31.3.20

Isabelle Autissier: Herz auf Eis

Ich habe die wunderschöne Ausgabe von der Büchergilde - in Leinen gebunden und bedruckt.

Ein Buch, das mir richtig unter die Haut ging und dass stellenweise schlecht zu ertragen war.
Was man per Klappentext erfährt, ist, dass es das Pärchen Louise und Ludovic auf eine Insel verschlägt. Auch noch eine, auf der sie eigentlich nicht sein dürften, weil sie unter Schutz steht.

Ein nächtlicher Sturm trieb ihr Schiff aufs Meer hinaus und sie sahen es nie wieder. Mit dem Beiboot, das ihnen noch blieb, mussten sie in eine andere Bucht, um auf Pinguinjagd zu gehen. Nach anfänglichen Skrupeln ging ihnen das Töten bald recht flink von der Hand.

Mit der Zeit wurde die Lage immer angespannter. Sie stritten viel. Das artete bis in eine Schlägerei aus, als sie ein Schiff entdeckten und sich nicht entscheiden konnten, wie sie auf sich aufmerksam machen sollen.
Ludovic wird krank. Er bekommt es mit den Bronchien, lässt sich aber nichts anmerken. Sie bauen beide körperlich ab. Bei Ludovic geht es schneller als bei Louise, die eines Nachts eine Entscheidung trifft.
Sie macht sich auf den Weg, um nach einer Station zu suchen. Von den 20 Pinguinen, die sie noch haben, nimmt sie fünf mit. Dann lässt sie Ludovic, der sich kaum noch rühren kann, allein.

Während ich mich die ganze Zeit schon fragte, wie ich selbst mich verhalten würde - obwohl man die Frage wohl nie beantworten kann, ohne selbst in diese Verlegenheit zu kommen - war dies nun ein großer Einschnitt.

Louise findet nach Wochen tatsächlich eine Station, in Form eines richtigen Häuschens, als Wohnung eingerichtet, mit einer vollen Küche. Die nächsten Tage schläft und isst sie nur. Ludovic ist aus ihren Gedanken verschwunden.
Erst nach Wochen, als es ihr wieder richtig gut geht, denkt sie wieder an ihn. Und eines Tages ist sie wieder so fit, dass sie sich auf den Weg zurück macht. Voller Widerwillen.
Sie kommt dann auch tatsächlich zu spät. In ihrer ersten Nacht dort stirbt ihr Mann, der nur noch aus Haut und Knochen besteht.

Dann gibt es einen Cut und wir befinden uns fast wieder in Paris. Louise wurde gerettet und nun sitzen ihr die Medien im Nacken. Besonders ein Reporter hat es geschafft, dass sie ihm ihre Geschichte erzählt. Dabei lässt sie aber aus, dass sie sich alleine auf den Weg gemacht, und ihren Mann zurückgelassen hat.
Ihre Geschichte erscheint in den Zeitungen, sie tritt im TV auf, besagter Reporter möchte ein Buch schreiben. Er hat einen richtigen Riecher, als er denkt, dass an ihrer Geschichte noch etwas fehlt. Nach der Beerdigung Ludovics platzt sie ihm und einer weiteren Frau, die sie die ganze Zeit über unterstützt hat, gegenüber mit der Wahrheit heraus. Der Reporter will es im Buch verarbeiten, die Frau spricht sich dagegen aus.

Als Louise wieder alleine ist, packt sie ein paar Sachen und reist nach England, lässt alles hinter sich und beginnt ein neues Leben.

27.3.20

Nahid Shahalimi

Die 1970er Jahre, in denen Nahid Shahalimi in Kabul geboren wurde, nennt sie das "Goldene Zeitalter" Afghanistans. Das Bild, das uns heute von diesem Land und vor allem von seinen Frauen gegeben wird, gab es damals nicht. Gerade in den Städten war es normal, dass Mädchen die Schule und die Universität besuchten. Frauen nahmen am wirtschaftlichen und politischen Leben teil, waren Wissenschaftlerinnen, Lehrerinnen, Ärztinnen. Burka, Tschaderi oder Schleier trugen nur die Frauen, die es von sich aus wollten. In Kabul sah man sie eher selten. "Afghanistan war damals einer der einträchtigsten Vielvölkerstaaten der Welt."

Als die sowjetische Armee 1979 in Afghanistan einmarschierte, war diese schöne Zeit vorbei. Es folgten Kriege, die die Infrastruktur des Landes fast vollständig zerstörten. Bis heute ist das Land nicht wieder zur Ruhe gekommen. Ganz im Gegenteil: "Von vielen renommierten internationalen Organisationen wird Afghanistan als eines der gefährlichsten Länder der Welt eingestuft, besonders für Frauen."

Der Vater war ein angesehener Politiker. Als er krank wurde, verweigerte die kommunistische Regierung ihm die Ausreise für eine notwendige Operation. Das übernahmen russische Ärzte, unter deren Händen er dann starb. Der Familie hinterließ er ein sehr großes Vermögen, doch die Witwe wurde bedroht, wenn sie das nicht hergibt, würden sie und ihre Töchter Schlimmes erleben.

So blieb der Mutter mit den Kindern nur die Flucht: "Wir gingen zu Fuß in Richtung Pakistan, nur mit den Kleidern, die wir am Leib trugen, und ohne Essen und Wasser. Einerseits verließen wir Afghanistan wegen des Krieges, der mit jedem Tag näher an Kabul heranrückte, hauptsächlich aber flohen wir, weil der Wohlstand und unser Geschlecht für uns zum Fluch geworden waren."

Zwölf Jahre jung war Nahid Shahalimi, als sie glücklicherweise von Kanada eine Einreiseerlaubnis erhiel. Doch sie galt als "staatenlos". Trotzdem begann für sie ein neues, abenteuerliches Leben. Der Mutter war das Lernen das Allerwichtigste. Und so besuchten alle gemeinsam das College, machten alle Eingliederungskurse, studierten. Nahid Shahalimi belegte Internationale Politik mit besonderem Schwerpunkt auf Menschenrechte. Und sie spielte professionell Volleyball.

Nahid Shahalimi "hatte das Gefühl, dass es in der westlichen Welt wenige Informationen, dafür aber viele Vorurteile über afghanische Frauen gab". Und so entschloss sie sich 2014, ein Buch über afghanische Frauen zu schreiben. Dafür reiste sie zwei Jahre lang immer wieder in ihr Heimatland.

Nahid Shahalimi hat unter teilweise schwierigen Bedingungen viele Frauen interviewt. Auf manche stieß sie durch Zufall, von vielen erfuhr sie von befreundeten Journalisten, Freunden und Bekannten. Doch die beschwerlichen Reisen zu den Frauen, ihr Misstrauen der Fremden gegenüber, die Bedrohung durch Attentate waren es wert, sich mit diesen Frauen zu treffen.

"Dieses Buch möchte ein neues Licht auf die Persönlichkeiten einiger afghanischer Frauen und ihre Situation werfen, vor allem aber möchte es die andere Seite des mitunter so einseitigen Opferbildes zeigen, das so oft in den Medien gezeichnet wird. Unglaubliche Widerstandskraft, große Leistungen und noch größere Träume sind die Kräfte, die bei jeder einzelnen dieser afghanischen Frauen durchscheinen. Sie alle sagen: 'Wir wollen Afghanistan nicht verlassen. Es ist unsere Heimat, und wir werden das Land gemeinsam gestärkt wiederaufbauen.'"

21.3.20

Meine Lieblingsbuchhandlung

Meine Buchhandlung am Wall

Als ich am 1. Advent 2001 nach Ostfriesland übersiedelte, war mit mein erster Weg nach Aurich - Buchläden suchen. An die Buchhandlung Kortmann kann ich mich gar nicht mehr so genau erinnern, ich glaube, die hatte mehr Kunstbücher über Maler usw. Im Jahr 2006 musste sie Insolvenz anmelden. Als Grund wurde die wirtschaftliche Lage und das Internet angegeben.

Kurz danach schloss noch die Buchhandlung Schulenberg oder Schulenburg, die ein richtig tolles Biografienregal hatte. Dort gab es auch keinen anderen Schnickschnack zu kaufen, einfach nur richtig tolle Bücher.

Dann kam Thalia nach Aurich, die ich immer irgendwie gemieden habe. Da sie nicht ganz in der Innenstadt waren, fiel mir das gar nicht so auf. Doch vor Kurzem sind sie direkt in die Fußgängerzone gezogen und ich mag trotzdem nicht so recht rein dort. Angeschaut habe ich es mir und vom Angebot sind sie ganz gut aufgestellt. Es gibt sogar von einigen Serien noch ältere Teile. Das hatte ich bisher nur im richtig großen Buchladen in Oldenburg erlebt.

Diogenes-Aktion

Eine Kette namens Lesezeichen gibt es auch noch. Die gibt es, glaube ich, nur hier im Norden. Bei der war ich so gute Kundin, dass ich nach ihrem Umbau sogar zur Neueröffnung eingeladen wurde. Was damals wiederum meinen Chef gewundert hatte, den ich dort getroffen habe.

Am liebsten aber bin ich in meiner Buchhandlung am Wall. Die Frauen dort kennen mich nun schon, seit ich hier lebe. Es kann also gut vorkommen, dass ich, wenn ich den Laden betrete, angesprochen werde: Ah, Frau Strandborg, wir haben wieder was Neues vom Elisabeth Sandmann Verlag. Dort habe ich auch schon ganz tolle Gespräche geführt über das Lesen, über Bücher, die Liebe zu beidem. Und da ich diesen Buchladen meistens auf dem Weg zur Arbeit besuche, gehe ich dann nach so einem Besuch ganz beschwingt ins Büro.

19.3.20

Minna Canth

 Am 19. März 1844 wurde Minna Canth als Minna Johannson in Tampere (ehem. Tammerfors) geboren.

Sie war mit einem Seminardirektor verheiratet, der 1879 starb und sie mit sieben Kindern unversorgt zurückließ. Daher übernahm sie den väterlichen Garnladen.

Minna Canth schrieb Theaterstücke, Romane und Novellen; 1920 erschienen ihre Bücher zusammengefasst in vier Bänden,

Dass 1907 in Finnland das Frauenstimmrecht eingeführt wurde, ist ihr zu verdanken.

Am 12. Mai 1897 stirbt sie.



14.3.20

Angela Davis - ein Leben für Menschenrechte und Weltfrieden

Als ich zwei Freundinnen aus den alten Bundesländern - die eine kam nach dem Zweiten Weltkrieg als Flüchtlingskind hierher, die andere wurde in den 60er Jahren hier geboren - fragte, ob ihnen der Name Angela Davis bekannt sei, verneinten sie dies. Mir selbst, geboren 1964 in Rostock, ist der Name gut bekannt. In den 70er Jahren war Angela Davis Gegenstand unseres Schulunterrichtes - und einer Solidaritätsbewegung, in der Postkarten eine herausragende Rolle spielten.

Die jungen Jahre

Angela Yvonne Davis wurde am 26. Januar 1944 in Birmingham, Alabama geboren. Sie wuchs in einer schwarzen Mittelschichtfamilie auf. Da sie sehr begabt war, bekam sie schon mit 15 Jahren ein Stipendium für die Elisabeth Irwin High School, eine progressive Privatschule in New York. Hier kam sie das erste Mal mit dem Marxismus in Berührung. An dieser Schule gab es einen kommunistischen Zirkel, dem sie sich anschloss. 1961 studierte sie französische Literatur und war dann ab 1961 ein Jahr in Frankreich an der Sorbonne.

Ab den 1960er Jahren gab es im Wohnbezirk ihrer Eltern zahlreiche Bombenanschläge gegen schwarze Bürgerrechtler. Bei einem dieser Anschläge des Ku-Klux-Klans kamen vier Mädchen ums Leben, die Angela Davis gekannt hatte.

Auf Vermittlung von Herbert Marcuse, dessen Vorlesungen sie an der Brandeis University besuchte, studierte sie ab September 1965 in Frankfurt am Main unter anderem bei Theodor W. Adorno und Max Horkheimer Philosophie und Soziologie. Sie promovierte an der Humboldt-Universität in Ost-Berlin.

Mittlerweile hatten sich die Kämpfe der schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den USA zugespitzt. Aus diesem Grund kehrte sie im August 1967 dorthin zurück. Kurzfristig war sie bei der Black Panther Party, bevor sie sich im Juni 1968 dem Che-Lumumba-Club anschloss, einer schwarzen Zelle der Kommunistischen Partei der USA.

Angeklagt und freigesprochen

George Jackson war ein Krimineller, der bereits seit seinem 18. Lebensjahr im Gefängnis saß, wo er der Black Panther Party beitrat. Auf Angela Davis' Vorschlag schrieb er über seine Haftbedingungen das Buch +Soledad Brother: The Prison Letters of George Jackson .

Sein Bruder Jonathan lieferte sich 1970 in einem Gerichtssaal bei einem Befreiungsversuch eine Schießerei mit der Polizei. Vier Menschen wurden dabei getötet. Die Waffe, die dabei benutzt worden war, war auf Angela Daves' Namen gekauft. So wurde sie vom FBI auf die Liste der gefährlichsten zehn Verbrecher der USA gesetzt und wenig später verhaftet. Wegen des Vorwurfs der "Unterstützung des Terrorismus" drohte ihr die Todesstrafe.

Über die Grenzen der USA hinaus gab es eine Welle des Protestes. Unter dem Motto "Eine Million Rosen für Angela Davis" erhielt sie Tausende Postkarten aus der DDR, die heute im Universitätsarchiv in Stanford aufbewahrt werden. Zwei Jahre später, am 4. Juni 1972, wurde sie freigesprochen. Im Jahr darauf besuchte Angela Davis die X. Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Berlin.

Bis heute gilt Angela Davis für ihre Anhänger als eine der prominentesten ehemaligen politischen Gefangenen der USA.

Beruf und Politik

Von 1975 bis 1977 lehrte Angela Davis am Claremont College, ab 1979 an der San Francisco State University. 1980 und 1984 bewarb sie sich für das Amt der US-Vizepräsidentin.

Mitte der 80er Jahre trat sie dem National Political Congress of Black Women bei und war Vorstandsmitglied des National Black Women's Health Project.

1991 begründete sie die Committees of Correspondence für Democracy ans Socialism und ist seit 1992 Professorin für History of Consciousness an der University of California in Santa Cruz. 1997 hat sie sich als Lesbe geoutet, seit 2011 unterstützt sie die Occupy-Bewegung.

Ob im eigenen oder im Ausland: Angela Davis ist eine gefragte Rednerin. Frieden, Abrüstung, Gesundheitswesen, Arbeitsbedingungen, Frauenrechte und die Abschaffung von Gefängnissen, das sind ihre Themen. Immer wieder betont sie die Notwendigkeit eines sozialen Wandels.

Von 1972 bis 2010 wurden über Angela Davis drei Dokumentarfilme gedreht. Der letzte wurde in Deutschland im Jahr 2014 ausgestrahlt.



Der russische Dissident und Nobelpreisträger Alexander Solschenizyn bezichtigte Angela Davis der Blindheit gegenüber der Misshandlung politischer Gefangener im Ostblock, unter anderem in seiner Rede vor dem AFL-CIO (dem US-Gewerkschaftsverband) vom 9. Juli 1975 in New York. Ihm zufolge hatte eine Gruppe tschechischer Dissidenten an sie appelliert. Davis habe sich geweigert, für diese einzutreten. Davis habe geantwortet und soll gesagt haben: „Sie verdienen das, was sie bekommen. Lasst sie im Gefängnis bleiben.“ Angela Davis bestritt diese Anschuldigung.

11.3.20

Ibn Abi Tahir Tayfur

Bild von VentaRisk auf Pixabay


Ibn Abi Tahir Tayfur war ein persischer Linguist und Dichter der arabischen Sprache. Er wurde in Bagdad geboren. Tayfur war der Name seines Vaters, der aus Khorasan in Persien stammte. Er spielte eine wichtige Rolle in der arabischen literarischen Revolution.

Ibn Abi Tahir Tayfur war der erste Schriftsteller, der mit Das Buch der Autoren den Schriftstellern ein Buch widmete. Es ist zwar nur der Titel überliefert, aber man weiß, dass es zu jedem der von ihm ausgewählten Autoren eine kurze Biographie und eine Liste wichtiger Werke in alphabetischer Reihenfolge enthielt *.

Er starb im Jahre 893 n. Chr. und wurde auf dem Bab al-Sham-Friedhof beigesetzt, auf dem bedeutende Personen beigesetzt wurden.

* Houari Touati, L'armoire àsagesse: Bibliothèques et collections en Islam (Paris:Aubier, 2003).

J.R.R. Tolkien

Tolkien im Jahre 1916
„Mut kann man an den unwahrscheinlichsten Stellen finden.”

John Ronald Reuel Tolkien wurde am 3. Januar 1892 in Bloemfontein im Oranje-Freistaat, Südafrika. geboren. Als er vier Jahre alt war, kehrte seine Mutter mit ihm und seinem Bruder in die Heimat des Vaters, in ein Dorf in der Nähe von Birmingham in England, zurück.

Er besuchte das König-Edward-Gymnasium. In Francis Xaver Morgan vom Oratorium Birmingham fand er einen geistlichen Führer und Lehrer. Da ihm diese alte Schule viel bedeutete, schickte er später auch seine drei Söhne in ihre Obhut.

Nach der Schule erhielt Tolkien ein Stipendium der Universität Oxford. Er schloss sein Studium 1915 ab und heiratete.

Den Ersten Weltkrieg erlebte er als Infanterist. 1918 kam er ins Lazarett und dachte über seinen zukünftigen Lebensweg nach. Er arbeitete zwei Jahre am 'Oxford English Dictionary' mit, wurde Privatdozent in Leeds und mit 32 Jahren Professor, zuerst in Leeds und dann in Oxford. Dort lebte und arbeitete er, bis er in den Ruhestand trat.

Tolkien war ein leidenschaftlicher Hochschullehrer und ein Erforscher der Wortgeschichte der Mythologie. Sein erstes Werk, war ein mittelenglisches Wörterbuch; Studien über Chaucer und den 'Beowulf' folgten.


Er war aber auch ein sehr guter Erzähler. Die eigene Familie hörte seine Geschichten zuerst. Sein "Der Hobbit"  (1937) und die Trilogie "Der Herr der Ringe" - Neuausgabe 2012 - (1954/55) haben in Amerika und ebenso in Deutschland einen wahren Tolkien-Kult heraufbeschworen.

Von sich selbst redete Tolkien nicht viel: "Was zu sagen ist, steht in meinen Büchern", sagte er. Er starb mit 81 Jahren am 1. September 1973 in Bournemouth in England.

Ivar Aasen

Ivar Andreas Aasen wurde am 5. August 1813 in Ørsta in der Region Sunnmøre, Fylke Møre og Romsdal geboren.

Er wuchs als jüngster von acht Geschwistern unter ärmlichen Verhältnissen auf. Die Eltern waren arme Pachtbauern. Als er drei Jahre alt war, starb seine Mutter Guri. 1826 starb auch der Vater. Bruder Jon übernahm die Wirtschaft. Ivar musste viel Feldarbeit machen.

Er wurde 1831 Grundschullehrer und konnte das Kulturzentrum in Volda besuchen, wo sich eine größere Bibliothek befand als die im Heimatort. 1833 nahm ihn Pfarrer H. C. Thoresen auf Herøy in seinen Haushalt auf und unterrichtete ihn in allen Fächern, auch Latein, gründlich. Zwei Jahre später wurde er Hauslehrer für die sechs Kinder des Kapitäns Ludvig Daae in Solnør in der Kommune Skodje in der Nähe von Ålesund. Er blieb sieben Jahre und in dieser Zeit eignete er sich gründliche Kenntnisse in Latein, Deutsch, Englisch, Grammatik, Literatur, Geografie, Geschichte und Botanik an. Mit Letzterem beschäftigte er sich intensiv - er hatte eine Sammlung von 500 Pflanzen - und auch mit Grammatik.

1840 zog er zu Pfarrer P. V. Deinboll in Molde, 1841 zu Bischof Jacob Neumann in Bergen.

Ab 1841 gab er diese Beschäftigung mit der Botanik wegen des Forschungsstipendiums für die norwegische Sprache auf.

Er ging nach Trondheim und auf verschiedene Forschungsreisen. Danach erhielt er in Christiania ein lebenslanges Stipendium, das ihm das Gehalt eines Professors bescherte. Das Amt lehnte er aber ab. Dafür gab er die Beschäftigung mit der Botanik auf. Allerdings erlosch das Interesse daran nie. 1860 verfasste er noch einen Artikel „Norwegische Pflanzennamen“.

Ivar Aasen starb am 23. September 1896 in Kristiania.

Émile Zola

Émile Zola, Aufnahme Nadar
Émile Zola, ein französischer Schriftsteller und Journalist, wurde am 2. April 1840 in Paris geboren. Er gilt als einer der großen französischen Romanciers des 19. Jahrhunderts.

Sein bekanntester Artikel war wohl "Ich klage an" anlässlich der Dreyfus-Affäre.

Ohne bestandenem Abitur lebt er arbeitslos in Paris. Ab 1862 bis 1866 ist er in einem Pariser Verlagshaus beschäftigt. In dieser Zeit erscheinen seine ersten Werke "Erzählungen an Ninon" und die biografische Novelle "Die Beichte eines Knaben". Danach lebt er als freier Schriftsteller und Journalist.

1870 heiratet er Gabrielle Meley. Er beginnt mit der Arbeit am 20-bändigen Zyklus "Die Familie Rougon-Macquart. Natur- und Sozialgeschichte einer Familie aus dem zweiten Kaiserreich".

Seinen Durchbruch erreicht er mit "Der Totschläger", von den Einnahmen kauft er sich ein Landhaus in Médan/Seine. Es wird zum Treffpunkt zeitgenössischer Schriftsteller.

1880 erscheint aus seinem Zyklus "Nana", die Geschichte einer Prostituierten. Seine Werke werden teilweise als Pornografie abgestempelt. Er selbst sieht es als Werbung für sein literarisches Werk.

Er geht eine Liebesbeziehung mit der 20-jährigen Wäscherin Jeanne Rozerot ein. Sie bekommen zwei Kinder.

Mit seinem offenen Brief "Ich klage an" ergreift Zola 1898 für den zu Unrecht wegen Spionage verurteilten Offizier Alfred Dreyfus Partei. Wegen Beleidigung der Armee wird er zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Er flieht nach England, wo er an dem Zyklus "Die vier Evangelien" arbeitet. Als ein Jahr später der Prozess gegen Dreyfus wieder aufgenommen wird, kehrt Zola nach Paris zurück (sein offener Brief hatte wesentlichen Anteil an Dreyfus' Rehabilitation 1906).

Émile Zola stirbt am 29. September 1902 an einer Kohlenmonoxidvergiftung wegen eines nicht funktionierenden Kaminabzugs. Er wird im Panthéon, der nationalen Gedenkstätte für bedeutende Franzosen, beigesetzt.

Emile Adolphe Gustave Verhaeren

Eine Lesung von Émile Verhaeren (Théo van Rysselberghe, 1901)
Emile Adolphe Gustave Verhaeren wurde am 21. Mai 1855 in Sint-Amands bei Antwerpen geboren. Er war ein Sohn wohlhabender Eltern und wuchs im Dorf Sint-Amands an der Schelde auf. Während er im Dorf und in der Schule den flämischen Dialekt Brabantisch sprach, redete man in der Familie Französisch. Er besuchte das französischsprachige jesuitische Internat Sainte-Barbe in Gent. An der Katholieke Universiteit Leuven studierte er dann Rechtswissenschaft. Dort traf er Literaten aus dem Umkreis der Zeitschrift „La Jeune Belgique“. 1879 veröffentlichte er in Studentenzeitschriften erste eigene Artikel.

Edmond Picard, ein sozialistischer Schriftsteller, führte einen wöchentlichen Salon. Dort traf Verhaeren Schriftsteller und Künstler der Avantgarde. Er entschloss sich, Schriftsteller zu werden, veröffentlichte in belgischen und ausländischen Zeitschriften kritische Artikel und Gedichte. Junge Künstler förderte er als Kunstkritiker.

Seine erste Gedichtesammlung, die er veröffentlichte, verursachte im ländlichen Milieu seiner Heimat einen Skandal. Seine Eltern wollten die Auflage sogar kaufen und zur Gänze vernichten. Düstere symbolistische Gedichte folgen in den nächsten Bänden.

Théo van Rysselberghe, Porträt von Émile Verhaeren
1889 lernt er die Malerin Marthe Massin kennen, zwei Jahre später heiraten sie und lassen sich in Brüssel nieder. Drei Sammlungen von Liebesgedichten folgen.

In den 1890er Jahren widmet er sich mehr sozialen Fragen und sozialistischen Theorien. Die Atmosphäre der Großstadt und deren Gegensatz zum Landleben verarbeitet er nun in seinen Gedichten. Durch die Gedichte, in denen er seine Visionen einer neuen Zeit erarbeitete, wurde er berühmt. Sein Werk wurde jetzt weltweit übersetzt und besprochen. Für Lesungen und Vorträge reiste er durch Europa. Viele Schriftsteller suchten seine Nähe, übersetzten seine Werke. Auch die Künstler des Futurismus beeinflusste er.

Während des Ersten Weltkrieges, Verhaeren war auch in Deutschland berühmt, kämpfte er mit seinen Gedichten gegen den Wahnsinn des Krieges. Doch er resignierte zunehmend. Nach einem seiner Vorträge, mit denen er die Freundschaft zwischen Frankreich, Belgien und Großbritannien stärken wollte, starb er durch einen Unfall am 27. November 1916 in Rouen, als er beim Besteigen eines abfahrenden Zuges ausrutschte und überrollt wurde.

Die Familie verweigerte sich dem Plan der Regierung, Verhaeren ein Ehrengrab im Pariser Panthéon zu errichten. Er wurde auf dem Soldatenfriedhof von Adinkerke bestattet. Doch noch während des Krieges, als die Truppen vorrückten, überführte man seine sterblichen Überreste nach Wulveringen und bestattete sie 1927 in seinem Heimatort Sint-Amands. Seit 1955 erinnert dort ein Museum an ihn.

10.3.20

George Eliot

George Eliot, Porträt von Frederick William Burton, 1865.

George Eliot ist das männliche Pseudonym für die englische Schriftstellerin Mary Ann Evans. Sie wurde am 22. November 1819 in Arbury Farm, Warwickshire, als Tochter eines Zimmermanns geboren. Der Vater war ein strenggläubiger Methodist. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie in Griff House bei Nunoaton, in Foleshill und Coventry. In Coventry besuchte sie die Schule.

Bis zum Tod des Vaters im Jahr 1849 führte sie dessen Haushalt und half ihm in seinen Geschäften als Landagent. Sie erlernte dadurch Selbständigkeit und Verantwortungsgefühl.

George Eliot lebte von 1854 bis zu dessen Tod 1878 in freier Ehe mit dem verheirateten Kritiker und Freidenker George Henry Lewes. Das war in jener Zeit unheimlich mutig. Durch ihn wagte sie eigene schriftstellerische Arbeiten. Nach Lewes Tod wurde sie schwermütig. Der befreundete J. W. Cross nahm sich ihrer an und sie heirateten 1880. Doch noch im gleichen Jahr, am 22. Dezember, starb sie in London.



George Eliot war Autodidaktin, aber ungemein begabt und zweifellos klüger als die meisten ihrer schriftstellernden Zeitgenossinnen. Ihre erste literarische Arbeit war die Übersetzung von D. F. Strauß’ „Leben Jesu“. Und schon ihr erster Roman "Adam Bede" war ein voller Erfolg. Er spielt im Handwerkermilieu ihrer Heimat.

Die unbedingte Ehrlichkeit des Gefühls, die hohe Geistigkeit des Gedankens und die Eindringlichkeit der Formgebung lassen auch heute noch George Eliot als die Begründerin und wesenhafteste Gestalterin des modernen englischen Frauenromans empfinden.

Ab 1850 schrieb sie für die Westminster Review deren Mitherausgeberin sie von 1851-53 war. Von ihren Spätromanen war nur "Middlemarch"  ein richtiges Kunstwerk und war zugleich eine Studie des viktorianischen Zeitalters.




Hanna Winsnes

Hanna_Winsnes_1789_–_1872_poet_writer

Hanna Winsnes, eine norwegische Schriftstellerin, Dichterin und Kochbuchautorin, wurde am 29. August 1789 geboren und war im Ausland nicht sehr bekannt. Sie war mit einem Vikar verheiratet und hatte sieben Kinder. Die norwegische Romanautorin Barbara Ring ist ihre Urenkelin.

Hanna Winsnes gilt als erste Romanautorin in Norwegen. Ihr erstes Werk "Grevens Datter" (1841) veröffentlichte sie unter dem Pseudonym Hugo Schwarz, unter dem sie weitere Unterhaltungsromane schrieb. 1852 folgte ein Kinderbuch, Aftnerne paa Egelund.

Bekanntheit erlangte sie vor allem durch ihr Kuchbuch von 1845, in dem es um Tierhaltung, das Schlachten, Backen, Kochen von Seife und Kerzen formen geht. Das Buch ist in vierzehn Ausgaben erschienen.

Hanna Winsnes starb am 19. Oktober 1872.