13.2.24

Karin Michaëlis: Das gefährliche Alter (1910)

Aus dem Dänischen von Mathilde Mann

Mit einem Nachwort von Manuela Reichart


Inhalt

Als Elsie Lindtner, vierzigjährig, ins "gefährliche Alter" kommt, verläßt sie ihren Mann und zieht sich in die Einsiedelei zurück. Ohne männliche Häme will sie "die Jahre des Übergangs" leben. Als sie endlich begreift, daß sie in Wahrheit vor der Leidenschaft für einen jüngeren Mann flüchtete, ist es zu spät. Er liebt sie nicht mehr. Und ihr Mann hat sich längst mit einer Jungen getröstet.

Das gefährliche Alter, 1910 erstmals erschienen, wird zu einem literarischen Großereignis. Der Roman wird über 1 Million Mal verkauft. Dreimal wurde das Buch über die "zügellosen Gelüste einer Vierzigjährigen" (BZ am Mittag, 1910) verfilmt. Anfang des 20. Jahrhunderts noch ein Skandal, liest sich Karin Michaëlis' Roman über das "gefährliche Alter" heute wie ein Vademekum für Frauen in jedem Alter.


Buchbeginn

Liebe Lili,

es wäre passender gewesen, wenn ich Dir selbst die Neuigkeit überbracht hätte, um so recht in Deinem Entsetzen zu schwelgen, aber ich konnte mich nicht dazu entschließen.


Zitate

Was nützt all das Reden und Schreiben über die Gleichberechtigung der Geschlechter, solange wir eine von den vier Wochen des Monats Sklaven von etwas sind, das sich nicht überwinden läßt.

Nie vergeß ich den Brief, in dem sie mit wunderlich unsicheren Buchstaben geschrieben hatte: - Wenn Männer ahnten, wie es in uns Frauen aussieht, wenn wir über die Vierzig hinaus sind, sie würden uns fliehen wie die Pest oder uns niederschlagen wie tolle Hunde...
Auf diese Lebensphilosophie hin wurde die Frau eingesperrt. Sie hätte sie für sich behalten und nicht mit Kreide an die Wände ihres Hauses malen sollen. So etwas wird als Beweismaterial für Irrsinn angesehen.

Es sollte ein Klosterorden gegründet werden, im grpßen und munteren Stil der Frauen zwischen Vierzig und Fünfzig. Eine Art Asyl für die Opfer der Übergangsjahre. Denn es kommen ja im Leben einer jeden Frau die Jahre, wo ihr am besten mit einer freiwilligen Einsperrung oder auf alle Fälle mit einer vollständigen Absperrung von dem anderen Geschlecht gedient wäre.

Eine Frau, die es wagt, das Recht des Lebens in den späteren Jahren zu fordern, wird mit Abscheu betrachtet.

Am alten Markt war der Sonntag nicht besser. Dort hatte ich Richard vom frühen Morgen an. Es ist schlimm, sich allein zu langweilen... aber schlimmer, wenn man zu zweien ist. Daß Richard es doch niemals gemerkt hat! Er kam mir vor wie eine mahlende Mühle, wenn er sprach, und mir stäubte das Mehl in die Augen.

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