15.5.21

Marian Engel

geb. 24. Mai 1933 in Toronto, Ontario
gest. 16. Februar 1985 in Toronto, Ontario

Ihre ersten Lebensjahre verbrachte Marian Ruth Engel, geb. Passmore, in Pflegefamilien, bis sie dann von Frederick Searle und Mary Elizabeth (Fletcher) Passmore adoptiert wurde. Die Familie zog oft um, sodass sie ihre Kindheit in Port Arthur, Brantford, Galt, Hamilton und Sarnia im Südwesten von Ontario verbrachte. Sie studierte an der McMaster University in Hamilton, Ontario, und an der McGill-Universität in Montreal und unterrichtete nach dem Studium an der McGill-Universität und der University of Montana. Ihr Mentor an der McGill war der Autor Hugh MacLennan, mit dem sie bis zu ihrem Tod korrespondierte. Mit einem Stipendium studierte sie an der Université d'Aix-Marseille in Aix-en Provence, Frankreich, ein Jahr französische Literatur und arbeitete im Anschluss in England als Übersetzerin und war tätig an ihrem unveröffentlichten Manuskript Women Travelling Alone.

Marian Engel lernte den Krimi-Autor und Radioproduzenten der Canadian Broadcasting Corporation (CBC) kennen und heiratete ihn 1962 in England. Zwei Jahre später war das Paar zurück in Toronto, wo sie eine Familie gründeten. Sie bekamen Zwillinge und Marian verfolgte ihre Karriere als Schriftstellerin. 1977 ließ sich das Paar nach zweijähriger Trennung scheiden.

In den folgenden Jahren unterrichtete Marian Engel an verschiedenen Unis.

Schon zu Beginn der 1970er-Jahre setzte sich Marian Engel leidenschaftlich für die Rechte kanadischer Schriftsteller*innen auf nationaler und internationaler Ebene ein. 1973 wurde die Writers Union of Canada gegründet, deren erste Vorsitzende sie war; auch die ersten Treffen fanden in ihrem Haus in Toronto statt. Sie half auch dabei, die Public Lending Right Commission von 1975 bis 1978 als Treuhänder im Toronto Public Library Board einzusetzen. Und sie engagierte sich für Renten für Schriftsteller*innen und Lizenzgebühren aus Bibliotheksleihen.

Sie skizzierte eine Vision für eine Autorenentschädigung auf der Grundlage von Statistiken zur Bibliotheksauflage. Sie argumentierte, dass von den Autor*innen erwartet werde, dass sie von dieser dampfförmigen Substanz Prestige leben, und schlug vor, dass die unentgeltliche Verwendung der Werke kanadischer Schriftsteller*innen eine Verletzung des Urheberrechts darstellt (siehe Maclean-Leitartikel Unsere Autoren werden abgezockt von 1974.

Marian Engel gehört zu den wichtigsten Vertreterinnen zeitgenössischer kanadischer Literatur. Meistens stehen Frauen mit ihren täglichen Lebenserfahrungen in ihren Büchern im Mittelpunkt. Sie beschäftigte sich mit Beziehungen zwischen Müttern und Töchtern, die auf Erkundungen der Identitätsbildung und subjektiven Erfahrungen beruhten. Auch doppelte Identitäten war ein häufiges Thema bei ihr, um die Herausforderung der Wahl zwischen dem Hin und Her des täglichen Lebens zu veranschaulichen - nämlich traditionelle Geschlechterrollen und die imaginäre Möglichkeit des Anderen.  Die Autorin Alice Munro bemerkte, dass Engel eine der ersten war, die das Leben von Frauen in ihrer verworrensten Form untersuchte, um zu zeigen, dass es möglich war, nicht nur zu schreiben, sondern auch veröffentlicht zu werden, wenn man über weibliche Erfahrungen schreibt. 

Zu ihren Werken gehören auch drei Kinderbücher.

Ihr berühmtestes und umstrittenstes Werk ist die Novelle Bär (1976), eine Geschichte erotischer Liebe zwischen einer Archivarin und einem Bären. Ihr Herausgeber bei Harcourt Brace lehnte das Manuskript wegen seiner relativen Kürze, gepaart mit seiner extremen Fremdheit ab. Es wurde schließlich von McClelland & Stewart veröffentlicht, nachdem es von Robertson Davies verfochten wurde. 1976 gewann sie damit den Literaturpreis des Generalgouverneurs für Belletristik.
Laut der DNB ist Bär auch der einzige ins Deutsche übersetzte Titel von ihr.

Der Writer's Development Trust of Canada richtete nach Marian Engels Tod den Marian Engel Award in Höhe von 10.000 US-Dollar ein, der einer Schriftstellerin in der Mitte ihrer Karriere jährlich verliehen wurde. Die Idee dazu kam von Freund*innen und Kolleg*innen, die auch einen Stiftungsfonds gründeten. Margaret Atwood war die erste Spenderin.

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