8.3.21

Kate Chopin

Kate Chopin (1850-1904) ist vor allem durch ihren Roman "Das Erwachen" (1899) bekannt, der heute zum Kanon der englischsprachigen Literatur zählt.

Geboren wurde sie als Katherina O'Flaherty in St. Louis. Der Vater und ihre Schwester starben während ihrer Kindheit. Mit ihrem Mann, dem Plantagenerben Oscar Chopin lebte sie in New Orleans, wo sie sechs Kinder bekam. Als ihr Mann 1882 - Kate Chopin erfüllte in dieser Zeit ihre Rolle als Hausfrau - kehrte sie auf Drängen der Mutter nach St. Louis zurück. Diese starb im folgenden Jahr, was Kate Chopin in eine tiefe Krise stürzte, die sie überwand, als ein befreundeter Arzt ihr riet, mit dem Schreiben zu beginnen. In ihren Gedichten und Prosawerken steht immer wieder die Beziehung zwischen Mann und Frau im Mittelpunkt.

Ein erster Roman wurde 1890 veröffentlicht, viele Kurzgeschichten zuerst in großen Zeitschriften, die dann in zwei Sammelbänden veröffentlicht wurden. Doch je mehr sie sich entwickelte und begann, geltende gesellschaftliche Moralvorstellungen infrage zu stellen, wurde sie von ihrem Verleger stärker zensiert.

Mit ihrem Roman "Das Erwachen" löste sie 1899 einen Skandal aus, da sich die Protagonistin von Mann und Kindern trennt und sie versucht, sich selbst zu verwirklichen, was ihr in dieser Gesellschaft leider nicht gelingt. Kate Chopin erhielt für dieses Werk durchweg vernichtende Urteile, ihre Freundinnen kehrten ihr den Rücken zu und die Buchhandlungen nahmen es aus den Regalen.

Kritisiert wurde vor allem die detaillierten Schilderungen der Liebesaffären der Protagonistin, während es Kate Chopin darauf ankam, den Bewusstwerdungsprozess einer Frau zu zeigen, die es wagte, ihre Pflichten als Ehefrau und Mutter gegen individuelle Freiheit und Selbstbestimmung einzutauschen.

Eine weitere Kurzgeschichtensammlung konnte sie nicht veröffentlichen; so zog sie sich zurück und starb im August 1904 an einer Gehirnblutung.

Sie geriet in Vergessenheit. Erst 1969 erhielt ihr literarisches Schaffen mit einem Gesamtwerk die Anerkennung, die es verdient. Auch in den 1970er und 80er Jahren wurden in zahlreichen Publikationen erneut die Aufmerksamkeit auf ihr Leben und Werk gerichtet. "Das Erwachen" zählt heute als früher Roman der Frauenbewegung.


Es ist ein ganz leises Buch. Ist das aber nicht die Kunst des Schreibens? Beim Lesen direkt merkt man das gar nicht so richtig, weil es so stilles dahinplätschert. Aber dann, peng, wird einem bewusst, was da für Brennstoff drin ist. Was die Frau da eigentlich getan hat. Heutzutage ist das ja nichts mehr, aber zu der Zeit: Was für ein Stoff.

Und obwohl ich vorher schon was zu den Hintergründen gelesen habe, ist es mir erst im Nachhinein so richtig bewusst geworden.

8 Kommentare:

  1. Liebe Anne, alles Gute für Dich zum internationalen Frauentag. Ich habe Deinen Beitrag gern gebloggt.
    LG Angela

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    1. Danke Dir, liebe Angela. Dir auch einen schönen Frauentag.

      Liebe Grüße, Anne-Marit

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  2. Hallo, Anne,
    Dein Artikel passt wunderbar zum heutigen Tag des Weltfrauentags. Gefällt mir sehr. Auch heute gibt es viele Menschen, Frauen und Männer, die sich durch das Schreiben ihre Seele heilen konnten.
    LG, Mira

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    1. Hast Du schön geschrieben, liebe Mira.
      Ich habe schon weitere Frauen im Kopf, über die ich gerne schreiben möchte :-)

      Liebe Grüße, Anne-Marit

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  3. Hallo Anne , ich habe mir das ebook heruntergeladen, in zwei Tagen durchgelesen und war baff total erstaunt über die intensiven und aufrichtigen Gedankengänge der Protagonistin Edna. Die Autorin des Buch Kate Chopin schreibt so reich und verständlich, dass so manche*r Autor*in unserer Gegenwartsliteratur davon lernen und profitieren könnte.

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    1. Vielen Dank für Deinen Eindruck, liebe Angela. Das macht mich noch neugieriger. Es liegt hier schon bereit, ich möchte vorher nur noch eines zu Ende lesen. Bin richtig gespannt.

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    2. Liebe Anne, bist Du inzwischen zum Lesen des Buches gekommen? Falls nicht, ich kann es gut verstehen. Im Moment habe ich mich in einige Bücher verbissen ;-) , die da heissen : *Jaffa Road* von Daniel Speck - super geschrieben über einen Mann, der im /nach dem 2. Weltkrieg drei Familien hatte, die nichts voneinander ahnten. In Israel, Deutschland und Italien. *Gott wohnt im Wedding* von Regina Scheer, daß ich zu Weihnachten geschenkt bekommen habe. Auch ein Wahnsinnsbuch, welches in Berlin-Wedding spielt unter dem Motto *Ein altes Haus erzählt , was es in über 100 Jahren erlebt hat. Für mich interessant, da ich den Wedding sehr gut kenne und selbst in den siebziger Jahren dort lebt habe. Und noch so einige leichte Lektüren, die nicht sooo erwähnenswert sind...
      GLG Angela

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    3. Herjasses, ich wollte mich doch melden :-) Ja, liebe Angela, ich habe es regelrecht verschlungen, aber keine Rezi geschrieben. Nur ein paar Notizen: Es zeigt, wohin es Frau treiben kann, wenn sie kein selbstbestimmtes Leben führen darf. Edna hat gegen alle gesellschaftlichen Konventionen verstoßen. Dabei verläuft die Geschichte ganz langsam und leise. Wir erleben mit, wie ihre Entwicklung verläuft, von einer Nur-Ehefrau-Mutter zu einer Frau, die sich Gedanken darüber macht, was eigentlich sie selbst möchte und die es nicht mehr einsieht, dass ihre eigenen Wünsche nicht beachtet werden. Eine Geschichte, die ein trauriges Ende nimmt.
      Zuerst habe ich es nach dem Lesen in den Karton zum Verschenken gepackt. Aber als es mich drei Tage später immer noch beschäftigte, bekam es doch wieder seinen Platz im Regal.

      Liebe Grüße, Anne-Marit

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