3.7.19

Eliza Orzeszkowa

Eliza Orzeszkowa wurde am 6. Juni 1841 in Milkowszczyzna b. Grodno (Polen) geboren.
Sie war die Tochter des adligen Gutsbesitzers Pawlowski. Erzogen wurde sie zu Hause, von 1852-57 dann in einem Warschauer Klosterinternat. 1858 heiratete sie den Gutsbesitzer Piotr Orzeszko, der infolge des Aufstandes von 1863 nach Sibirien verbannt wurde. Mit ihm lebte sie auf einem Landgut in Polesien. Die Ehe endet unglücklich und wird 1869 geschieden; Eliza lebt dann sehr gesellig auf Gut Ludwinow und gründete eine Dorfschule. Von 1879-1882 arbeitete sie für einen Verlag in Wilna. 1894 heiratete sie ein zweites Mal, doch der Mann starb kurz darauf, sie selbst wurde herzkrank.
Am 18. Mai 1910 starb Eliza Orzeszkowa in Grodno.

Ab 1864 führte sie naturwissenschaftliche Studien durch. Nach der Scheidung ging es in ihren Romanen um die Unterdrückung intellektueller Frauen durch verständnislose Männer.
Henry Thomas Buckle, Herbert Spencer und John Stuart Mill beeinflussten Eliza Orzeszkowas Überzeugung von der „Nützlichkeit“ der Literatur. Diese erläuterte sie 1866 in dem Artikel „Kilka uwag nad Powie´scia“ (Einige Bemerkungen über den Roman) und 1873 in den „Listy o literaturze“ (Briefe über Literatur).
Sie schrieb gegen feudale Anachronismen, die Unfreiheit der Frauen und die Diskriminierung ganzer sozialer Gruppen. Und sie schrieb den ersten Frauenroman der polnischen Literatur: „Marta“ (1873).
Allgemeine Anerkennung bekam sie dann aber erst 1874 mit „Eli Makower“, einer Erzählung, die in die Tiefen der polnisch-jüdischen Beziehungen dringt und auch künstlerisch gelungen ist.
Bisher prägten ihre Bücher die Hoffnung auf Erneuerung durch die bürgerliche Intelligenz. Später änderte sich das in Skepsis gegenüber der industriellen Entwicklung bis zur Hinwendung zu national-geschichtlichen Themen.
Ihr „Brief an die deutschen Frauen“ von 1900 gilt als Meilenstein der polnischen Frauengeschichte.
Ihr Werk ist vom Gedanken tiefster Humanität durchdrungen.

Zwei ihrer Romane - Der Australier und Die Hexe - kann man auf Gutenberg lesen.



Marta
Mit dem kleinen Roman „Marta“ gelang der polnischen Schriftstellerin Eliza Orzeszkowa (1841–1910) vor über hundert Jahren der Durchbruch zu weltweiter literarischer Anerkennung. Die Geschichte der Marta Swicka, die, aus „gutem Hause“ stammend, in der Wärme wohlbehüteter Verhältnisse aufgewachsen, sich plötzlich gezwungen sieht, für sich und ihr Kind einen ermüdenden Kampf um die nackte Existenz zu führen, nahm die Autorin zum Anlass, den Finger auf die unhaltbare Rechtlosigkeit der Frau in der bürgerlichen Gesellschaft zu legen. Mit dem unbestechlichen Blick des Realisten, mit dem sie sich in ihren späteren Werken, wie der „Hexe“ (1885) oder dem „Njemenfischer“ (1888), liebevoll auch der Gestalten des einfachen Volkes annimmt, unterzieht sie die vom Mann bestimmten Konventionen, Klischees und Denkgewohnheiten einer spöttischen Kritik und mißt diese an den hohen Idealen des bürgerlichen Humanismus. Die damals knapp dreißigjährige Schriftstellerin, die heute neben Boleslaw Prus und Henryk Sienkiewicz zu den Begründern des Realismus in der polnischen Prosa zählt, konnte sich dabei auf eigene bittere Erfahrungen berufen, die sie sammeln musste, ehe sie in ihrer Heimat als bedeutendste Autorin des 19. Jahrhunderts gefeiert wurde.
Verlag der Nation 1990



Die Hochwohlgeborenen
In den „Hochwohlgeborenen“ erzählt die polnische Schriftstellerin Eliza Orzeszkowa (1841-1910) eine einfache Geschichte aus dem Volksleben ihrer Heimat – die verschmähte Liebe eines hochbegabten Bauernsohnes zu einem adligen Mädchen. Salusia, eine der liebreizendsten Gestalten der polnischen Literatur, folgt zunächst der Stimme ihres Herzens und wendet sich empört gegen ihre Familie, die sie mit einem reichen Jüngelchen verheiraten will. Wie ein unheildrohendes Verhängnis rückt die Standesheirat näher. Schwankend zwischen dem verlockenden Besitz der Güter, auf denen sie ein sorgenfreies Leben als „Herrin“ führen könnte, und einer Ehe, die ihre Sehnsucht nach Wärme, gegenseitiger Achtung und Liebe stillen würde, verzögert Salusia ihre Entscheidung – bis es zu spät ist. Jerzy aber, dem Salusias Herz bis zuletzt gehört, verkörpert jene Söhne der ehemaligen Leibeigenen, die sich im Bewußtsein ihrer Tüchtigkeit, ihres Bildungsdranges und ihres wachsenden Einflusses vom Dünkel der „Hochwohlgeborenen“ nicht mehr imponieren lassen. Von diesen jungen Intellektuellen und von der Masse der einfachen, urwüchsig gesunden, mißachteten Bauern – nicht aber von den Schlachtschitzen erwartet die Autorin die Wiedergeburt ihrer Nation.

Verlag der Nation 1978

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