25.6.19

Astrid Lindgren: Das entschwundene Land

In meiner DDR-Kindheit ist mir Astrid Lindgren nicht unter die Finger gekommen. Später dann lernte ich Pippi Langstrumpf als Fernsehserie kennen.
Und vor gut fünf Jahren erst habe ich Ronja Räubertochter kennengelernt. Das werde ich übrigens demnächst noch einmal mit Mira lesen.

Dieses Buch beginnt nun mit der Liebesgeschichte von Astrid Lindgrens Eltern. Sie hat sie wohl öfter von ihrem Vater gehört. Und sie selbst schreibt sie so schön nieder, dass es eine Wonne ist, sie zu lesen.

Schön auch die Liebesbriefe, die sie uns auszugsweise zu lesen gibt:

Die kleine, dumme, einfältige Wahrheit ist doch die, dass ich es viel schöner fände, wenn du hier wärst, und dass die Sehnsucht mir manchmal groß wird. Eigentlich hatte ich nicht vor, dies zu verraten, und ich bereue bereits, dass es hier steht, aber nun steht es einmal da und legt Zeugnis davon ab, wie leicht Mädchen sich verplappern.
S. 27

Nie habe ich es erlebt, dass jemand so liebevoll über seine Eltern geschrieben oder gesprochen hat, wie Astrid Lindgren es getan hat. Sie wuchs in einem Elternhaus voller Liebe auf. Natürlich hatten die Kinder auch ihre Pflichten. Früh schon mussten sie im Haushalt und auf dem Feld helfen. Aber sie hatten auch genügend Zeit für ihre Spiele. Und da wurden ihnen keine Grenzen gesetzt. Es war nicht schlimm, wenn sie nicht pünktlich zum Essen zu Hause waren. Sie mussten sich dann halt was aus der Speisekammer holen. Es wurde auch nicht über Missgeschicke geschimpft, für die sie nichts konnten.
Und, was ich sehr schön finde, die Eltern haben sich nicht geschämt, ihre Zuneigung füreinander auch vor den Kindern zu zeigen. Da wurde sich vor den Kinderaugen auch schon mal geherzt.

Im Weiteren erinnert sich Astrid Lindgren an die Mägde und Knechte auf den Höfen, die Landstreicher, Sonntagsschule, viele und fröhliche Familienfeiern, Viehmärkte, Schausteller und vieles mehr.

Der erste Gedanke aber, fragt man Astrid Lindgren nach ihren Kindheitserinnerungen, gilt der Natur.

Sie umschloss all meine Tage und erfüllte sie so intensiv, dass man es als Erwachsener gar nicht mehr fassen kann. Der Steinhaufen, wo die Walderdbeeren wuchsen, die Leberblümchenstellen, die Schlüsselblumenwiesen, die Blaubeerplätze, der Wald mit den rosa Erdglöckchen im Moos, das Gehölz rings um Näs, wo wir jeden Pfad und jeden Stein kannten, der Fluss mit den Seerosen, die Gräben, die Bäche und Bäume, an all das erinnere ich mich besser als an die Menschen. Steine und Bäume, sie standen uns nahe, fast wie lebende Wesen, und die Natur war es auch, die unsere Spiele und Träume hegte und nährte.
- S. 66f

Als Astrid fünf war, bekam sie die erste Geschichte vorgelesen. Das war ihr Durchbruch von der Welt der Natur in die Welt der Kultur. Als sie selbst lesen lernte, ging sie auf die Jagd, um ihren wilden Lesehunger zu stillen.

Ein Buch ganz für sich allein zu besitzen - dass man vor Glück nicht ohnmächtig wurde! Noch heute weiß ich, wie diese Bücher rochen, wenn sie funkelnagelneu und frisch gedruckt ankamen, ja, denn zunächst einmal schnupperte man daran und von allen Düften dieser Welt gab es keinen lieblicheren. Er war voller Vorgeschmack und Erwartungen.
- S. 74

Mit Liebe denkt sie an ihre gelesenen Bücher zurück. Und nein, es waren nicht nur Klassiker, die sie gelesen hat, sie verschlang auch billige Indianerhefte und die Liebesromane von Hedwig Courth-Mahler.

Astrid Lindgren legt Eltern ans Herz, ihren Kindern Bücher zu schenken. Mit ihnen zu lesen und mit ihnen über das Gelesene zu sprechen.
Und auf den letzten Seiten erzählt sie noch etwas darüber, woher ihre Einfälle für ihre Kinderbücher gekommen sind.

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