14.5.21

Shirley Jackson: Wir haben schon immer im Schloss gelebt

Da das Buch vom Festa-Verlag rausgebracht wurde, habe ich mich irgendwie auf Horror eingestellt. Auch der schwarze Schutzumschlag mit dem roten Auge lässt eine Lektüre in diese Richtung erwarten. Doch von Horror habe ich nichts mitbekommen. Außer dem, dass wieder mal bestätigt wird, wozu eine aufgeheizte Menschenhorde fähig ist. 

Nichtsdestotrotz kann ich mich Neil Gaiman anschließen, der über Shirley Jackson meint: "Eine erstaunliche Autorin ... Wenn du sie nicht gelesen hast, hast Du etwas Wunderbares verpasst."

Denn Horror oder nicht, Shirley Jackson ist eine Erzählerin par excellence. 

Merricat lebt mit ihrer Schwester Constance und dem kranken Onkel Julian, der an den Rollstuhl gefesselt ist, im Schloss der Familie Blackwood am Rande eines Dorfes. Der Rest der Familie wurde vor Jahren vergiftet. Als Verdächtige galt Constance, sie wurde jedoch vor Gericht freigesprochen. Seitdem sind sie aus der Gemeinschaft ausgestoßen.

Es ist bedrückend zu lesen, wie abgeschnitten die drei Menschen im Schloss von allem sind. Einzig Merricat verlässt einmal in der Woche das Heim, um im Dorf Erledigungen und Einkäufe zu machen. Doch die drei scheinen glücklich zu sein. Erst als Cousin Charles auftaucht, der unbedingt an den Inhalt des Familiensafes kommen will, gerät das Gefüge ins Wanken.

Das Lesen der Geschichte war unheimlich spannend. Nicht nur allein, weil ich mich fragte, wann nun der Horrorteil beginnt. Nein, Shirley Jackson versteht es, so zu erzählen, dass man jedes Wort, jeden Satz, jeden Absatz, jedes Kapitel in sich aufsaugt. Ich freue mich wahnsinnig darauf, mehr von ihr zu lesen.

Kurzbiografie Shirley Jackson

2 Kommentare:

  1. Also, ich selbst, Anne, lese dieses Genre nicht so gerne, wie Du weißt. Aber auf dieses Buch habe ich Geschmack gefunden. Mich würde es nicht stören, wenn sich der Inhalt nicht als eine Gruselgeschichte entpuppen würde. Aber alles drum herum finde ich super spannend, weil mich die Handlung fasziniert und die Charaktere der Figuren.Schön fand ich zudem auch, wie Du selbst den Zugang und Deinen Reiz zu dieser viel zu wenig in Gänsehaut versetzten Story hast finden können. Manchmal lohnt es sich,auch beim Lesen Kompromisse zu schließen. Eben dies lockt (mich) zum Lesen an, würde mein Zeitbudget es nur erlauben.

    Alles Liebe
    Mira

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    1. Horror an sich mag ich auch nicht, liebe Mira. Die Filme, die ich damals nach der Wende gesehen habe, haben meinen Bedarf gedeckt. Aber Geschichte, in denen es um Häuser oder, wie hier, ein Schloss, geht, wo es ein bisschen unheimlich ist, das mag ich ganz gerne. In dieser Hinsicht hätte ich enttäuscht sein können von dem Buch, wenn es nicht eben so toll wäre.
      Ich kann mir gut vorstellen, dass es etwas für Dich wäre, da das Zusammenspiel - besonders der beiden Schwestern - doch tiefer geht. Allerdings habe ich mir das dann erst nach dem Lesen im Netz erlesen, was dann für mich auch noch mal ein Aha war.
      Liebe Grüße, Anne-Marit

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