21.4.24

Annie Proulx: Ein Haus in der Wildnis

Endlich schaffe ich es, mal etwas mehr über ein Buch zu schreiben, als nur den Klappentext und Buchbeginn. Dabei ist es kein Buch, dem ich die höchste Wertung geben würde.

Doch ich möchte schon seit Jahren einen zweiten Versuch mit dieser Autorin wagen, von der ich mir auf Verdacht eine Reihe Bücher gekauft habe, weil einige Leserinnen, deren Urteil ich doch ganz gut vertraue, von Annie Proulx schwärmen. 

Der erste Versuch - "Schiffsmeldungen" ging schief. Ich hatte vorab die Verfilmung gesehen. Zu krass fiel mir der Unterschied der Hauptfigur zwischen Buch und Film aus. Dabei gefiel mir die Geschichte sehr gut. Und ich werde es mit dem Buch noch einmal probieren.


Inhalt

Wer kann so verrückt sein, sich mit über siebzig Jahren noch ein Haus in einer völlig unzugänglichen Wildnis zu bauen?

Annie Proulx natürlich.

In ihren Erinnerungen erzählt Annie Proulx von der Liebe zu ihrer Wahlheimt Wyoming und ihrem Traum, sich dort, in einer ganz einsamen Gegend an einem Fluss unterhalb schroffer Klippen inmitten von Präriegras und Sumpf, das Haus ihrer Träume zu bauen. Zugleich erforscht sie die Geschichte dieses einst von Indianern besiedelten Landstrichs sowie die faszinierende Familiengeschichte ihrer französischen Vorfahren, erinnert sich an ihre Kindheit, beobachtet Vögel und Natur. Annie Proulx abenteuerlicher Traum von einem Haus in der Wildnis wird so zum Panorama eines reichen Lebens und einer ganzen Welt.

 

Zu Beginn erzählt die Autorin von ihrer Familie. Die Erinnerungen reichen da bis ins 16. Jahrhundert zurück. 

Und immer wieder fließt Historisches über diesen Landstrich mit ein.

"Im Wesen des Menschen ist etwas, was unermüdlich danach strebt, die Vergangenheit entweder auszulöschen oder nach Hause zu tragen."

Oder auch eine schöne Naturbeschreibung:

"Eines Samstags Anfang Juni fuhren wir bei verblüffend windstillem Wetter zum Gipfel der Klippe von Bird Cloud hinauf. Stechmücken umschwärmten uns. Präriehunde bezogen wachsam Stellung, einen Fuß im Bau, und beäugten uns argwöhnisch. Die Bodendecker am Rand der Klippe und an ihrem Abhang waren voller Kissen unzähliger winziger Blüten, weiß, blau, gelb purpurn. Eine Pflanze namens ,Eriogonum', als wilder Buchweizen bekannt, gefiel mir besonders gut. Verschwenderisch blühten überall der Indianische Malpinsel in seinen vier Farben. Johanniskraut und gelber Mauerpfeffer, Hüllblumen und Flammenblumen, weiße Vergissmeinnicht und leuchtend blauviolette Lupinen. Auf dem Rückweg zum Haus hinunter am späten Nachmittag kamen wir an dem Lieblingsbaumstrunk des Virginia-Uhus vorbei, auf dem der Uhu döste, bis es Zeit wäre, sich aufzuraffen und nächtens Furcht und Schrecken zu verbreiten..."

Die Gegend, in der Annie Proulx bauen lässt, und sie ist immerhin schon über 70, ist sehr rau. Vom Wetter her, aber teilweise auch durch die Nachbarn, die hauptsächlich Rancher sind. Und die Kühe machen viel an Natur kaputt.
Dabei hat sie das Grundstück von einer Naturschutzbehörde gekauft. Aber denen ist weniger an Naturschutz gelegen, als an Geschäften mit den Ranchers.

Über den Hausbau erzählt sie sehr detailliert. Man könnte meinen, das lese sich langweilig, doch im Gegenteil, sie schreibt sehr interessant. Es geht vieles schief. Der Architekt zum Beispiel weiß anscheinend alles besser. So einige Gewerke schlampen. Über andere Sachen ist sie begeistert. Sie mag ein Haus mit Ecken und Kanten. Sie mag Schattenspiele in den Zimmern.

Als sie den ersten Winter hier erlebt, stellt sie fest, dass sie diese Jahreszeit gar nicht hier wohnen kann, denn da ist niemand, der die Gegend, insbesondere den Weg zum Haus vom Schnee befreit.
Immer wieder machen die Kühe Ärger. Annie Proulx überlegt, einen arbeitslosen Kuhvertreiber einzustellen, weil sie nicht noch mehr Zäune aufstellen möchte. Aber Zäune verspäten sich nicht und machen keinen Urlaub.

Probleme gab es auch mit den Tausenden von Büchern, welche katalogisiert und eingeräumt werden mussten. Diese zwei Tätigkeiten ließen sich schlecht vereinbaren.

"Heute, Jahre später, wünschte ich, wir hätten die Bücher anders eingeordnet. Die Datei ist schwierig zu benutzen. Die Stichwörter sind ungenau oder überschneiden sich, und die Bücher sind schwer zu finden, sofern ich mich nicht an den Namen des Verfassers oder an den Titel erinnern kann. Das kann ich oft genug nicht und suche stattdessen nach einem Buch, das meiner Erinnerung nach einen beschädigten blauen Einband haben müsste und früher neben einem Buch über Raubtiere stand. Einer meiner Träume, der wohl nie verwirklicht werden wird, ist der, die Bücher von einem Bibliothekar neu ordnen zu lassen, der nichts auf meine halsstarrigen Vorstellungen über Ordnungssysteme gibt."

Gegen Ende des Buches gibt es noch viel Historisches. Besonderes Interesse zeigte Annie Proulx "an den Spuren jener Zeiten, als die Indianer hier gelebt hatten". Sogar ihr Grundstück war interessant für archäologische Grabungen.

Im letzten Kapitel "Ein Vogeljahr" erzählt die Autorin von der Vogelwelt, mit der sie sich ihre neue Heimat teilt.

Zitate

"Mit dem ,Abkommen' von 1985 zwischen den Anangu, den Ureinwohnern des Gebiets, und der Regierung wurden die Anangu gezwungen, Uluru und Kata Tjuta dem National Park Service zu überlassen und zu erlauben dass Touristen Uluru besteigen. Ungeachtet der Tafeln des Park Service, die lediglich kundtun, dass die Ureinwohner das Besteigen des Bergs als Entweihung betrachten, klettern jedes Jahr Tausende Touristen rücksichtslos auf den Felsen."


"Wir schlüpfen in von anderen errichtete Häuser oder Wohnungen und haben fast nie eine Vorstellung davon, wie dort früher gelebt wurde, ob der erste Besitzer einen Obstgarten mit Kirschen und Birnen unterhielt, wie es zu der bizarren Treppe mit verschieden hohen Stufen kam, ob das große Stück Schiefer im hinteren Garten ein Wolfsstein ist, ob Indianer diesen Ort kannten und was sie dort taten. Solche Dinge fragte ich mich, als meine Familie in Neuengland immer wieder umzog, unsere Herzen in Vermont zurückließ, nach North Carolina weiterzog und dann nach Maine zurück, ohne jemals Zugehörigkeit zu einem dieser Orte zu entwickeln."

7.4.24

Alice Ekert-Rotholz

 Ich interessiere mich ja seit Jahren für vergessene Autorinnen und werde da bei Magda Birkmann fündig. Ich sitze oftmals da und überlege, über welche Autorin ich eine Kurzbiografie schreiben könnte. Klar, auf jeden Fall DDR-Autorinnen, habe ich doch jahrelang DDR-Bücher in einem Blog gesammelt, der jetzt von jemand anderem betreut wird.

Von Magdas Buchtipps habe ich mittlerweile einen ganzen Ordner voll auf dem PC und überlege nun, zu ihren entdeckten Autorinnen Kurzbiografien zu schreiben. 


Anfangen möchte ich heute mit Alice Ekert-Rotholz, die als Alice Maria Augusta Ekert am 5. September 1900 in Hamburg geboren wurde. Drei Jahre vor ihrem Tod am 17. Juni 1995 in London erschien 1992 ihr letztes Werk "Die letzte Kaiserin". Neben ihren Romanen schrieb sie zeitlebens auch Gedichte. Postum erschien bei Hoffmann und Campe im Jahr 2000 der Lyrikband "Im feurigen Licht. Gesammelte Gedichte von 1929 bis 1993". Ihr Sohn Heinz Redwood hat ihn herausgegeben und mit einem Nachwort versehen.

Erste Gedichte erschienen in den 1920er-Jahren in der "Weltbühne". Ihre Romane sind vorwiegend Gesellschaftsgeschichten, die in exotischer Umgebung spielen. Besonders in der BRD der 1950er- und 1960er-Jahre waren sie große Verkaufserfolge; die Gesamtauflage ihrer Werke liegt bei über drei Millionen verkaufter Exemplare. Man kritisierte sie oft wegen der klischeehaften Romantik, doch man gestand ihr einen gewissen „englischen“ trockenen Humor und Beobachtungsgabe zu.

Vergessen ist die Autorin noch nicht, denn schon in der 2. Hälfte der 1990er-Jahre bis in die 2000er-Jahre hinein wurden Werke von ihr neu aufgelegt. 

Alice Ekert war mit dem Zahnarzt Ludwig Rotholz verheiratet - von daher Ekert-Rotholz.

Von 1933 bis 1952 lebte sie mit ihrem Mann im Exil - zuerst in London, dann in Bangkok. Während dieser Zeit reiste sie nach Asien, Australien und in die Karibik.

1952 ging es zurück nach Hamburg, wo sie über Jahre als Journalistin arbeitete. Nebenher entstanden Reisebücher und Romane.

Als 1959 ihr Mann starb, zog Alice Ekert-Rotholz noch London, wo sie bis zu ihrem Tod in Hampstead lebte. Beigesetzt ist sie auf dem Highgate Cemetery in London.

5.4.24

Leena Lander: Die Insel der schwarzen Schmetterlinge

Die finnische Schriftstellerin Leene Lander wurde am 25. Oktober 1955 geboren. Sie gehört nicht zu den vergessenen Autorinnen, aber vielleicht zu den unbekannteren bei uns in Deutschland. Es gibt zwar eine Reihe deutschsprachiger Bücher von ihr, aber in den sozialen Medien und in Bücherforen ist sie mir noch nicht begegnet.

"In ihren Romanen wird der Perspektive der Kinder großen Raum gegeben. Sie thematisiert dabei ohne Verurteilungen Reizthemen, wie die Kooperation Finnlands mit den Deutschen im Zweiten Weltkrieg, finnischen Rassismus, Emanzipation, Umweltzerstörung oder Alkoholismus." - Wikipedia

Gerade habe ich mir mal angeschaut, was sie noch geschrieben hat, und stelle fest, dass ich alle Bücher von ihr lesen möchte.

Das Buch wurde 2014 zur Frankfurter Buchmesse, wo Finnland Ehrengast war, neu aufgelegt.


Bis über die Hälfte des Buches weiß ich noch nicht, warum die anderen Leser so begeistert sind und wie ich es einordnen kann - als Familiengeschichte? Als Krimi? Bisher kommt mir beides zu kurz.
Ich kann auch die Sprünge nicht richtig einordnen und die Personen mit den fremd klingenden Namen bzw. die nur "der Mann" und "die Frau" genannt werden.
Was ich weiß, ist, dass ich in einer Rückblende den Jungen Juhani Johansson kennenlerne. Der Vater ist Alkoholiker, die Mutter leidet wohl unter Depressionen. Nachdem sie das jüngste Kind ins Wasser fallen ließ und Juhani es wieder rausgeholt hat, kommt er auf eine kleine Insel vor der Küste Finnlands in ein Erziehungsheim für Jungen. Dort ist er anfangs allerlei Schikanen ausgesetzt. Doch er lebt sich mit der Zeit ein.
Kurz nach einem Besuch seines Vaters, der dem Heimleiter etwas von Seidenraupen erzählt, ereilt Juhani die Nachricht, dass seine Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen. Deren Unterlagen und ein bisschen Geld sollte er bekommen, wenn er das Heim mal verlässt...
Die Frau des Heimerziehers lebt in einer absolut unglücklichen Ehe. Sie fragt sich, ob und wie es sein kann, dass von dieser Ehe nichts mehr vorhanden ist. Der Mann hat zwar Kinder mit ihr in die Welt gesetzt - allerdings nur Mädchen - einen Jungen hat er durch einen Seitensprung.
Das Paar hat ansonsten nichts gemeinsam. Die Frau möchte unbedingt runter von der Insel, doch ihr Mann will die Arbeit nicht lassen. Und so beginnt sie eine Affäre mit einem der Zöglinge.
Die sie aber schnell wieder beendet, als sie sich draußen in den Dünen mit ihrem Liebhaber rumtrieb und auf einmal sah, wie eine ihrer Töchter in Richtung Wasser schlafwandelte.
Und dann überstürzen sich die Dinge und ich will nur noch wissen, wie es weitergeht und rase durch die letzten Seiten, die mich atemlos und wie vor den Kopf geschlagen zurücklassen.
Fazit: Nach meinem etwas holperigen Einstieg ins Buch bin ich doch jetzt rückblickend ganz begeistert.
 

4.4.24

Katja Kulin: Geliebte Orlando

 Inhalt

London 1922. Bei einem Abendessen lernt Virginia Woolf die zehn Jahre jüngere Vita Sackville-West kennen und ist so fasziniert wie eingeschüchtert von der burschikosen Hocharistokratin: Schön, skandalumwittert und schriftstellerisch erfolgreich ist sie ganz anders als Virginia, die sich als unzulänglich in allen Bereichen empfindet. Doch auch Vita ist hingerissen von Virginia, von ihrem Wesen, ihrem Geist. Aus Freundschaft wird berauschende Leidenschaft. Und eine tragische Liebe, die nicht nur Virginias Leben, sondern auch ihr Werk maßgeblich beeinflussen wird.


Buchbeginn

Jede Existenz kennt Momente, die überdauern. Erinnerungen, die ein Leben lang präsent bleiben, die, nur durch eine hauchfeine, durchlässige Membran vom Bewusstsein getrennt, jederzeit unverblasst und detailreich wieder aufblitzen können, angestoßen von einem Geruch, einem Geräusch, einem unbewussten Vorgang. Manchmal scheinen diese Erinnerungen ohne Grund besonders zu sein, es bleibt verborgen, warum gerade sie ein Leben lang erinnert werden und andere, die ebenso bedeutsam hätten sein können, nur durch die Erzählung von jenen, für die sie eben diese Eigenschaft haben, einen Platz im Gedächtnis zugewiesen bekommen.


Zitat

"Ich wünschte, du könntest für eine Woche in meinem Gehirn leben. Gewaltigste Wellen an Gefühlen durchfluten es."

Virginia an Vita, 2. März 1926


3.4.24

Elizabeth Jolley: Der Mann im Brunnen

 Aus dem Englischen von Franz Schrapfeneder

Laut Wikipedia wurden die Werke von Elizabeth Jolley (4.6.1923 - 13.2.2007) in zahlreiche andere Sprachen übersetzt, u. a. ins Spanische, Deutsche, Niederländische, Französische und Griechische.

Warum es nur vier Titel ins Deutsche geschafft haben, ist mir schleierhaft. Ich bin ja keine Literaturkritikerin, aber "Der Mann im Brunnen" muss ein Meisterwerk sein. 

Glücklicherweise habe ich die ins Deutsche übersetzten Bücher von ihr antiquarisch bekommen. 


Klappentext

Die ältliche Hester Harper holt ein junges Mädchen in ihr eigenes Leben im australischen Outback. Als Katherine eines Nachts jedoch einen Mann mit dem Auto anfährt, scheint die Freundschaft und friedliche Idylle der beiden Frauen plötzlich gefährdet zu sein. Heser läßt das Opfer im Brunnen verschwinden und setzt damit ein Meer ungeahnter Ängste und Phantasien frei...


Buchbeginn

"Was hast du mir gebracht, Hester? Was hast du mir aus dem Laden mitgebracht?"

"Ich hab' Katherine gebracht, Vater", antwortete Miss Harper. "Ich hab' Katherine gebracht, aber sie ist für mich."


Zitate

"Was Hester an Katherine so besonders schätzte, war die Art, wie sie mit beiden Händen nach dem Leben griff. Sie wollte das Leben genau so, wie sie es in Filmen sah, sie wollte das Abenteuer, und Hester wurde in diesen Sog mit hineingezogen. Diese Lebensgier nahm verschiedene Formen an, darunter auch die, alles haben zu wollen, was für Geld zu haben war. Überall in Magazinen, vor allem aber im Kino, erfuhr Katherine aus der Werbung, daß sie nur dies oder jenes brauchte, um vollkommen glücklich zu sein. Auch Hester ließ der gesunde Menschenverstand dann oft im Stich, und sie ließ sich einfach mitreißen."


1.4.24

Brigitte Doppagne: Clara - Eine Erzählung

Klappentext

Ein Sommerabend 1900 in Worpswede. Die Bildhauerin Clara Westhoff ist zusammen mit ihren Malerfreunden Paula Becker und Otto Modersohn bei Heinrich Vogeler in seinen gastfreundlichen "Barkenhoff" eingeladen. Neben dem Kamin sitzt an diesem Abend ein Fremder: Rainer Maria Rilke, der, aus Rußland kommend, auf der Durchreise ist.

Mit wenigen Strichen, aber präzise und genau schildert die Autorin die ersten Stunden der Begegnung von Clara Westhoff und Rainer Maria Rilke und fängt dabei die Aufbruchstimmung in der Worpsweder Künstlergemeinschaft ein: die Beziehungen der Freunde untereinander, ihr Suchen nach einem eigenständigen Weg, bei dem Kunst und Leben vereint sind, und nicht zuletzt die Faszination, die die Worpsweder Landschaft in ihrer Ruhe und Schönheit auf alle ausübt.


Buchbeginn

Zwischen hohen Kiefern schimmerten die weißen Wände eines großen Hauses. Eine Gestalt in einem hellen Kleid sprang vom Fahrrad und schob es den Waldhang hinauf, der Giebelfassade des Hauses und der davorgelegenen Estrade, an der rote und weiße Rosen emporrankten, entgegen. Vor der Tür und an den Enden der Estrade standen kleine Lorbeer- und Oleanderbäume. Die grünen Läden an den Fenstern waren aufgeklappt.


Zitate

Tanzen Sie? fragte Clara atemlos, als hätte sie bereits etliche Runden durch den Raum gedreht. Verzeihen Sie. Nein. Ich hasse den Tanz, sagte Rilke. Er preßte die Lippen leicht aufeinander. Als hätte er eine Speise angeboten bekommen, deren Anblick ihm widerwärtig ist, dachte Clara. Sie tanzte.


Die Gefahr, sich an den Scherben der Vergangenheit zu schneiden, aber irgendwann würde die Erinnerung zu Staub zerfallen. 


Nachher würde sie Rilke wiedersehen. Ein seltsamer Mensch, der sich in ihren Gedanken eingenistet hatte. Er wirkte so weich und zerbrechlich, aber Clara meinte auch eine verborgene Kraft an ihm zu spüren, die Strenge ahnen ließ, vielleicht Unerbittlichkeit, Härte sogar. Tat sie ihm Unrecht? Diese samtene Stimme, wenn er seine Gedichte vortrug und beinahe körperlos zu sein schien.

- Er, der am fremdesten zum Leben steht, ist wie der Türmer über einer Stadt...-

Und doch, irgend etwas flößte ihr Angst ein. Nein, nicht Angst, das Wort war zu stark, eher eine leise Beklemmung, ein unbestimmtes Unbehagen. Vielleicht legte es sich, wenn sie ihm öfter begegnete.


Ich will die Dinge so malen, wie sie sind, sagte Paula, riß einen blühenden Grashalm ab und begann, damit Muster in Claras Gesicht zu zeichnen. Oft fällt es mir schwer, die Zeit abzuwarten, bis ich etwas kann. Ich bin atemlos in der Arbeit, will weiter und weiter. Das Zeichnen befriedigt mich nicht, auch wenn ich weiß, daß es wichtig ist. Die Ölfarben, die liebe ich, sie sind so saftig, man kann seinen ganzen Schwung und seine Lust hineinlegen. Ich möchte zur Einfachheit der Form kommen, zur Tiefe der Farbe, zur Bewegung in der Farbe. Ich will erreichen, daß ein Gegenstand durch die Farbe des anderen vibriert. Und ich glaube, ich weiß jetzt, wie ich die Farben im Schatten, in der Dämmerung, zum Leuchten bringe:...

 

27.3.24

Rosemarie Zeplin: Alpträume aus der Provinz

Rosemarie Zeplin wurde 1939 in Güstrow geboren. Sie studierte Theaterwissenschaft in Leipzig, war kurze Zeit am Theater Dramaturgin und am Rundfunk in Berlin. 1967 wechselte sie in einen Beruf der Informationsverarbeitung und ist seit 1977 freischaffend.

Diese kurzen Infos stammen aus ihrem ersten Buch "Schattenriß eines Liebhabers".


Inhalt

„Erwachsen werden hieß, daß sich dann alles, alles wendet. Es war die Verheißung, die Lenis blindem, eingeschränktem Dasein Sinn gab.“ Ihrem Dasein in einer überaus komplizierten Familienordnung, in der der Vater nach seiner Rückkehr aus dem Krieg als schweigsamer Fremder lebt und zugleich eine dominierende Rolle spielt. Alle sollen sich ihm unterordnen: die unfähige Mutter, die hilflos seiner Tyrannei ausgesetzt ist, und die drei Töchter. Anngret, die rebellische Älteste, mit ihrem Talent zum Schwierigkeitenmachen, die unscheinbare Jüngste, Wiebke, vom Vater im stillen für eine Mißgeburt gehalten, und Leni, die es nicht viel Energie kostet, ein unproblematisches Kind zu sein. Es gelingt ihr sogar, für sich einen Freiraum zu errichten und eine gewisse Zuneigung des Vaters zu erwerben. Ihr eröffnet er Züge seines Wesens.

Die ärztliche Praxis des Doktor Moritzen gibt seinen Töchtern eine Sonderstellung in dem Provinzstädtchen Prieschow. Sie erfahren vieles, worüber sie nicht reden dürfen. Ihre Umwelt, das Kleinstadtleben in den fünfziger Jahren, erscheint ihnen drückend eng und feindlich. Sie rebellieren jeweils auf besondere Weise dagegen, suchen nach neuen Bindungen, nach gesellschaftlichen Idealen, nach einem erfüllten Leben, das für keine von ihnen in Prieschow denkbar ist.


Buchanfang

Für einen Arzt verstand es sich, daß er die eigene Familie nicht behandelte. Dieses Verbot beachtete der Vater streng wie alle Normen seines Standes. Als Laie konnte man den Sinn der Vorschriften nicht immer leicht begreifen, vor allem dann nicht, wenn der nie erklärt wurde. Kinder verstanden diese Dinge sowieso nicht, auch mit Erklärung. Was etwa hätte es genützt, Kindern zu sagen: Bei nah Verwandten ist man als Arzt befangen und von Gefühl verwirrt, die Hand mit dem Skalpell über der aufgeschnittenen Bauchwand kommt ins Zittern, in jedem Hüsterchen hört man schon eine Pneumonie!

Man konnte aber solche Hintergründe im Lauf der Zeit erfassen, wenn man sich aufmerksam verhielt und alle Auskünfte, auch die der Mutter, einbezog. Die Mutter wußte ungefähr, was Ärzte tun und lassen mußten, doch nie genau, warum. Deshalb vergaß sie es wahrscheinlich auch so oft. Wenn eins der Kinder krank geworden war, versuchte sie sofort, es als Patient dem Vater vorzuführen. Kannst du vielleicht nachher mal Wiebke ansehen, sagte sie mittags, wenn der Vater aß und dringend Ruhe brauchte. Oder sie setzte weniger direkt an, indem sie tat, als sei es ihre Pflicht, zu informieren. Schlechtes Gewissen machte sie noch ungeschickter, als sie es ohnehin im Umgang mit dem Vater war, und weil dazu noch Echolosigkeit sie irritierte, kam ihre Rede bald aus angestrebter Richtung, drehte sich ausweglos im Kreise und hörte schließlich ohne Abschluß einfach auf.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar 


12.3.24

Lisa Fittko: Erinnerungen 1933 - 1941

Von Lisa Fittko gibt es "nur" zwei Bücher ihrer Erinnerungen. Sie  war eine österreichische Widerstandskämpferin gegen die nationalsozialistische Diktatur in Deutschland und im Zweiten Weltkrieg Fluchthelferin über die Pyrenäen zwischen Frankreich und Spanien. 

Am 12. März 2005 starb sie. 


Solidarität unerwünscht: Meine Flucht durch Europa - Erinnerungen 1933-40

Was heißt eigentlich Alltag im Widerstand? Wie sieht ein ganz normaler Tag für eine 24jährige Emigrantin aus? Lisa Fittko erzählt sehr konkret, wie brennend die Frage sein kann, woher Essen, wo ein Bett, wie Kleidung zu besorgen sind. Aber auch, wie man die Stunden verbringt, in denen man die alles bestimmende Politik vergißt, ist selten so persönlich geschildert worden. Lisa Fittko fügt mit ihren Erinnerungen unserem Wissen über die Jahre 1933-1940 eine persönliche, sehr anschauliche Dimension hinzu.

Mein Weg über die Pyrenäen - Erinnerungen 1940/41


Fragt man Lisa Fittko, was sie dazu gebracht hat, unter Einsatz des Lebens den Exilierten zur Flucht zu verhelfen, sagt sie: »Es war das Selbstverständlichste.« 

In einigen Exil-Erinnerungen ist, wenn es um einen Pyrenäen-Fluchtweg aus dem besetzten Frankreich ging, von einer "F-Route" die Rede – wer oder was sich hinter dem F verbirgt, wird nicht erklärt. Das vorliegende Buch löst dieses Rätsel: Der alte Schmugglerpfad wurde nach Lisa und Hans Fittko benannt, die monatelang von der Auslieferung bedrohte Hitlergegner zur spanischen Grenze geführt hatten. Es wäre nicht geschrieben worden, wenn nicht durch einen Zufall Gershom Scholem von Lisa Fittko gehört und sie gedrängt hätte, ihre Pyrenäenüberquerung mit Walter Benjamin (der sich dann, seine Verhaftung befürchtend, nach dem Grenzübertritt in Spanien das Leben nahm) aufzuschreiben. 

Die "F-Route" ist für die Fittkos nur eine Station einer langen Odyssee, die 1933 in Berlin begann und sie über Prag, Zürich und Amsterdam nach Paris führte. 1940 wurde Lisa Fittko als "feindliche Ausländerin" in dem berüchtigten Frauenlager von Gurs interniert. Sie entkam nach Marseille und stieß dort auf Varian Fry und das Emergency Rescue Commitee, das – meist illegal – organisierte Fluchthilfe betrieb. An seinen Hilfsaktionen hatten die Fittkos maßgeblichen Anteil. Der Strom der Flüchtlinge riss nicht ab; sie machten den gefährlichen Weg über die Pyrenäen bis zu dreimal in der Woche.

11.3.24

Kressmann Taylor: So träumen die Frauen

Aus dem amerikanischen Englisch von Marion Hertle
Mit einem Nachwort von C. Douglas Taylor

Inhalt

Zwischen Sehnsucht und Angst, Hoffnung und Wehmut, zwischen Glücksgefühlen und gebrochenen Herzen: Auf höchst einfühlsame Weise erzählt Kathrine Kressmann Taylor von fünf Frauen an Wendepunkten ihres Liebens und Strebens.

Die Autorin des weltweiten Erfolgs "Adressat unbekannt" hat Zeit ihres Lebens wunderbare Erzählungen geschrieben - fünf von ihnen erscheinen hier erstmals auf Deutsch.


Buchbeginn

In Ellie Pearl stieg eine unbestimmte Angst auf, dass der Duft der Bäume in dieser frühen Dunkelheit süßlich und stark sein könnte - der Geruch der feuchten Erde, der Pech-Kiefern und Nadeln - und so intensiv wie damals, als sie noch ein Dreikäsehoch war, barfuß herumrannte und jeden Pfad dieser Gegend kannte, als sie, ganz gleich ob im Kiefernwald oder über Granit, schnell laufen konnte und nicht darauf achten musste, wohin sie ihren Fuß setzte. Das alles kam nun in ihr hoch, und sie wusste selbst nicht genau, warum es ihr Unbehagen bereitete, während sie das letzte steile Stück durch den Wald bergan ging und auf glitschige Kiefernnadeln trat, auf denen sie mit ihren glatten Stadtschuhen ins Rutschen geriet.


Zitat

"Aber ich weiß, was ich will", versuchte Ellie Pearl ihr zu sagen. "Ich bin froh über alles, was ich getan habe. Nur bin ich nicht glücklich", sagte sie schwach.

10.3.24

Judith Hermann: Wir hätten uns alles gesagt

Inhalt

Eine Kindheit in unkonventionellen Verhältnissen, das geteilte Berlin, Familienbande und Wahlverwandtschaften, lange glückliche Sommer am Meer.
Judith Hermann spricht über ihr Schreiben und ihr Leben, über das, was Schreiben und Leben zusammenhält und miteinander verbindet. Wahrheit, Erfindung und Geheimnis - wo beginnt eine Geschichte und wo hört sie auf? Wie verlässlich ist unsere Erinnerung, wie nah sind unsere Träume an der Wirklichkeit?

Wie in ihren Romanen und Erzählungen fängt Judith Hermann ein ganzes Lebensgefühl ein: Mit klarer poetischer Stimme erzählt sie von der empfindsamen Mitte des Lebens, von Freundschaft, Aufbruch und Freiheit.

"Ein Zauberkunststück der Literatur."

Meike Feßmann, Deutschlandfunk


Buchbeginn

Vor einiger Zeit bin ich mitten in der Nacht auf der Berliner Kastanienallee in einem sogenannten Spätkauf zufällig und unverhofft meinem Psychoanalytiker begegnet - zwei Jahre nach dem Ende der Psychoanalyse und zum allerersten Mal außerhalb des Raumes, in dem ich jahrelang auf seiner Couch gelegen hatte.


Zitat

Das Schreiben entfernt sich mit dem Älterwerden von einem sicher geglaubten Zentrum, einer selbstverständlichen Gelassenheit. Es entfernt sich von der Gedankenlosigkeit. Es wird schärfer, zugleich weniger. Möglicherweise klingt es aus. Oder kehrt zu diesem Zentrum zurück und versucht es anders, versucht es noch einmal von vorne.
 

8.3.24

Irène Némirovsky: Das Mißverständnis

Dies ist das erste Buch von Irène Némirovsky. Jahrzehntelang wurde es nicht als Buch gedruckt, nur in einer Zeitschrift veröffentlicht. Dabei war hier schon ihr großes Talent erkennbar.

Ives hatte als Sohn reicher Eltern eine glückliche Kindheit. Die Eltern bemühten sich, ihm früh einen Sinn für Schönheit und Philosophie einzupflanzen. Er lernte, schöne Dinge zu lieben, Geld auszugeben, reiten, fechten, sich gut zu kleiden. Sein Vater lehrte ihm diskret den Umgang mit Frauen.

Mit achtzehn war Ives Waise und er ging auf Reisen. Und dann, mitten in sein schönes Leben, brach der Erste Weltkrieg hinein. Erste Begeisterung, dann Kälte, Hunger, Schützengräben, Dreck, Müdigkeit, Resignation, der Tod als ständiger Begleiter. Die Erinnerung daran ließ ihn nach dem Krieg nicht los. Dreimal verwundet und ausgezeichnet mit dem Kriegskreuz, kehrte er nach Paris zurück.

Ein bisschen Geld blieb ihm, es reichte für Zigaretten und Taxifahrten. Er hatte Glück und fand eine Stelle in einer großen internationalen Presseagentur.

Er lebte genügsam, um sich das Geld zu ersparen für einen Sommerurlaub in dem Seebad, das er schon als Kind liebte.

Dort begegnet er Denise, die verheiratet ist und eine kleine Tochter hat. Als ihr Mann für einige Zeit den Urlaubsort verlässt, kommen sich die beiden näher. Denise liebt Ives, aber von ihm wartet sie vergeblich auf die bestimmten drei Worte.

Merklich kühler wird das Verhältnis, als sie wieder in Paris sind. Ives muss jeden Tag ins Büro, Geld verdienen. Denise hat den ganzen Tag Zeit und Muße und kann über sich, Ives und ihr Verhältnis nachdenken. Er wird zu ihrem Lebensinhalt, sie wartet nur noch auf seinen Anruf.

Kann dieses Verhältnis von Dauer sein? Hätte die bisher verwöhnte Denise die Stärke, sich von ihrem Mann zu trennen, um an der Seite eines "armen" Mannes zu leben? Das lest selbst...

3.3.24

Mariama Bâ: Ein so langer Brief - Ein afrikanisches Frauenschicksal

 Aus dem Französischen von Irmgard Rathke


Inhalt

Nach dreißig scheinbar glücklichen Ehejahren wird eine Frau von ihrem Mann verlassen. Aber nicht wegen einer Geliebten: Er heiratet ein zweites Mal; ein Schulmädchen, das dieselben Rechte haben wird wie sie. Dieser preisgekrönte Briefroman ist ein erschütternder Aufruf zum Kampf gegen die Tradition der Polygamie und die Selbstaufgabe der Frau.


Buchbeginn

Aïssatou,

Ich habe deinen Gruß erhalten. Als Antwort und um mir einen Halt in meiner Verwirrung zu geben, beginne ich dieses Heft: aus unserer langjährigen Praxis habe ich gelernt, daß die vertrauliche Aussprache den Schmerz stillt. 

Deine Existenz in meinem Leben ist kein Zufall. Unsere Großmütter, deren Besitz durch einen Zwist getrennt wurde, tauschten täglich Nachrichten aus. Unsere Mütter wetteiferten darum, auf unsere Onkel und Tanten aufzupassen. Wir, wir haben auf demselben steinigen Weg zur Koranschule unsere Tücher und Sandalen abgenutzt. Wir haben unsere Milchzähne in denselben Löchern vergraben und dabei die Mäusefee angefleht, sie uns noch schöner wiederzugeben.


Zitate

Durch ihre Dauerhaftigkeit fordert die Natur die Zeit heraus und nimmt Rache am Menschen.


Während eine Frau im Laufe der Jahre, trotz des Alterns ihres Partners, sich diesem immer stärker verbunden fühlt, engt der Mann das Feld seiner Zärtlichkeit mehr und mehr ein. Sein egoistisches Auge schaut seiner Ehefrau über die Schulter. Er vergleicht das, was er hat, mit dem, was er haben könnte.


24.2.24

Nicole Seifert: "Einige Herren sagten etwas dazu" - Die Autorinnen der Gruppe 47

 Mir fiel es noch nie so schwer, ein Buch zu beenden. Nicht, weil es schlecht geschrieben wäre oder nicht interessant genug. Ganz im Gegenteil. Aber so geballt zu lesen, wie Frauen herabgewürdigt werden, sie nur nach Äußerlichkeiten beurteilt werden und nicht nach ihren Werken. Was müssen viele der Männer dieser Gruppe für Angsthasen gewesen sein. 

Dies ist nicht das erste Buch dieser Art, das ich gelesen habe. Ich erinnere an "Zensiert, verschwiegen, vergessen" von Ines Geipel und "Ich finde es unanständig, vorsichtig zu leben" von Iris Schürmann-Mock. Nach diesen Leseerfahrungen möchte ich mich fast den Ärzten anschließen: "Männer sind Schweine". Und ich habe immer weniger Lust, das Buch eines Autoren in die Hand zu nehmen.


Inhalt

Nicole Seifert erzählt die Geschichte der Gruppe 47 aus einer neuen Perspektive: der der Frauen. Ihr Ergebnis kommt einer Sensation gleich. "Einige Herren sagten etwas dazu" macht es zwingend, die deutsche Gegenwartsliteratur neu zu denken, die literarische Landschaft neu zu ordnen.

Es waren viel mehr Autorinnen bei den berühmt-berüchtigten Treffen der Gruppe 47 als Ingeborg Bachmann und Ilse Aichinger, aber sie sind in Vergessenheit geraten, sie fielen aus der Geschichte heraus – wie sich nun herausstellt, hatte man ihnen oftmals gar nicht erst Zutritt gewährt. Und wurden sie miterzählt, dann nicht als Autorinnen ihrer Texte, sondern als begehrenswerte Körper oder als tragische Wesen. Nicole Seifert erzählt von den Erfahrungen der Autorinnen bei der Gruppe 47, von ihrem Leben in den Fünfziger- und Sechzigerjahren in der BRD und von ihren Werken.

Ein kluges, augenöffnendes Buch, das sofort große Lektürelust entfacht. Schriftstellerinnen wie Gisela Elsner und Gabriele Wohmann müssen neu gelesen, Schriftstellerinnen wie Ruth Rehmann, Helga M. Novak und Barbara König neu entdeckt werden.  Ein ganz neuer Blick auf die Gruppe 47 und die Nachkriegsliteratur, der uns bis in die Gegenwart führt.


"Die Geschichte einer Frau umzuschreiben, erfordert zwangsläufig die Auseinandersetzung mit den männlichen Vorgaben, die sie zuvor definiert haben. Um gegen eine Ideologie zu argumentieren, muss man sie anerkennen und artikulieren. Im Zuge dieses Prozesses mag man seiner Opposition unabsichtlich Gehör verschaffen."

Jia Tolentino, "Trick Mirror"


Die Frauen der Gruppe 47

Ruth Rehmann

Ingrid Bachér

Ilse Schneider-Lengyel

Ilse Aichinger

Ingeborg Bachmann

Ingeborg Drewitz

Barbara König

Gabriele Wohmann

Gisela Elsner

Christine Koschel, Christa Reinig

Griseldis L. Fleming

Helga M. Novak

Elisabeth Borchers

Elisabeth Plessen

Barbara Frischmuth

Renate Rasp


Zitate

Es gab so viele Stellen in diesem Buch, die es wert wären, herausgeschrieben zu werden. Aber ihr sollt das Buch ja noch lesen und so belasse ich es bei diesen beiden:


Ilse Schneider-Lengyel ist die erste einer Reihe von Autorinnen, bei denen die Diskrepanz zwischen ihrem Leben und Wirken und dem Bild, das später von ihnen gezeichnet wurde, gigantisch ist. Ihr Beispiel macht deutlich: Um die Autorinnen der Gruppe 47 überhaupt sehen und beurteilen zu können, müssen sie zunächst einmal von den Geschichten befreit werden, die um sie herum gesponnen wurden, seien sie abfällig oder Stoff für Legenden. Denn wenn die Frauen ,nicht' aus der Geschichte der Gruppe 47 herausfielen, sondern miterzählt wurden, dann nicht als Autorinnen ihrer Texte. Die männliche Rede über das Weibliche hat sich nicht nur im Fall von Ilse Schneider-Lengyel vor ihr Werk gestellt, Ähnliches geschah auch bei Ilse Aichinger.


"Mir fehlt in der Debatte um weibliche Kunst und Weiblichkeit im Öffentlichen immer ein einziges Wort: Verachtung. Seltsamerweise spricht es nie jemand aus, nicht einmal Feministinnen, vielleicht weil sie es sich nicht eingestehen wollen, doch es ist bezeichnend für das, was die Frau für ihre Arbeit bekommt, auch wenn das eben nie ausgesprochen wird. Die Verachtung des weiblichen Werks."

Elfriede Jelinek


16.2.24

Marlen Haushofer: Eine Handvoll Leben

Mit einem Vorwort von Angela Lehner
Mit einem Nachwort und herausgegeben von Konstanze Fliedl

So ein Lesen habe ich noch nicht erlebt. Ich wusste nicht, worum es geht, eine Inhaltsangabe oder Klappentext gibt es bei dieser Gesamtausgabe nicht.

Keine Frage, das Buch ist gut zu lesen, entwickelt einen Sog, dem ich mich kaum entziehen konnte. Habe mir auch ein paar schöne oder interessante Stellen rausgeschrieben.

Aber: Bis zum Ende hin wusste ich irgendwie nicht, worum es eigentlich ging. Waren Betty und Elisabeth ein und dieselbe Person? Oder war die eine die Ältere, die sich an die Jüngere erinnert?

War ich beim Lesen nicht konzentriert genug? Außer dem allgemeinen Weltgeschehen, das ich mehr oder weniger erfolgreich verdrängen kann, plagen mich derzeit keine Probleme, die mich hätten ablenken können.

Eine Aufklärung habe ich dann im Nachwort erfahren. Mit diesem Wissen wäre es sicher ein anderes Lesen gewesen.


Inhalt

Eine junge Frau täuscht ihren Tod vor, um von ihrer Familie fortzugehen. Nach Jahren gesellschaftlicher und häuslicher Fesseln will sie aus der Rolle der Ehefrau, Mutter und Geliebten ausbrechen: ein eigenes Leben aufbauen, statt ein fremdbestimmtes Doppelleben zu führen.
Jahre später kehrt sie zurück in das Haus, das sie einst verließ – unerkannt vom eigenen Sohn, voller Erinnerungen und doch ohne Reue. 
"Eine Handvoll Leben" ist Marlen Haushofers erster Roman und verdichtet die verschiedenen Lebensentwürfe einer Frau, die sich für den Weg in die Unabhängigkeit entscheidet.  


Aus dem Vorwort

Fast siebzig Jahre nach Erscheinen von Haushofers ,Eine Handvoll Leben' haben sich diese unsichtbaren Wände nur unwesentlich verschoben. Sich öffentlich als Feminist:in zu bekennen, wird vielerorts weiterhin verhöhnt; Stellung zu beziehen, deswegen auch heute noch von vielen vermieden. Zu groß ist die Angst vor dem Ausschluss aus einem nach diskriminierenden Bauplänen errichteten Gesellschaftssystem, das sich immer wieder selbst neu errichtet.


Buchbeginn

Im Mai 1951 starb in einer österreichischen Kleinstadt ein gewisser Anton Pfluger an den Folgen eines Autounfalls. Auf dem Weg von seinem Landhaus in die Stadt fuhr er nämlich, ohne jeden ersichtlichen Grund, gegen einen Alleebaum und zog sich einen Schädelbruch und innere Verletzungen zu. Da er nicht mehr das Bewußtsein erlangte, nahm man an, eine plötzliche Übelkeit hatte ihn befallen. Anton Pfluger hatte wenige Tage zuvor seinen fünfzigsten Geburtstag gefeiert und vielleicht dabei des Guten etwas zuviel getan.


Zitate

Die ersten Monate im Internat verbrachte Elisabeth wie ein Mensch, den man brutal ins Wasser geworfen hat und der jetzt um sein Leben schwimmt, wild vor Todesangst und nicht imstande, um sich zu blicken. Nur ganz langsam konnte sie damit anfangen, ein wenig Ordnung in das Chaos von Eindrücken zu bringen. Diese Bemühungen, von wenig Erfolg gekrönt, sollten sie nun jahrelang beschäftigen.

In ihren Träumen nahmen die Ungeheuer überhand und nach wilden Kämpfen und großer Bedrängnis erwachte sie am Morgen matt und leer.

Dann fiel ihr die violette Hyazinthe ein, die jemand ihr zum Geburtstag geschenkt hatte.
Noch einmal stand sie vor der feuchtblauen Blüte und roch den erregenden Duft, ganz verloren an diese gewalttätige Schönheit. Nach drei Tagen wurden die glänzenden Blumenblätter matter und auch der Duft wurde schwächer. Am fünften Tag plötzlich, gegen Abend, strömte die Hyazinthe einen so wilden Geruch aus, daß man die Fenster aufreißen mußte. Die Spitzen der blauen Blüten bogen sich in schamlosem Todeskampf zurück und aus ihrer Mitte kam dieser süße und verzweifelte Geruch, der langsam zum Gestank des Todes wurde. Eine Stunde später stand die Blume welk und erschlafft und Elisabeth trug sie aus dem Zimmer.

Ein Gefühl des Triumphes ließ sie rascher atmen, erlosch aber sogleich wieder: die Vorstellung, Lenart könne anfangen, sie zu lieben, war beklemmend und furchteinflößend. Mit einemmal wußte sie, daß sie in Wahrheit nie gewünscht hatte, geliebt zu werden. Sie selbst konnte nur lieben, was für sie schwierig und unerreichbar war und sich ihr immer wieder entzog. Es gab nichts Enttäuschenderes, als eine Aufgabe gelöst, eine Sehnsucht gestillt zu haben und plötzlich ohne Wunsch zu sein.

Das Leben war einfach zu stark, um bewältigt zu werden.

 

13.2.24

Karin Michaëlis: Das gefährliche Alter (1910)

Aus dem Dänischen von Mathilde Mann

Mit einem Nachwort von Manuela Reichart


Inhalt

Als Elsie Lindtner, vierzigjährig, ins "gefährliche Alter" kommt, verläßt sie ihren Mann und zieht sich in die Einsiedelei zurück. Ohne männliche Häme will sie "die Jahre des Übergangs" leben. Als sie endlich begreift, daß sie in Wahrheit vor der Leidenschaft für einen jüngeren Mann flüchtete, ist es zu spät. Er liebt sie nicht mehr. Und ihr Mann hat sich längst mit einer Jungen getröstet.

Das gefährliche Alter, 1910 erstmals erschienen, wird zu einem literarischen Großereignis. Der Roman wird über 1 Million Mal verkauft. Dreimal wurde das Buch über die "zügellosen Gelüste einer Vierzigjährigen" (BZ am Mittag, 1910) verfilmt. Anfang des 20. Jahrhunderts noch ein Skandal, liest sich Karin Michaëlis' Roman über das "gefährliche Alter" heute wie ein Vademekum für Frauen in jedem Alter.


Buchbeginn

Liebe Lili,

es wäre passender gewesen, wenn ich Dir selbst die Neuigkeit überbracht hätte, um so recht in Deinem Entsetzen zu schwelgen, aber ich konnte mich nicht dazu entschließen.


Zitate

Was nützt all das Reden und Schreiben über die Gleichberechtigung der Geschlechter, solange wir eine von den vier Wochen des Monats Sklaven von etwas sind, das sich nicht überwinden läßt.

Nie vergeß ich den Brief, in dem sie mit wunderlich unsicheren Buchstaben geschrieben hatte: - Wenn Männer ahnten, wie es in uns Frauen aussieht, wenn wir über die Vierzig hinaus sind, sie würden uns fliehen wie die Pest oder uns niederschlagen wie tolle Hunde...
Auf diese Lebensphilosophie hin wurde die Frau eingesperrt. Sie hätte sie für sich behalten und nicht mit Kreide an die Wände ihres Hauses malen sollen. So etwas wird als Beweismaterial für Irrsinn angesehen.

Es sollte ein Klosterorden gegründet werden, im grpßen und munteren Stil der Frauen zwischen Vierzig und Fünfzig. Eine Art Asyl für die Opfer der Übergangsjahre. Denn es kommen ja im Leben einer jeden Frau die Jahre, wo ihr am besten mit einer freiwilligen Einsperrung oder auf alle Fälle mit einer vollständigen Absperrung von dem anderen Geschlecht gedient wäre.

Eine Frau, die es wagt, das Recht des Lebens in den späteren Jahren zu fordern, wird mit Abscheu betrachtet.

Am alten Markt war der Sonntag nicht besser. Dort hatte ich Richard vom frühen Morgen an. Es ist schlimm, sich allein zu langweilen... aber schlimmer, wenn man zu zweien ist. Daß Richard es doch niemals gemerkt hat! Er kam mir vor wie eine mahlende Mühle, wenn er sprach, und mir stäubte das Mehl in die Augen.

5.2.24

Selma Merbaum

Selma Merbaum wurde am 5. Februar 1924 in Czernowitz, Bukowina geboren. Ihre Eltern waren der Schuhhändler Max Merbaum und seine Frau Friederika, geborene Schrager. Sie war die Groß-Cousine von Paul Celan - die Väter der Mütter waren Brüder. Max Merbaum starb, als Selma neun Monate alt war. Ihre Mutter heiratete drei Jahre später Leo Eisinger.

Selma besuchte bis 1940 das ehemals private jüdische Mädchenlyzeum, das Hofmann-Lyzeum und begann schon früh mit dem Lesen der Autoren, die großen Einfluss auf ihr eigenes Werk ausüben sollten: Heinrich Heine, Klabund, Paul Verlaine, Rainer Maria Rilke und Rabindranath Tagore.

Im Oktober 1941 wurden Selma, ihre Mutter und ihr Stiefvater Leo Eisinger gezwungen, im Ghetto der Stadt zu leben. Am 28. Juni wurde auch Selma mit Familie und Verwandten in das Übergangslager Cariera de Piatra, in Transnistrien, verschafft. Von dort wurde sie in das Arbeitslager Michailowk östlich des Bugs deportiert - von Deutschen besetztes Gebiet der Ukrainischen Sowjetrepublik. Dort wurden die Häftlinge gezwungen, Steine für den Straßenbau für die Durchgangsstraße IV zu hacken.

Selma war erst 18 Jahre jung, als sie als verfolgte Jüdin entkräftet an Fleckfieber starb. Geblieben sind von ihr ein paar biografische Daten und 58 Gedichte, die sie hauptsächlich für ihren Freund Leiser Fichmann aus der zionistischen Jugendgruppe Hashomer Hazair geschrieben hat. Ihr Werk gehört mittlerweile zur Weltliteratur.

Leiser Fichman erhielt das Gedichte-Album von Else, Selmas Freundin. Er nahm es mit ins Arbeitslager, entschloss sich, nach Palästina zu flüchten und gab es Else zurück. Das Schiff, auf dem sich Fichman befand, wurde torpediert und er starb. So fanden sie ihren Weg mit Else durch Europa nach Israel.
Hier veröffentlichte sie Hersch Segal, Selmas Lehrer von der Jiddischen Schule, 1976. 400 Büchlein ließ er auf eigene Kosten drucken.
Es handelt sich dabei durchgängig um Liebes- und Naturgedichte, die von einer melancholischen Grundstimmung geprägt sind.


Als der Komponist David Klein auf die Gedichte von Selma stieß, machte er sich auf die Suche nach Sängerinnen und Sängern. Gefunden hat er:

Sarah Connor (erstmals auf Deutsch)
Xavier Naidoo
Yvonne Catterfeld
Reinhard Mey
Hartmut Engler (Pur)
Thomas D (Die Fantastischen Vier)
Joy Denalane
Jasmin Tabatabai
Volkan Baydar (Orange Blue)
Inga Humpe (2raumwohnung)
Stefanie Kloß (Silbermond)
Ute Lemper,
die Selma nach über 60 Jahren eine Stimme gaben.

Und wer vielleicht mit Gedichten nicht so viel anfangen kann, dem gehen diese Lieder und Stimmen bestimmt unter die Haut.

2.2.24

Christiane Ritter: Eine Frau erlebt die Polarnacht

Erst als an einer Stelle im Buch die Frage auftauchte, ob in Europa schon Krieg ist, stutzte ich und schaute mal nach: Das ganze Unterfangen fand schon 1934/35 statt. Die Autorin Christiane Ritter lebte von 1897 bis 2000.

Dabei war Christiane Ritter nicht etwa abenteuerlustig, als sie die Reise nach Spitzbergen antrat, nein, ihr Mann Hermann Ritter (deutscher nautischer Offizier, Pelztierjäger und Offizier der Kriegsmarine im Zweiten Weltkrieg, zuletzt als Leutnant zur See) meinte, sie müsse unbedingt ein Jahr auf Spitzbergen verbringen.

Den ersten Schock bekam sie schon mal, als er meinte, sie dürfte nur mitnehmen, was sie selbst tragen könne - also einen Rucksack voll an Gepäck.

Christiane Ritter war nicht die erste Frau, die es in die Arktis zog. Als erste weiße Frau, die in der Arktis überwintert hat, galt Josephine Peary (1863-1955), US-amerikanische Polarforscherin und Schriftstellerin.

"1893 erschien ihr Buch My Arctic Journal – a Year among Ice-Fields and Eskimos. Sie war die Ehefrau von Robert E. Peary, den sie bei seinen Versuchen, den Nordpol zu erreichen, aktiv unterstützte. 1955 ehrte die National Geographic Society sie mit der Medal of Achievement für ihre Verdienste um die Arktis. Isabel Coixet drehte 2014 über Josephine Peary den Spielfilm Nobody Wants the Night mit Juliette Binoche in der Hauptrolle." - Wikipedia

Ein Abenteuer wurde es dann aber doch. Und zum Schluss wollte Christiane Ritter gar nicht mehr weg von dort. Das Buch zeigt, wie weit wir Menschen uns schon damals von der Natur entfernt haben - auch von unserem eigentlichen Menschsein.


Inhalt

Im eisigen Spitzbergen, viele hundert Kilometer von der nächsten Siedlung entfernt und ohne die Hilfsmittel moderner Arktisexpeditionen, hat die Malerin Christiane Ritter ein Jahr lang allein mit ihrem Mann und einem Pelzjäger in einer Hütte gelebt. Was sie vom Schrecken der Schneestürme, von der Jagd auf Bären, Polarfüchse und Schneehühner und vor allem von der Grausamkeit monatelanger Finsternis erzählt, aber auch von der unvorstellbar strahlenden Schönheit des arktischen Sommers, ist der Schlüssel zu einer unbekannten Zauberwelt.


Buchbeginn

Die lockende Arktis

In einer Hütte in der Arktis zu leben, war von jeher meines Mannes Wunschtraum gewesen. Wenn in unserem europäischen Heim irgend etwas nicht stimmte, Kurzschluß, Rohrbruch, oder gar der Mietzins gesteigert wurde, meinte er immer wieder, so was könnte in einer Hütte in der Arktis nicht vorkommen.

Anschließend an eine wissenschaftliche Expedition blieb mein Mann in Spitzbergen, betrieb mit seinem Kutter Eismeerfang und, wenn alles vereist war, im Winter auf dem Festlande Pelztierjagd. Briefe und Telegramme kamen aus dem hohen Norden: "Laß alles liegen und stehen und folge mir in die Arktis."


Zitate

Wir fahren wieder in dichtem Nebel. Gefleckte graue Möwen fliegen ganz niedrig mit dem Schiff. Es sind ganz andere Möwen als die, die ich bis jetzt gesehen habe. Sie fliegen mit knappen, derben Flügelschlägen. Ihre stumpfen, verbissenen Gesichter sehen nach Kampf und Zähigkeit aus. In ihrem Anblick ahne ich zum erstenmal die unerbittliche Natur der Arktis.


Wir haben Vollmond. Was das bedeutet auf der vereisten Glatze der Erde, davon kann sich kein Mitteleuropäer einen Begriff machen. Uns ist es, als zerflössen wir im Mondlicht und als zehrte es uns auf. Es nützt nichts, wenn wir nach einer Mondscheintour zurückkehren in die Hütte unterm Schnee. Es ist, als verfolgte uns das Licht überallhin. Das ganze Bewußtsein ist grelle Helle, das ganze Bewußtsein verlangt zurück zum Mond.


Der Mediziner bewundert mein gesundes Aussehen und meine "unvergleichliche Seelenruhe".
Kunststück, wenn, wie hier, das Tagewerk nur aufs Lebensnotwendigste eingestellt ist und Tag und Nacht Zeit bleibt, der Natur zu leben. In unserer weiteren Unterhaltung bedauern wir alle Menschen der europäischen Städte, besonders die Hausfrauen, die, ohnedies abgehetzt vom beständigen Kampf mit Ruß, Staub, Motten und Mäusen, sich noch gegenseitig verpflichtet fühlen zu äußerem Schein. Wir sprechen weiter von Europas Kulturgenüssen, die uns dort so wertvoll sind, zum Beispiel die Musik, ohne die wir doch kaum zu leben vermögen, die die Seele erhebt und das Gemüt leicht macht. Merkwürdig genug, aber der Hunger nach Musik fehlt hier ganz. Unser Gemüt ist leicht, die Seele ist in einem dauernden Zustand der Erhebung. Die Natur scheint alles zu enthalten, was der Mensch für sein Gleichgewicht braucht.


Manchmal steigen wir auf die Berge. Nicht um Ausschau zu halten über das Eis. Nicht auf Schiffe warten wir. Nein, wir sind so wie alle Spitzbergener, die sich fürchten vor dem ersten Frühjahrsschiff. Nur nichts soll kommen, unseren Frieden zu stören!




24.1.24

Elizabeth Maguire: Fenimore

Elizabeth Maguire schreibt in Romanform über die Bekanntschaft zwischen Constance Fenimore Woolson, Großnichte von Fenimore Cooper, und Henry James. Sie lässt - ich benutze mal den Buchtitel - Fenimore - in der Ichform erzählen.

Von ihrem Großonkel hat sie die Weisheit,

"...man muß die Leser stets im ungewissen über das lassen, was als nächstes passiert. Die Menschen geben es nicht gerne zu, aber was sie in Wirklichkeit wissen wollen, ist, wie es ausgeht - am Schluß." (S. 27)

39 Jahre alt ist Fenimore, als ihre Mutter stirbt und sie sich nun endlich auf die Reise nach Europa machen kann. Seit zwanzig Jahren schon schrieb sie Geschichten und Skizzen, verdiente also ihr eigenes Geld. Sie galt als erster "weiblicher Regionalautor". (S. 31)

Doch sie hatte sich noch um eine Schwester und Nichte zu kümmern. Und ihre Reise konnte sie nur machen, wenn sie die beiden mitnahm. Und fahren muss sie, will sie doch unbedingt Henry James kennenlernen.

"Hat es Ihnen schon einmal das Herz gebrochen, wenn ein Buch zu Ende geht? Kennen Sie es, daß ein Schriftsteller Ihnen noch ins Ohr flüstert, lange nachdem sie die letzte Seite umgeblättert haben? Hätten nicht auch Sie gern einmal jene Person kennengelernt, die die Welt mit ihren Augen sieht, um das Gespräch mit ihr fortzusetzen?

So erging es mir mit Harry, lange bevor ich ihn leibhaftig begegnete." (S. 35)

Fenimore genoss die Überfahrt nach England. Den beiden anderen Frauen erging es da schlechter. Sie wurden seekrank. In London stellte Fenimore ihre Bedürfnisse hintan. Doch dann platzte ihr der Kragen:

"Achtet ihr mich so wenig, daß ich über meine Zeit und meine Gesellschaft nicht einmal so wie ein sechzehnjähriges Mädchen in den Ferien bestimmen darf?" (S. 41)

Ihr Wunsch, endlich Henry James zu treffen, erfüllte sich noch nicht. Sie erfuhr, dass er sich in Paris aufhielt, und so beschloss sie, nach Frankreich aufzubrechen. Doch dort verfehlte sie ihn, er war mittlerweile in Italien. Und er hatte absolut keine Lust oder Zeit, sich mit einer zweitklassigen Schreiberin zu treffen. Doch dann sollte es doch endlich klappen:

"In den nächsten Wochen machte Henry James mich zu seiner Aufgabe. An seiner Seite besichtigte ich viele herrliche Bilder. Er wollte, daß ich die Dinge so sah wie er. Darin war er wie die meisten Männer. Aber in anderen Dingen war er vollkommen anders - eine Quelle, von der ich am liebsten ewig getrunken hätte. Ich wünschte mir, so zu denken und zu fühlen wie der Künstler in ihm." (S. 48)

Die Freundschaft zwischen den beiden war wohl nicht ganz problemlos.

"Ich lief vor Harry fort. Und seinetwegen ließ ich King zurück, ohne zu wissen, wann ich ihn je wiedersehen würde und ob überhaupt. Plötzlich fühlte sich die Freundschaft mit Harry, um die ich mich so bemüht hatte, wie ein Joch an. Die Heftigkeit, mit der ich es am liebsten abgeschüttelt hätte, überraschte mich." (S. 98)

Er sah es nicht gerne, dass sie sich mit anderen Männern traf und legte ihr brieflich nahe, sich von ihnen zu trennen.

Fenimore hatte Probleme mit den Ohren. Das artete in Abständen zu starken Kopfschmerzen aus. Bevor sie an einen Spezialisten geriet, der sich tatsächlich um ihre Ohren kümmerte, hatte sie schon viele Ärzte konsultiert, die tatsächlich von ihr verlangten, sich nackt auszuziehen, damit sie ihren Bauch abklopfen konnten, um die hysterischen Wurzeln ihres Problems herauszufinden.

Auf dem Hügel von Bellosguardo in Florenz fand Fenimore ein Haus für sich. Es war noch gar nicht richtig fertig, da quartierte sich Henry James schon bei ihr ein. Als sie eines Tages von einem Spaziergang zurückkam, sah sie Henry auf der Terrasse, wie er sich vom Sohn des Koches "verwöhnen" ließ. Als sie ihn später darauf ansprach, gerieten sie in Streit und am nächsten Morgen war er weg.

Henry James neidete ihr ihren Erfolg. In der Zeitschrift "Harper's" tat er so, als bewundere er ihr Werk, doch "ließ der Meister es in Wirklichkeit aber nur klein erscheinen, heimatverhaftet und - was am schlimmsten war - weiblich. [...] Denn Zeile um Zeile hatte er das hinterlistige Porträt nicht nur eines Werks, sondern auch seiner Schöpferin entworfen." (S. 145/146)

Es war eine eigenartige Freundschaft. Fenimore hatte Henry gegenüber ihre Geheimnisse. So erzählte sie nichts über die Männer, mit denen sie sich traf oder über ihren Gesundheitszustand. Sie wusste, dass das Themen waren, die ihm unangenehm waren, andererseits nahm sie ihm so die Möglichkeit, sich als wahrer Freund zu erweisen. Aber nein, hier war sie egoistisch, weil sie weiterhin mit ihm zusammensein wollte.

Ein Arzt, der sich anscheinend nicht weiter mit ihrer Krankheit befassen wollte, verschrieb ihr Laudanum. Dr. Baldwin, der Arzt, der sich als einziger für ihre Krankheit interessierte und ihr helfen wollte, half ihr, von der Droge wieder runterzukommen.

Bei ihrem Ohrproblem konnte ihr anscheinend niemand helfen. Selbst die Spezialisten, die ihr Dr. Baldwin empfahl, entpuppten sich als unwillig, ihr tatsächlich zu helfen: "Die Begeisterung, mit der Ärzte einer fünfzigjährigen Frau Betäubungsmittel verschreiben, erstaunt mich immer noch. Ich glaube, sie würden alles tun, um uns zum Schweigen zu bringen. Unsere tatsächlichen Probleme langweilen sie offenbar zutiefst." (S. 230/231)

Und dann eröffnete ihr ein Arzt, dass ihre Ohrenschmerzen von einem Tumor her stammen und er sich wundere, dass sie immer noch lebt.

Bis zur letzten Seite ist mir Henry James nicht mehr sympathisch geworden.


Hier noch einige Zitate:

Für jemanden wie mich, die sich nur an ihre Arbeit gebunden fühlt, ist das Zuhause dort, wo die Phantasie blüht. Wo das Schreiben gelingt.

Immer noch kamen Harrys Briefe, manchmal zwei am Tag [...] Ich muß gestehen, daß ich, angesichts meiner eigenen Schreibpflichten, nicht immer mit dem Tempo seiner Korrespondenz Schritt halten konnte, doch ich tat mein Bestes. Wir teilten einander nicht nur mit, was wir erlebt hatten, sondern auch Ideen für Geschichten, kleine Szenen, künstlerische Zweifel und Theorien. Mein Traum von einer Schriftstellerfreundschaft begann sich zu erfüllen.


"Werden Sie sich Ihren Kontostand bei Harper's demnächst auch rahmen lassen, meine hochbezahlte Freundin?"
Oh, der Versuch, die Freude über meinen kleinen finanziellen Erfolg mit ihm zu teilen, war also ein Fehler gewesen! Mein Gesicht glühte.
"Natürlich nicht. Und Publikumsgunst macht aus mir noch nicht einen so schöpferischen Geist, wie Sie es sind, Harry. Mein Werk reicht nicht an den Saum des Ihren. Dessen bin ich mir vollkommen klar."
"Meine liebe Fenimore, ich wäre schon mit einem Bruchteil Ihres finanziellen Erfolgs sehr zufrieden. Wenn ich doch nur das Geheimnis von euch schriftstellernden Frauen lüften könnte. Nun ja." Er hielt inne.
Nichts ärgert einen Mann mehr als Eine Frau, die in einem Revier Erfolg hat, das er für sich beansprucht.

Lizzie drückte meine Hand. Wie ich ihr von den Lippen lesen konnte, flüsterte sie: "Und was, wenn er dich wirklich heiraten möchte?"
Die arme Lizzy begriff nicht, daß es das letzte war, was ich mir gewünscht hätte: Meine Talente auf immer zurückstellen, nur um in der zweiten Reihe hinter dem Meister zu stehen? Und meine Freiheit aufgeben, damit er jungen Männern, die er begehrte, nachjagen konnte? Niemals.

 

17.1.24

Brigitte Reimann: Die Geschwister

Die Geschichte spielt noch vor dem Mauerbau. Viele Menschen machen sich auf in den Westen. Was macht das mit denen, die zurückbleiben. Diese Zerrissenheit, aber auch das Verhältnis zwischen Partei und Künstlern fängt Brigitte Reimann wunderbar ein.


Inhalt

Die große Neuausgabe eines der meistdiskutierten Bücher der DDR-Literatur

Das Sensationsbuch erstmals so, wie die Autorin es schrieb

Dank eines Glücksfundes können wir diesen Roman, der aufgrund seiner verblüffenden Modernität derzeit international für Begeisterung sorgt, in einer ungekürzten, politisch ungeschönten Fassung auch hier neu entdecken.

Ostern 1961 erfährt Elisabeth, dass ihr über alles geliebter Bruder in den Westen gehen will, weil er in der DDR keine Zukunft sieht. Was wird bleiben von ihrer Gemeinsamkeit, wenn jeder seinen Idealen folgt? Wenige Tage hat sie noch Zeit, mit Uli zu reden. 

Die freiherzigere und mutigere, zugleich reifere und klarsichtigere Neuausgabe steht symbolhaft für das viel zu kurze Leben dieser faszinierenden Schriftstellerin, die sich selbst stets treu blieb. 


Buchbeginn

Als ich zur Tür ging, drehte sich alles in mir.

Er sagte: "Das vergesse ich dir nicht." Er stand gerade und ohne Bewegung mitten im Zimmer, er sagte mit einer kalten, trockenen Stimme: "Das werde ich dir nicht verzeihen."

Ich fand die Klinke, und draußen im Korridor hielt ich mich eine Weile an der Klinke fest, während ich auf seine Stimme wartete, auf einen Fluch oder darauf, dass er seinen Schuh gegen die Tür warf.

 

8.1.24

Petra Dittrich mit Rainer Moritz: Meine Inselbuchhandlung - Zwischen Bodden und Brandung

Inhalt

Direkt am kleinen, trubeligen Marktplatz von Gingst auf der schönen Insel Rügen hat sich die Rüganerin Petra Dittrich ihren Lebenstraum erfüllt: Nach zwanzig turbulenten Jahren in der Großstadt eröffnet sie hier ihre erste eigene Buchhandlung – trotz Risiken und Nebenwirkungen. Ihr Laden wird zu einem Wohnzimmer, für sie selbst sowie für all die Menschen, die sie hier besuchen und sich von ihr inspirieren lassen. Nach einem Morgenspaziergang am Meer bei Sturm und Regen wärmt sie sich mit einer Tasse Tee im Laden auf und begrüßt ihre Kundschaft mit einem Glas Sanddornlikör. Die Buchhändlerin hat für alle Lebenslagen das richtige Buch parat. Zu ihren Kund*innen gehören liebe und schräge Buchliebhaber*innen – eingefleischte Insulaner*innen ebenso wie Tourist*innen. Belohnt wird sie mit Marmelade aus Nachbars Garten, persönlichen Gesprächen und mit dem Deutschen Buchhandelspreis – zweifach! Und wenn Petra Dittrich mal frei hat, genießt sie den ganz besonderen Charme der Insel und zieht sich zum Lesen in die Dünen zurück.


 Buchbeginn

Ende Februar 2019. Nun ist es so weit. Ich stehe auf dem Gingster Marktplatz, es ist kalt, ein schneidender Wind fegt über die parkenden Autos hinweg. Wie immer um diese Jahreszeit sind die Einheimischen unter sich. Nur ab und zu verirren sich ein paar Touristen in den Ort. Ich schaue mich um, blicke hinauf zum wuchtigen Turm der St.-Jakobi-Kirche - bewusster als sonst, denn mit einem Mal habe ich Zeit, mir die geschweifte Turmhaube genauer anzusehen. Ich bin keine eifrige Kirchgängerin, doch auch dieser Bau gehört zu meinem Leben. Und dieses Leben nimmt nun eine Wendung, die ich mir nie vorstellen konnte ... und wollte.

Zitate

"Der Gingster Zauber hat mich irgendwann gepackt. Am Fuß der Kirche eine Buchhandlung zu betreiben, mich eins zu wissen mit Menschen, für die Taten mehr als Worte zählen - das ist bis heute meine allerbeste Gesundheitsvorsorge."

"Bis heute glaube ich fest daran, dass man manchmal sein Herz in beide Hände nehmen muss. Wer von einer Sache restlos überzeugt ist, wer für eine Sache brennt, der wird einen Weg finden."

"Ich weiß, Buchhändler ist ein Ausbildungsberuf, und mit keiner Silbe will ich bestreiten, dass man in dieser Phase viel lernen und sich auf seinen späteren Beruf vorbereiten kann. Dennoch glaube ich fest daran, dass man zur Buchhändlerin, zum Buchhändler geboren sein muss - wenn man es nicht als bloßen Job versteht, mit den Gaby Hauptmanns und E. L. James' dieser Welt möglichst schnell reichlich Umsatz zu machen. Anders gesagt: Ich bin überzeugt davon, dass es eine Art Buchhändler-Gen gibt, dass man tief in sich eine wahre Lust verspüren muss, in diesem Metier zu arbeiten."

Der Buchladen Rügen Gingst

7.1.24

Ingeborg Gleichauf: Denken aus Leidenschaft. Sieben Philosophinnen und ihre Lebensgeschichte

Inhalt

Die Philosophie, eine von Männern beherrschte Domäne? Die sieben hier porträtierten Philosophinnen beweisen das Gegenteil. Vom Mittelalter bis in unsere Zeit führt uns ihre Geschichte. Ein Buch, das zum Denken anregt und auch dazu, die eigenen Gedanken ernst zu nehmen.

Ein starker Wille und die ungehemmte Lust am Denken halfen den in diesem Buch porträtierten Frauen, eigenwillige Ideen zu entwickeln und sich in der von Männern beherrschten Welt zu behaupten. Dennoch haben sie das Leben nicht vergessen.

Christine de Pizan hat im Mittelalter ein heute für Frauen noch immer faszinierendes Werk verfasst; Karoline von Günderode verband Philosophie und Poesie, Rahel Varnhagen pflegte in ihrem Salon die Philosophie in Form gehobener Gespräche; Simone Weil setzte ihren scharfen Verstand ein im Kampf um die Rechte der Armen und Unterdrückten; Edith Stein, die als "Dame" nicht habilitieren durfte, resignierte dennoch nicht; Hannah Arendt hat es geschafft, Denken und Handeln, Philosophie und Politik zu vereinigen und Simone de Beauvoir entwickelte ihre eigene, von Sartre unabhängige Philosophie des Existenzialismus.

Sieben Frauen, die zeigen, wie faszinierend und lebendig das Denken sein kann. Ihr Beispiel macht Lust, auch das eigene Denken ernst zu nehmen. 

Buchbeginn

Vorwort
Philosophieren Frauen anders? Ist es nicht vielleicht sogar verfehlt, von Philosophinnen zu sprechen? Deren Existenz wurde in der Tat Jahrhunderte hinweg weitgehend geleugnet. Aber je mehr wir über ihre Geschichte erfahren, desto schneller werden die alten Vorurteile abgebaut.

Keine der sieben für dieses Buch ausgewählten Philosophinnen konnte ohne die Philosophie sein, aber sie lebten nicht nur für das Denken. Eigenwillig waren sie und manchmal schwer zu begreifen in ihrem Hang zur Exzentrik, zum Extrem.


Zitate

Lisette von Metting an Karoline von Günderrode: "Ich kann mich täglich weniger in die Welt und die bürgerliche Ordnung fügen, Karoline, mein ganzes Wesen strebt nach einer Freiheit des Lebens, wie ich sie nimmer finden werde."

Edith Stein: "Bücher nützten mir nichts, solange ich mir die fragliche Sache nicht in eigener Arbeit zur Klarheit gebracht hatte."

Simone de Beauvoir: "Wäre unser Leben unendlich, es löste sich in der Gleichgültigkeit des Universums auf."



Michaela Karl: "Noch ein Martini und ich lieg unterm Gastgeber" - Dorothy Parker - Eine Biografie

"Endlich! Endlich eine umfassende, mit Leidenschaft und Kenntnis geschriebene Biografie der wunderbaren New Yorker Schriftstellerin Dorothy Parker, die zu klug für Illusionen und damit für die Liebe verloren war und deren Leben und Schreiben uns zum Weinen und Lachen bringt."

Elke Heidenreich


Inhalt

In den Roaring Twenties war sie die Königin von New York. Ihre scharfe Zunge und ihr beißender Witz wurden Legende. Sie stritt mit Ernest Hemingway, schlief mit F. Scott Fitzgerald und soff mit Truman Capote. Dorothy Parker schrieb für Vogue, Vanity Fair und den New Yorker und gehörte zur legendären Tafelrunde des Hotels Algonquin, wo sich die kulturelle Szene der Stadt traf. Ihre sarkastischen Verse und pointierten Kurzgeschichten erzählen von zerplatzten Träumen und dem Warten auf das Klingeln des Telefons.


Buchbeginn

Prolog

Meine Reise zu Dorothy Parker

Dies ist eine Liebesgeschichte. Die Liebesgeschichte zwischen einer Stadt und einer außergewöhnlichen Frau. Die Liebesgeschichte zwischen New York City und Dorothy Parker.


Zitate

"Tragödien töten uns nicht, nur Chaos bringt uns um. Ich kann Chaos nicht ertragen."

"Das Gehalt ist Nebensache. Ich brauche nur genug, um Leib und Seele auseinanderzuhalten."

"Hass kann einen erfüllen, aber nicht ernähren."

"An dem Tag, an dem du Ungerechtigkeit akzeptierst, solltest du dich erschießen."