verkaufte sich ganz gut. Ende Mai 2006 kam die Geschichte als Taschenbuch raus und ging im Juli schon das 800.000. Mal über den Ladentisch. Inzwischen wurde es schon über fünf Millionen-mal verkauft und ist eines der bestverkauftesten Bücher der letzten Jahre.

Und das nicht etwa durch große Buchketten oder riesige Marketingbudgets, sondern durch die unabhängigen Sortimenter und Mundpropaganda begeisterter Leser, zu denen auch diverse Lesezirkel gehören, die sich auch bei uns einer immer zunehmenden Beliebtheit erfreuen. - Und das, finde ich, ist immer noch die beste Werbung.

Carola Stern: Doppelleben

 "Wie soll es gelingen, ausgerechnet mein Leben mit seinen Fluchtbewegungen und Brüchen in wechselvollen Zeiten als schöne, stimmige Einheit zu begreifen? In mehrfacher Bedeutung des Begriffs bleibt es ein Doppelleben."

Carola Sterns "Doppelleben", welch ein Genuss ist es gewesen, über das Leben dieser Frau zu lesen. Sie hat einen einmaligen Schreibstil, das habe ich schon bei ihrer Biografie über Rahel Varnhagen erleben können.

Mit den letzten Sätzen in ihrem Buch spricht mit Carola Stern aus tiefstem Herzen:

"Doch schmerzt es mich, angesichts wachsender sozialer Ungerechtigkeit am Ende meines Lebens dazustehen ohne Antworten, ohne Perspektive, wie eine menschenwürdige Gesellschaft für alle erreicht werden kann. Es ängstigen mich Eigennutz und Habgier, die Unbarmherzigkeit von Unternehmern, die Resignation Betroffener, ihr Murren, das sich kaum noch in Empörung äußert, ein neuer Rechtsradikalismus und die Gleichgültigkeit, mit der er hingenommen wird. Ich bin einer jener "Gutmenschen" geworden, einer jener törichten Alten, die den Verlust von Werten, von Zivilcourage und Solidarität beklagen und von den Jungen oft belächelt werden. Das kann ich ertragen. Aber den Wandel des Zeitgeistes - ja, den würde ich noch gern erleben."

Die Autobiografie erschien 2001 bei rororo Sachbuch. Auf den gewünschten "Wandel des Zeitgeistes" werden wir wohl noch lange warten müssen. Momentan sieht es eher danach aus, als ob alles schlimmer wird.


4.3.09

Christine Westermann, Jörg Thadeusz: Aufforderung zum Tanz. Eine Zweiergeschichte

Klappentext
Ein Mann – eine Frau: ein schwindelerregender Tanz

Die beiden Bestsellerautoren Christine Westermann und Jörg Thadeusz kannten sich kaum, bevor sie sich in das Abenteuer stürzten, gemeinsam ein Buch zu schreiben. Was hat sie dazu getrieben? Eine riesige Neugier aufeinander: Jeder will herausfinden, wie der andere – anderes Geschlecht, anderes Lebensalter – die großen und kleinen Themen des Lebens betrachtet. Christine Westermann und Jörg Thadeusz teilen mehr als eine Leidenschaft: Als Journalisten haben sie ihre Lust, Menschen und deren Geschichten kennenzulernen, zu ihrem Beruf gemacht. Beide zeigen sich in ihren Büchern als Meister der Beobachtung, die noch den alltäglichsten Situationen poetische und hochkomische Seiten abzugewinnen vermögen. Beide sind entwaffnend aufrichtig. Und hochgradig charmant. Ihr Briefwechsel ist eine Aufforderung zum Tanz, nur wer hier wen auffordert, ist noch nicht geklärt. Mit großer Anmut, unerwarteten Volten und einem nie versagenden Taktgefühl nähern sich Christine Westermann und Jörg Thadeusz ihren Themen: Liebe, Treue, Eifersucht, Älterwerden, Arbeit und Nichtstun. Sie erhitzen sich darüber, ob Carl Maria von Weber ein "Frauenversteher" war, und ob "Frauenversteher" nun ein Schimpfwort ist oder nicht. Oder philosophieren über den Sinn von Kosenamen, über jene, die die eigenen Eltern füreinander gebraucht haben, und jene, die einem selbst zugefallen sind. Über welches Thema die beiden auch schreiben, stets überraschen sie den Leser mit unerwarteten Ansichten und Schlussfolgerungen, mit Pirouetten oder einem rasanten Marsch übers Parkett.


Buchbeginn
Als ich den ersten Liebesbrief bekam, glaubte ich noch, ich würde ihn niemals mehr aus der Hand geben.

Es würde nicht bei dem einen bleiben, weder Brief noch Mann, aber das konnte ich damals nicht wissen. Die Lieben gehen, die Briefe bleiben. Im Kino machen sie es sich mit der Entsorgung einfach: Die schöne Geliebte schnürt die Schmachtfetzen mit einem samtenen Band zu einem handlichen Päckchen, bettet sie sanft in eine edle Schatulle und verstaut sie sachte in der hintersten Schrankecke. Nur an den entsprechenden Jahrestagen kommen die Liebesbriefe noch mal ans Kerzenlicht, um in aller Heimlichkeit Wort für Wort ihren abgestandenen Zauber zu entfalten. (Christine Westermann)

20.2.09

Tom Petsinis: Die Buchliebhaberin

 Sonya quittiert mit 30 ihren Job als Lehrerin. Ihre Schüler waren eh „mehr an McDonalds als an Macbeth interessiert“. Sie wagt den Sprung in die Selbstständigkeit und eröffnet ein Antiquariat (laut Buchbeschreibung macht sie eine Erbschaft, aber das stimmt nicht, sie nimmt für den Laden eine zweite Hypothek auf ihr Haus auf).

Eines Tages, mitten in einer Wirtschaftskrise, als die Geschäfte nicht mehr so gut liefen, findet sie einen Brief vor ihrer Tür, ein goldener Umschlag. Ohne Absender, ohne Anschreiben. Es handelt sich um einen Dialog zwischen Marx und Moses. In unregelmäßigen Abständen folgen weitere Briefe mit Dialogen zwischen großen Dichtern, Denkern und Propheten. Und sie scheinen direkt für sie gemacht, denn in jedem Dialog findet sie sich auf die eine oder andere Weise wieder.

Eine Wende nimmt ihr Leben, als sie eines Tages den Überbringer der Dialoge kennenlernt.

Als die Geschäfte immer schlechter gehen, erhält sie von einem ehemaligen Klassenkameraden ein Angebot, das sie zuerst strikt ablehnt, aber dann doch überlegt, ob sie es annehmen soll.

Ich hoffe, ich konnte Euch ein wenig neugierig auf dieses Buch machen. Gegen Ende der Geschichte wollte ich nur noch wissen, wie es ausgeht, es wurde ja immer spannender. Aber fast interessanter zu lesen waren die Dialoge, die immer eine kleine Geschichte für sich waren.

Schön, dass es Schriftsteller gibt, die so toll über die Liebe zu Büchern schreiben können.