14.3.20

Angela Davis - ein Leben für Menschenrechte und Weltfrieden

Als ich zwei Freundinnen aus den alten Bundesländern - die eine kam nach dem Zweiten Weltkrieg als Flüchtlingskind hierher, die andere wurde in den 60er Jahren hier geboren - fragte, ob ihnen der Name Angela Davis bekannt sei, verneinten sie dies. Mir selbst, geboren 1964 in Rostock, ist der Name gut bekannt. In den 70er Jahren war Angela Davis Gegenstand unseres Schulunterrichtes - und einer Solidaritätsbewegung, in der Postkarten eine herausragende Rolle spielten.

Die jungen Jahre

Angela Yvonne Davis wurde am 26. Januar 1944 in Birmingham, Alabama geboren. Sie wuchs in einer schwarzen Mittelschichtfamilie auf. Da sie sehr begabt war, bekam sie schon mit 15 Jahren ein Stipendium für die Elisabeth Irwin High School, eine progressive Privatschule in New York. Hier kam sie das erste Mal mit dem Marxismus in Berührung. An dieser Schule gab es einen kommunistischen Zirkel, dem sie sich anschloss. 1961 studierte sie französische Literatur und war dann ab 1961 ein Jahr in Frankreich an der Sorbonne.

Ab den 1960er Jahren gab es im Wohnbezirk ihrer Eltern zahlreiche Bombenanschläge gegen schwarze Bürgerrechtler. Bei einem dieser Anschläge des Ku-Klux-Klans kamen vier Mädchen ums Leben, die Angela Davis gekannt hatte.

Auf Vermittlung von Herbert Marcuse, dessen Vorlesungen sie an der Brandeis University besuchte, studierte sie ab September 1965 in Frankfurt am Main unter anderem bei Theodor W. Adorno und Max Horkheimer Philosophie und Soziologie. Sie promovierte an der Humboldt-Universität in Ost-Berlin.

Mittlerweile hatten sich die Kämpfe der schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den USA zugespitzt. Aus diesem Grund kehrte sie im August 1967 dorthin zurück. Kurzfristig war sie bei der Black Panther Party, bevor sie sich im Juni 1968 dem Che-Lumumba-Club anschloss, einer schwarzen Zelle der Kommunistischen Partei der USA.

Angeklagt und freigesprochen

George Jackson war ein Krimineller, der bereits seit seinem 18. Lebensjahr im Gefängnis saß, wo er der Black Panther Party beitrat. Auf Angela Davis' Vorschlag schrieb er über seine Haftbedingungen das Buch +Soledad Brother: The Prison Letters of George Jackson .

Sein Bruder Jonathan lieferte sich 1970 in einem Gerichtssaal bei einem Befreiungsversuch eine Schießerei mit der Polizei. Vier Menschen wurden dabei getötet. Die Waffe, die dabei benutzt worden war, war auf Angela Daves' Namen gekauft. So wurde sie vom FBI auf die Liste der gefährlichsten zehn Verbrecher der USA gesetzt und wenig später verhaftet. Wegen des Vorwurfs der "Unterstützung des Terrorismus" drohte ihr die Todesstrafe.

Über die Grenzen der USA hinaus gab es eine Welle des Protestes. Unter dem Motto "Eine Million Rosen für Angela Davis" erhielt sie Tausende Postkarten aus der DDR, die heute im Universitätsarchiv in Stanford aufbewahrt werden. Zwei Jahre später, am 4. Juni 1972, wurde sie freigesprochen. Im Jahr darauf besuchte Angela Davis die X. Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Berlin.

Bis heute gilt Angela Davis für ihre Anhänger als eine der prominentesten ehemaligen politischen Gefangenen der USA.

Beruf und Politik

Von 1975 bis 1977 lehrte Angela Davis am Claremont College, ab 1979 an der San Francisco State University. 1980 und 1984 bewarb sie sich für das Amt der US-Vizepräsidentin.

Mitte der 80er Jahre trat sie dem National Political Congress of Black Women bei und war Vorstandsmitglied des National Black Women's Health Project.

1991 begründete sie die Committees of Correspondence für Democracy ans Socialism und ist seit 1992 Professorin für History of Consciousness an der University of California in Santa Cruz. 1997 hat sie sich als Lesbe geoutet, seit 2011 unterstützt sie die Occupy-Bewegung.

Ob im eigenen oder im Ausland: Angela Davis ist eine gefragte Rednerin. Frieden, Abrüstung, Gesundheitswesen, Arbeitsbedingungen, Frauenrechte und die Abschaffung von Gefängnissen, das sind ihre Themen. Immer wieder betont sie die Notwendigkeit eines sozialen Wandels.

Von 1972 bis 2010 wurden über Angela Davis drei Dokumentarfilme gedreht. Der letzte wurde in Deutschland im Jahr 2014 ausgestrahlt.



Der russische Dissident und Nobelpreisträger Alexander Solschenizyn bezichtigte Angela Davis der Blindheit gegenüber der Misshandlung politischer Gefangener im Ostblock, unter anderem in seiner Rede vor dem AFL-CIO (dem US-Gewerkschaftsverband) vom 9. Juli 1975 in New York. Ihm zufolge hatte eine Gruppe tschechischer Dissidenten an sie appelliert. Davis habe sich geweigert, für diese einzutreten. Davis habe geantwortet und soll gesagt haben: „Sie verdienen das, was sie bekommen. Lasst sie im Gefängnis bleiben.“ Angela Davis bestritt diese Anschuldigung.

4 Kommentare:

  1. Hallo, liebe Anne, ich kannte Angela Davis bisher gar nicht. Sehr traurig zu lesen, wie sehr viele Frauen für ihr Leben kämpfen müssen, was für uns so selbstverständlich ist. Und zwei Jahre unschuldig im Knast zu sitzen ist schon sehr tragisch. Eine sehe interessante Biografie. Schön, dass Du wieder hier bist. Freue mich auf Deine weiteren Artikel, die ich mir nach und nach vornehmen werde.
    GlG, Mira

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    1. Moin, liebe Mira, ich weiß nicht, ob es vielleicht damit zusammenhängt, weil sie in der DDR so beliebt war oder weil sich die DDR so für ihre Freilassung eingesetzt hat.
      Liebe Grüße, Anne-Marit

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  2. Liebe Anne,
    mich freut es auch, dass du hier wieder schreibst.
    Im Biografischen Blog zu lesen ist doch interessanter als das ganze hektische Self-Marketing in den Sozialen Medien.
    Liebe Grüße
    Andrea

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    1. Danke, liebe Andrea,
      allerdings muss ich dazu sagen, dass meine Biografie-Artikel auf Mojoreads hauptsächlich von Twitter aus gelesen werden. Von daher möchte ich das lieber doch nicht ganz missen, aber in gewissen Abständen immer mal eine Pause einlegen.
      Liebe Grüße, Anne-Marit

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