19.12.20

Greta Garbo und Salka Viertel


 Die beiden begegnen sich im April 1930 zum ersten Mal. Sie verbringen den Abend auf der Terrasse und beiden war, "als kennten wir einander schon ewig".

Greta Garbo ist eigentlich recht menschenscheu, und so wundern sich Hausherr Ernst Lubitsch und seine Gäste darüber, dass sie Salka Viertel nicht von der Seite weicht. Diese ist gut zwanzig Jahre älter, nicht jung und hübsch genug für den Film, doch durch ihr selbstsicheres Auftreten eine imposante Erscheinung. Sie war mit Begeisterung Schauspielerin, ohne jedoch den großen Durchbruch geschafft zu haben: "Die vielen Partys entnervten mich allmählich. Außerdem gab es keinen Tag, an dem nicht zwei oder drei Damen vorbeischauten, stundenlang schwatzten und über ihre Dienstboten jammerten. Ich rebellierte: Ich wollte dieses sinnlose Gesellschaftsleben nicht länger mitmachen. Ich war es gewohnt, einen Beruf auszuüben, und um Hollywood zu ertragen, musste ich arbeiten."

Ab dem folgenden Tag verbringt die Garbo jede freie Minute bei dem Ehepaar Viertel. Sie genießt die ungezwungene Atmosphäre, die üppigen Mahlzeiten, das Streiten über Literatur und Theater. Silka schlägt ihr anhand von europäischen Romanen vor, Rollen zu spielen, in denen Frauen durch Höhen und Tiefengehen und ihren Weg finden. Sie selbst gibt Kostproben ihrer dramatischen Glanzrollen. Greta: "Ich bin so froh, dass Gott mir so viel Intelligenz geschenkt hat, zu begreifen, ,wie begabt Sie sind'."

Sie haben einen ähnlichen Humor. Salka in ihren Memoiren "Das unbelehrbare Herz": "Von ihren amerikanischen Filmen, in denen sie stets auf die Rolle der ,femme fatale' festgelegt war, hielt sie nicht viel. Sie karikierte sehr komisch die Gleichförmigkeit ihrer Verführungstechnik."

Salka ist sehr diskret und verschwiegen. In ihr Tagebuch schreibt sie: "Zumindest werde ich nicht dadurch unsterblich werden, dass mich die Klatschkolumnisten ,Garbos pal' (=Geliebte) nennen."

Greta setzt sich dafür ein, dass Salka eine Rolle in ihrem nächsten Film "Anna Christie" bekommt. Doch Salka ist mit Leib und Seele dem Theater verschrieben. Doch sie findet eine neue Lebensaufgabe: Sie wird Coach der bestbezahlten Schauspielerin. Nicht, dass diese das nötig hätte, doch sie brauchte eine Vertraute, einen ruhigen Pol. Und Greta ist es auch, die sie dazu ermutigt, Drehbücher zu schreiben.

Greta Garbo: "Wann immer es Streit gab wegen eines Skripts, hatte ich diese Frau, die für mich gekämpft hat. Sie war unermüdlich und arbeitete daran, bis es nicht mehr ging und fand immer irgendetwas Gutes, um das sich andere nie Gedanken gemacht hätten."

Gedankt hat sie es ihrer Freundin nicht so richtig. Brauchte Salka nämlich mal tatkräftige Unterstützung, stand sie alleine da. Und Salka ist von Greta abhängig. Das Risiko, für andere Studios und Stars zu arbeiten, kann sie nicht eingehen: "Doch Salka fühlt sich Greta verpflichtet, und da sie die Familie erhalten muss - nach Bertholds Flucht kommt sie auch für ihn auf -, wagt sie das Risiko eine freischaffende Autorin zu sein, nicht."

1947 trennen sich ihre Wege im Unguten. "Die Garbo dreht nie wieder einen Film, Salka versucht sich mühsam durchzuschlagen."

Nach einem lockeren Briefwechsel sehen sie sich erst 1960 wieder. Als Salka starb, besuchte Greta jahrelang ihr Grab, bis sie selber nicht mehr reisen konnte.

Quelle und Literatur:
Edelgard Abenstein: Wir sind einfach unzertrennlich - Berühmte Frauen und ihre beste Freundin, Knesebeck

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